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Kollaps ist ein Prozess, kein Ereignis

26.09.2020  |  Chris Martenson
- Seite 2 -
"Die Klimaflüchtlinge sind hier. Es sind Amerikaner.

Kalifornien, Oregon und Washington stehen in Flammen. Mindestens 33 Menschen starben in den letzten Tagen und mehr als 5 Millionen Hektar wurden von außer Kontrolle geratenen Flammen im amerikanischen Westen zerstört.

Die kalifornische Waldbrandsaison 2020 ist bereits jetzt die zerstörerischste in der Geschichte des Staates - und übersteigt den Rekord von 2018, der den Rekord von 2017 übertraf. Experten sind sich einig, dass die steigenden Temperaturen, die Ursache des Klimawandels sind, einen Großteil der Region in trockenes Zündmaterial verwandelt haben, das jeden Moment dazu bereit sein könnte, Feuer zu fangen. "Das ist ein verdammter Klimanotfall", so kalifornischer Gouverneur Gavin Newsom.

Derartige Desaster vertreiben die Leute. Tausende Überlebende waren dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und mehr als 500.000 - eine halbe Million - Oregoner wurden gewarnt, dass man sie bald dazu anweisen würde, zu gehen. Währenddessen halten sich viele Evakuierte "in einer Vielzahl von Campingfahrzeugen, Autos und Zelten auf." Viele wissen nicht, ob ihre Häuser noch stehen werden, wenn sie zurückkehren oder wohin sie gehen werden, sollten diese Häuser tatsächlich zerstört werden. Die Feuer werden letztlich enden, doch für viele Einwohner der Region beginnt das Desaster gerade erst. Die Klimaflüchtlingskrise hat Amerika erreicht."


Ich bin mir weniger sicher, dass wir diese Feuer komplett auf den Klimawandel schieben können, da Landnutzung und Feuerabwehrpraktiken eine wichtige Rolle spielen. Doch ich bin sicher, dass viele betroffene Personen davon überzeugt sein werden, dass breitflächige, jährliche Feuer nun eine permanente Eigenschaft der Region sind. Und das wird dafür sorgen, dass viele an "sicherere" Orte ziehen werden.

Sobald diese Wahrnehmung verankert wurde, werden die Massen weiterziehen. Ähnlich werden wir beobachten können, wie die Leute aus den Küstenregionen, die den Kampf gegen steigende Meeresspiegel verlieren, und anderen Gegenden fliehen, in denen die Dürren immer schlimmer und schlimmer werden. Wie auch immer man die Datenpunkte hinzurechnet, sie verbinden sich zu einer Thematik: Massive und störende Veränderungen sind auf den Plan getreten. Man kann diese Realität entweder etwas länger ignorieren, oder auf sie reagieren.


Es ist schwer

Der schwerste Teil, den Kollaps festzustellen, hat nichts mit den Daten zu tun - diese sind glockenklar - sondern mit der emotionalen Schwierigkeit, diesen zu akzeptieren (und dann darauf zu reagieren). Es liegt eine Menge Wissenschaft dahinter, wie wir Menschen Informationen basierend darauf akzeptieren oder ablehnen, ob diese die Glaubenssysteme, die wir derzeit unterhalten, bestätigen oder anfechten. Niemand wünscht sich härtere Zeiten. Niemand möchte finanziellen Boden verlieren oder eine schlimmere Welt für seine Kinder hinterlassen. Doch was wir wollen, hat nichts mit der Realität der Situation zu tun.

Was wir möchten, basiert üblicherweise auf unseren gegebenen Glaubenssystemen. Wenn diese nicht mit der tatsächlichen Realität einer Situation alignieren, dann liegen unsere besten Erfolgschancen darin, unsere Einstellung so schnell wie möglich anzupassen. Während unsere Gehirne mit einigen schlauen Verzögerungstaktiken aufwarten können, so sind wir in Wirklichkeit nur ein weiterer Organismus auf einem überfüllten Planeten, der denselben Regeln wie jede andere Lebensform unterliegt.

Wenn wir genügend Ressourcen verfügbar haben, sind wir friedfertige und kreative Kreaturen. Wir diskutieren Theorien über Bakterien und erfinden Computerchips. Doch was passiert, wenn Ressourcen knapp werden oder nicht mehr ausreichen, um das tägliche Leben zu unterhalten? Dann gehen Menschen schlecht miteinander um und nehmen stammesähnliche Züge an - doch nicht auf eine gute Art und Weise. Wir streiten und führen Kriege um schwindende Ressourcen.

Das tun wir nicht, weil es eine dominante Strategie mit bewiesener Geschichte ist, sondern aufgrund unserer Unfähigkeit, die Ressourcenlimits vorher zu erkennen und sie zu vermeiden. In derartigen Zeiten besitzt die Elite eine bewiesene Tendenz dazu, noch enger an ihrem relativen Vorteil festzuhalten, anstatt irgendetwas davon für das Gemeinwohl aufzugeben:

"Privilegierte Menschen werden immer ihre vollständige Zerstörung riskieren, anstatt auch nur irgendeinen Teil ihres Vorteiles aufzugeben." - Joe Kenneth Galbraith

Das ist es, was derzeit stattfindet. Wirtschaftlicher Sauerstoff ist knapp und die Elite ist damit beschäftigt, einen gigantisch großen Teil der schwindenden Luft für sich selbst zu sichern; auch wenn Millionen Mitbürger zunehmend finanziell erstickt werden. Auf der politischen Seite erkenne ich nur die einzig wahre politische Bemühung (und gleichmäßig in beiden US-Parteien vertreten), den Status Quo zu verteidigen. In anderen Worten: Sie sind darum bemüht, die Ursachen unserer Probleme fest verankert zu lassen.

Während sich dieser Vorgang abspielt, werden die meisten Menschen Veränderungen als eine Reihe an Schocks mitbekommen; vielleicht werden sie so schnell erfolgen, dass einige überwältigt werden. Die emotionalen Kosten werden es schwer machen, dies zu akzeptieren - und das gilt auch für mich selbst (auch wenn ich mich als Jemanden ansehe, der sich sehr schnell anpasst). Während unsere Systeme zunehmend scheitern, schrumpfen oder sogar kollabieren, wird die Zunahme der Veränderungen weiterhin emotional schockierend sein. Ich wünschte, dem wäre nicht so.


Wie man in die Zukunft blickt

Die "Prognose", die aus all dem zu ziehen ist, ist nicht wirkliche eine Prognose, sondern vielmehr eine einfache Extrapolation: Die Dinge werden weiterhin in ihren aktuellen Bahnen verlaufen. Kollaps ist auf dem Weg - und es ist ein Prozess, kein Ereignis. Um ihren relativen Vorteil zu schützen, wird die Elite so tun, als wären die Probleme schwierig anzusprechen, und wird sich weigern, sie zu handhaben.

Das bedeutet, dass die Zukunft aus einer größeren Reichtumskluft, größeren gesellschaftlichen und politischen Spannungen, mehr Gewalt, weniger nährstoffreichen Lebensmitteln, weniger Insekten und anderen Spezies, weiterem Klimawandel und einem hartem Zusammentreffen mit zukünftiger Rohstoffknappheit bestehen wird. Und ich meine wirklich hart. Nichts davon ist aus menschlicher Erfahrung einzigartig. Noch ist es etwas, das man notwendigerweise fürchten sollte. Als eine Spezies haben wir in der Vergangenheit schwierige Zeiten erlebt und haben sie überstanden. Doch einige Menschen schaffen es, diese besser zu überstehen als andere. Das wird auch diesmal der Fall sein.


© Chris Martenson
Peak Prosperity



Der Artikel wurde am 18. September 2020 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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