Silber steigt, JP Morgan manipuliert!

Es besteht natürlich das Risiko, dass die Verkäufer Ihre Angebote jederzeit annehmen könnten. Wenn es Ihr Ziel war, Silber bei 23,50 Dollar zu verkaufen, dann wären Sie wahrscheinlich nicht sonderlich glücklich darüber, mehr davon zu 23,45 Dollar gekauft zu haben.

Wir werden uns hier nicht der Frage zuwenden, ob Spoofing ein Verbrechen sein sollte. Wir möchten nur anmerken, dass ein Marktmacher - gemäß der Natur des Market Making - sowohl Kauf- als auch Verkaufsangebote rasch aussenden und wieder stornieren muss.


Effektives Arbitrage

Wenn Sie beispielsweise Spot und Futures arbitrieren, dann müssen Sie jedes Mal Ihre Angebote am Futuresmarkt verändern, wenn sich die Angebote am Spot-Markt oder am LIBOR-Markt verändern.

Und wenn Sie ebenfalls mit SLV und anderen ETFs handeln, dann wird es komplizierter. Wenn man dann noch verschiedene, physische Produkte an verschiedenen Orten auf der Welt hinzuzählt, sowie einige weitere Börsen wie die SGE, wächst die Komplexität (und die Geschwindigkeit der Auftragserstellung und -stornierung) exponentiell.

Es mag wie ein einfaches Konzept erscheinen, den Unterschied zwischen einem "legitimen" Marktmacher rund einem "illegitimen" Spoofer zu erkennen. Doch in der Praxis ist das unglaublich schwer.

Die Marktmacher wurden mindestens seit dem 17. Jahrhundert, als Anteile der East India Trading Company in einem Londoner Kaffeehaus gehandelt wurden, missverstanden - und gehasst.


Was hat JP Morgen getan?

Wie auch immer; Spoofing ist das, was der ehemalige Trader von JP Morgan angeblich getan hat. Die Anklage klingt, als hätte er Geld von Witwen und Waisen genommen, Finanzmittel von Klienten veruntreut und eine Ponzi-Intrige unterhalten:

"...Rohstoffbetrug, geplanter Telekommunikationsbetrug, Rohstoffpreismanipulation und Spoofing."

Wichtiger für Gold- und Silbertrader ist jedoch: Beweist dies, dass der Goldpreis ohne Manipulation bei 10.000 Dollar und der Silberpreis bei 300 Dollar wären? Und das ist ein eindeutiger Beweis?

Nope.


Der Motte-and-Bailey-Irrtum

Es ist der Irrtum, der als Motte and Bailey bekannt ist. Ein logischer Irrtum ist ein Argument, das nicht das ist, was es zu sein scheint und nicht in der Lage ist, seinen Standpunkt zu beweisen. Ein Beispiel:

• A. Einige Frösche sind grün.
• B. Kermit ist ein Frosch.
• C. Also ist Kermit grün.

Durch Aussage A wissen wir, dass einige Frösche grün sind. Das bedeutet, dass es auch einige Frösche gibt, bei denen das nicht der Fall ist. Und demnach erscheint die Aussage C nicht logisch zu schlussfolgern. Kermit könnte grün sein oder eben nicht.

Der Motte-and-Bailey-Irrtum ist eine Art Lockvogeltaktik. Sie wurde nach einem mittelalterlichen Burgtyp benannt, mit einer inneren und äußerst verteidigungsfähigen Motte und einer schwer zu verteidigenden Außenmauer (Bailey). Die Leute wollten innerhalb der Außenmauer sein, nicht auf die Motte beschränkt bleiben.


Der Irrtum in der Praxis

In Argumenten ist die Bailey eine provokative Aussage. In diesem Fall: "Gold sollte bei 10.000 Dollar gehandelt werden, liegt jedoch bei nur 1.900 Dollar aufgrund der langjährigen Preisunterdrückung." Diese Aussage ist unhaltbar. Tatsächlich wurde sie widerlegt. Nicht zu vergessen, dass es unglaubhaft ist, dass tausende Menschen über mehrere Jahrzehnte hinweg ein derart großes Geheimnis bewahren konnten. Und der Betrug in den Bankbilanzen über mehrere Milliarden Dollar, der jahrzehntelang geheim gehalten wurde? Absurd. So funktioniert das System nicht.

Der Argumentierende zieht sich in die Motte zurück, wenn er bedrängt wird. In diesem Szenario haben wir: "Seht, ein Trader von JP Morgan hat sich des Spoofings schuldig bekannt!" Selbst wenn es wahr sein sollte, dass dieser Trader falsche Aufträge erteilte, so beweist dies keine Verschwörungstheorie der Preisunterdrückung. Ähnlich wie ein Kind, das beim Stehlen von einem Bonbon erwischt wird, nicht beweist, dass der Kindsvater einen Mord begangen hat.

Wir geben Ihnen abschließend drei Gedanken mit auf den Weg:

1. Deutliche, langfristige Preisunterdrückung ist in der Theorie nicht möglich und wird nicht durch Spoofing erreicht.

2. Die Regierung hat nicht die Möglichkeit, die Menschen davon abzubringen, Gold wertzuschätzen.

3. Die Angst, dass der Goldpreis zu tief ist, ist die Obsession einer Person, die verzweifelt verkaufen möchte.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 29. September 2020 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.