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Vom Zwang höhere Lebensmittelpreise verspeisen zu müssen

15.06.2007  |  Richard Daughty
- Seite 2 -
In meinen Kopf schwappen die ganzen Zahlen und die schrecklichen Folgen einer solchen Inflation bei den Lebensmittelpreisen durcheinander; das alles brachte mich so sehr aus dem Gleichgewicht, dass es mir die Sprache verschlug, als ich weiter las und sie dort schrieben: "Nach Schätzungen des privaten Forschungsinstituts Bernstein, wird ihr firmeneigener Lebensmittel-Rohstoff-Index (er verfolgt die Preise von 12 landwirtschaftlichen Rohstoffen, die von Lebensmittelfirmen verarbeitet werden wie: Weizen, Gerste, Milch, Kakao und Speiseöle) eine diesjährige Kosteninflation von 21% anzeigt. Dies ist die höchste Steigerungsrate seit der Einführung des Index vor etwa 10 Jahren.".

Einundzwanzig Prozent Preissteigerung! Jetzt wissen sie warum ich vor Angst fast verrückt werde!
Aus diesem oder jenen Grund habe ich nie wirklich den Namen des kleinen, blöden ökonomischen Modells wahrgenommen, welches von der Notenbank benutzt wird, um über finanzpolitische Maßnahmen zu entscheiden. Dank der in der Financial Times erschienen Kolumne "Gold Tells a Sad Story of Asset Deflation in the Future" von John Dizard kenne ich ihn jetzt! Er lautet: Dynamic Stochastic General Equilibrium Modell.

Ich springe auf! Ich rufe laut: "Haben sie gerade Dynamic Stochastic General Equilibrium gesagt?" Da fällt mir natürlich Ambrose Bierces Definition von ’Erfinder’ ein, die ich jetzt als Definition für "Notenbank-Ökonom" paraphrasieren werde - also: ’eine Person, die eine raffinierte Zusammenstellung aus Rädern, Waagerechten und Federn macht und dies dann Ökonomie nennt’. Hahaha!

Ich bemerke sogleich, dass meine clevere, geistreich-witzige Bemerkung Herrn Dizard nicht beeindrucken wird, da sie nur plumper, missglückter und geistloser Ideenraub ist. Bedauerlichweise, ist das schon das Beste, was ich zustande bringe, ich bin ja ganz offensichtlich geistig behindert. Doch wenn ich dann versuche für mein Auto einen Parkaufkleber für behinderte Personen zu bekommen, dann sagt mir die Rotznase von Angestellten, dass "absoluter Mangel an Geist und Raffinesse in geschriebener oder gesprochener Ausdrucksform", laut seiner eigenen Definition und laut seinem kleinen Scheiß von "Regeln und Vorschriften", KEINE offiziell anerkannte Behinderung ist!

Und nur das es mal gesagt wurde: Das Boshafte Mogambo-Verbalattacken-Syndrom (BMVS) ist auch keine offiziell bestätigte Kategorie der Behinderung, aber sicherlich ist es eine Art kriminelles Vergehen, das mit bärbeißigen Polizisten und Handschellen einhergeht. Sehen sie diesen ganzen sinnfreien, schlimmer werdenden Mist, den ich jeden verdammten Tag meines Lebens ertragen muss?

Herr Dizard - erschüttert von meiner Faulheit einerseits und dem schockierenden Hang zum Plagiat und zum Betrug andererseits, verschlägt es plötzlich die Sprache - was uns die Gelegenheit gibt ein wenig Forschung zu betreiben.

Während er noch ein wenig braucht, um wieder zu Sinnen zu kommen, werden wir uns das mal genauer anschauen. Wir schleppen das große Mogambo-Mikroskop-Für-Genaueste-Prüfung (MMFGP) heran und nehmen das erste Wort "Dynamic" unter die Lupe. Ich stelle fest, dass dieses Wort nur deshalb gewählt worden ist, da es professioneller klingt als “Super-Duper“. Es kann auch anders interpretiert werden und würde bedeuten: "Wir haben ja gar keine Ahnung, was wir eigentlich machen und anstatt das Modell, so wie es ist, ein für alle Mal zu behalten, werden wir immer sehr dynamisch unsere wertvollen, kleinen Gleichungen anpassen und wir fummeln immer ein bisschen am Modell herum, damit es nicht weiterhin so falsch, wie es verdammt noch mal sonst immer gewesen ist, bleibt. Das lässt uns wie ein Haufen Trottel und Clowns dastehen und das schmerzt höllisch, gerade weil wir jetzt auch wissen, dass wir ein Haufen Trottel und Clowns sind, die an diesen dämlichen Dynamic Stochastic General Equilibrium-Scheiß glauben!“
Als nächstes: das Wort "Stochastic". Schaut man im Wörterbuch nach (im MIT Dictionary of Modern Economics) findet man: "Beliebiger Variation unterliegend". Hahaha!

An diesem Punkt erlauben sie mir bitte eine kleine Geschichte zu erzählen. Nein, es diesmal nicht die Geschichte, wie ich in einer Blockhütte geboren wurde, wie ich auf diesen dummen, rückständigen Planeten kam, als Baby in Begleitung meines Volkes im interstellaren Urlaub und wie unsere fliegende Untertasse 1947, in Roswell/New Mexico abstürzte. Nein, dies ist einen andere Geschichte, eine traurige Geschichte einer vergeudeten Mid-Life-Crisis, in der ich, am Rechner sitzend, viele, viele Stunden verbrachte, um ein Programm zu schreiben, mit dem präzise Strategien für das Black-Jack-Spiel ausprobiert und entdeckt werden können. Ich suchte den kleinen statistischen Vorteil, der mir in 50,001% der Fälle - auf lange Sicht - ein Gewinner-Blatt an die Hand gibt.

Mein löbliches Ziel war es endlich aufzuhören für Chefs zu arbeiten, die mich auf den Tod nicht ausstehen konnten. Das, so dachte ich, wäre ein wirklich schöner Wechsel in meinem lächerlichen Leben: Sich ein Luxus-Leben gönnen, indem man sich ganz einfach auf seinen dicken Hintern setzt, Black Jack in einem stilvollen Casino spielt und sich laut beschwert, wenn man nicht alles wieder rausbekommt.
Es ist nun mal so, dass ich mit "stochastischen Ergebnissen" sehr, sehr, SEHR gut vertraut bin und auch mit beliebiger Variation ... irgend etwas wird letztendlich passieren, mit statisch-vertrauenswürdiger Präzision - in deinem kleinen "langfristigen" Zeitrahmen! Todsicher!

Aber reden wir jetzt mal nicht darüber, wer mich alles hasst und auch nicht darüber, wie die "Wahrscheinlichkeitsrechnung" versucht hat mich zu kriegen, sondern über das ökonomische Modell der Notenbank. Was das betrifft, so habe an jedem Wort im Namen der Theorie etwas auszusetzen. Also kommen wir daher zu Wort "General", dass ganz offensichtlich als ein weiteres "Füllwort" dient, um zwischen den Wörtern Stochastic und Equilibrum zu stehen und an sich nicht heißen zu wollen.
Ohne dieses Wort jedoch würden die Wörter Stochastic und Equilibrium direkt nebeneinander im Titel stehen - was auf folgendes Konzept hinausliefe: "Stochastic Equilibrium". Das ist aber derart aberwitzig, dass die bloße Nebeneinanderstellung der beiden Wörter, den ganzen dahinter steckenden Stumpfsinn schlagartig offen legen würde.

Kommen wir schließlich zu "Equilibrium". Ein Wort, das so besänftigend ist und einen so beruhigenden und Geborgenheit versprechenden Klang in sich trägt, dass es nur meinen kann: Alles kommt zur Ruhe und wird wieder perfekt. Ich will jetzt gar keine Unruhe verbreiten und die Tatsache erwähnen, dass es immer noch andauernde theoretische Diskussionen darüber gibt, ob ein wirtschaftliches Gleichgewicht überhaupt existiert. Aber ich werde darüber hinweggehen und feststellen, dass die Notenbank behauptet, dass das Equilibrum EXISTIERT; ihr schnuckliches Wirtschaftmodell hat ein System konstruiert, das das Gleichgewicht zwingt, zu erscheinen - Dank der, an jeder Ecke auftauchenden = Zeichen.

Herr Dizard ist zu gescheit, um sich in den undankbaren und bodenlosen Morast einer Diskussion mit mir ziehen zu lassen (das versetzt mich in Wut, die nach endlosen Gegenattacken ruft) oder aber mit mir einer Meinung zu sein (was mich nur noch ermuntert, endlos und monoton weiter zu machen) - er sagt nur ganz schlicht: "Die Zentralbanken sind der Meinung, dass von ihrem Leitmodell, dem Dynamic Stochastic General Equilibrium-Modell, die richtigen Signale ausgehen. In Zeiten, in denen die Wirtschaft vor Wendepunkten steht, haben die Zentralbanken ein Problem. Zu solchen Zeiten, da korrekte Einschätzungen von ihrer Seite am dringendsten benötigt werden, erweisen sich ihre Angaben, denen sie vertrauen, als höchst unzuverlässig."

Und plötzlich spende ich ihm Beifall und schreie "Bravo! Haben sie schön gesagt! Aber die Zahlen gibt es doch, Junge! Sie ignorieren sie bloß und sie verändern sie! Würden sie reale, unbereinigte Zahlen benutzen, dann würde auch ihr Modell angeben, dass die Preisinflation schon überall ist und zudem: "Wir sind verdammt noch mal verloren!".




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