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Wie hoch ist der Goldpreis? Das kommt darauf an...

21.09.2020  |  Dr. Keith Weiner
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Er ist gefährlich, weil es eigentlich ein risikofreier Handel sein sollte. Sie verkaufen einen Metallbarren und verwenden 100% Bargeld, um eine Future zu kaufen. Es kann keinen Margin Call geben. Dennoch starrt jeder auf seinen Bildschirm, sitzt auf den eigenen Händen und tut gar nichts. Weil es tatsächlich ein Risiko gibt. Das Risiko, dass der Papierkontrakt nicht eingehalten wird und Sie Ihr Gold verlieren. Das ist eine Angst, dass das Bankensystem insolvent geht; dass es nicht liefern wird, weil es das nicht kann. Gold-Backwardation ist der Bote eines Dollarkollapses.


April 2020: Ein einziges, großes Contango

Es ist ebenfalls möglich, dass der Futurespreis deutlicher gegenüber dem Spotpreis steigt. Dies war als Folge von COVID der Fall. Grund dafür war die Tatsache, dass viele Scheideanstalten schlossen. Arbitrageure waren sich ihrer Fähigkeit unsicher, einen 400-Unzen-Barren zu vier 100-Unzen-Barren zu schmelzen. Der COMEX-Markt benötigt kleinere Barren; man kann keinen 400-Unzen-Barren liefern.

Während Scheideanstalten aufgrund Virus-Lockdowns geschlossen waren, war es nicht möglich, das, was man in London erwarb, zu dem umzuwandeln, was man in New York verkauft (oder es war deutlich schwerer, dies zu tun). Also waren Arbitrageure dazu gezwungen, an den Seitenlinien zu sitzen, selbst als eine sehr saftige, weite Spread auftauchte. Hier ist ein Chart dieser Spread. Sie ist mit dem Dollarpreis in Gold überlagert (invertiert zum Goldpreis in Dollar).

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Am 13. April erreichte die Basis - die Spread zwischen Spot und Futures - 15%. Die Goldbasis ist die annualisierte Ertragsrate, vergleichbar mit den Zinsen, die man während dieses Trades erhalten könnte. Sie liegt bei etwa 44 Dollar je Unze. Üblicherweise gibt es kein derart großes Contango am Goldfuturesmarkt (wenige Backwardations traten periodisch seit Dezember 2008 auf). Die Auswirkungen des Lockdowns aufgrund des Virus waren präzedenzlos.


Wie sieht es mit dem Einzelhandelsgoldmarkt aus?

Die Spread zwischen dem Einzelhandelsgoldpreis und dem Spotpreis ist deutlich volatiler, wenn man sie mit der Spread zwischen Spot- und Futuresmärkten vergleicht. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Produktionskapazität, vor allem der Rohlinge, die für Münzen und kleine, geprägte Barren verwendet werden, inelastisch ist.

Es ist ein Boom- und Bust-Markt und niemand möchte in den Kauf von Werkzeugen investieren, um temporäre Nachfrage zu befriedigen, die bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Maschinen ankommen und aufgebaut werden, wieder abgeklungen ist. Wenn die Einzelhandelsnachfrage also steigt, tun dies auch die Aufpreise dieser Produkte. Anstatt beispielsweise nur 5% über dem Goldspotpreis** für einen 1-Unzen-schweren Gold Eagle zu bezahlen, müssen Sie vielleicht 10% bezahlen und einige Wochen bis zur Lieferung warten.

Wenn Aufpreise auf Einzelhandelsprodukte in die Höhe schnellen, dann sieht das natürlich jeder am Einzelhandelsgoldmarkt. Und viele wenden sich ihren Tastaturen zu, um Artikel über eine "Goldknappheit" zu schreiben. Es mag eine temporäre Knappheit an Einzelhandelsgoldprodukten geben. Das ist jedoch keine allgemeine Goldmarktknappheit.


Verständnis über "Goldknappheiten"

Praktisch alles Gold, das über die tausend Jahre Menschheitsgeschichte abgebaut wurde, befindet sich in Menschenhänden. Gold (und Silber) sind im Vergleich zu allen anderen Rohstoffen einzigartig. Das Konzept von "Überschuss" und "Knappheit" gilt nicht im konventionellen Sinne. Gold wird nicht abgebaut, um konsumiert zu werden. Die Jahresproduktion jeder Mine auf der Welt ist im Vergleich zur gesamten Goldmenge, die in tausenden Jahren abgebaut wurde, gering.

Doch Gold kann am Markt knapp werden. Also wenn die Leute Angst vor Gegenparteien des Bankensystems (wie im Dezember 2008) haben, könnten sie eventuell keine Gewinne durch Verkauf von Gold und Kauf von Goldfutures erwirtschaften. In diesem Fall entwickelt sich und wächst Backwardation.

Man sollte meinen, dass Backwardation ein Indikator einer Goldknappheit am Markt ist. Ob ein Gold Eagle nun zu Spot + 2% oder zu Spot + 20% verkauft wird, erzählt Ihnen nur etwas über die Umstände am amerikanischen Einzelhandelsmarkt. Das ist nicht unwichtig, doch sagt nicht viel über den weltweiten Goldmarkt aus. Doch wäre Spot-Gold 20% höher als Goldfutures, dann könnte dies der Vorbote einer Währungs- und Bankenkrise sein (die Backwardation im Dezember 2008 war kleiner). Spreads sind üblicherweise stabil. Sie variieren mit Marktkonditionen, bewegen sich jedoch deutlich weniger als Preise. Wenn sich eine Spread verändert, dann sagt uns das etwas; und Marktdetektive müssen die Ursache finden.

Schlussfolgernd gibt es verschiedene Preise für verschiedene Formen des Goldes an verschiedenen Märkten. Üblicherweise ähneln sie einander. Sie werden durch die Handlungen spezialisierter Akteure am Markt beieinander gehalten. Und wenn die Preise abweichen, dann sagt uns das, dass etwas Wichtiges im Gange ist.

*Viele Leute sagen "Spot", um frühere Futureskontrakte zu beschreiben. Genauer gesagt sollte das Wort "Spot" nur für den Londoner Bullionmarkt reserviert werden.

**Sie werden immer einen Aufpreis über dem Spotpreis zahlen müssen, um eine 1-Unzen-Goldmünze zu kaufen. Dieser Aufpreis spiegelt die Kosten wider, einen großen Barren herzunehmen, diesen einschmelzen und zu Münzen prägen zu lassen. Dieser Bestand an Münzen muss natürlich in guten Hochsicherheitstresoren gelagert und nachverfolgt werden.



© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 17. September 2020 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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