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Erholung: BIP vs. Marginale Schuldenproduktivität

09.11.2020  |  Dr. Keith Weiner
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Während des Lockdowns brauchten Sie 30.000 Dollar im Monat, um sich über Wasser zu halten. Nach erneuter Öffnung brauchen Sie über 8 weitere Monate jeweils 15.000 Dollar im Monat. Nehmen wir an, dass sich der Umsatz danach stabilisiert und Sie mäßig profitabel sind. Die Zunahme Ihrer Gesamtschulden entspricht 4 x 30.000 Dollar + 8 x 15.000 Dollar = 240.000 Dollar.

Mit Ihrem Umsatz vor COVID hätten Sie diese innerhalb von zwei Jahren abbezahlt. Angenommen Sie nehmen keine Gewinne nach Hause und es gäbe keine Steuern. Realistischer bräuchte es mindestens 5 Jahre und das würde fünf Jahre bedeuten, in denen Sie den Gürtel enger schnüren müssen.

Doch Ihr neuer Umsatz beläuft sich nicht auf 100.000 Dollar und Ihre Nettomarge ist nicht 10%. Sie machen 40.000 Dollar und Ihre Nettomarge liegt bei 5% (das ist wahrscheinlich großzügig). Sie nehmen also 2.000 Dollar im Monat nach Hause. Ohne Steuern und ohne Gewinne würden Sie 10 Jahre brauchen, die Schulden abzubezahlen. Mit derselben, obigen Annahme würde es 25 Jahre dauern.


Das ist keine Erholung

Einige Unternehmen werden sogar noch größere Schuldenlasten auf sich nehmen. Andere haben mehr Glück und haben weniger Schulden aufgenommen. Der Punkt ist, dass es für einen Außenstehenden vielleicht so aussehen könnte, als sei alles in Ordnung. Doch das ist es nicht. Schulden sind wichtig. Wenn das Restaurant seine Schulden nicht abbezahlt, dann werden dessen Kreditgeber eine Zwangsvollstreckung einleiten.

Allgemein ist es schwierig bis unmöglich, ein Unternehmen zu verkaufen, das seine Schulden nicht abbezahlt hat. Warum sollte sich eine andere Person dies aufbürden? Und Besitzer kleiner Unternehmen mussten allgemein persönliche Garantien bezüglicher der Kredite für ihre Unternehmen unterzeichnen. Also bedeutet das Schließen der Türen den persönlichen, finanziellen Ruin.

Wir haben bereits über das fehlerhafte Denken geschrieben, dass die Wirtschaft zustandslos ist. Beispielsweise ist jede Gleichung, die Preisveränderungen basierend auf der Dollarmenge bestimmen soll, tatsächlich eine zustandslose Funktion. Diese Restaurant-Geschichte zeigt, dass die wirtschaftlichen Akteure tatsächlich zustandslos sind. Ein Gastronom, der bis zu den Ohren in Schulden steckt und seinen Gürtel enger schnürt, um diese zu bedienen, wird sich nicht so wie vor Schuldenaufnahme verhalten.

Und wir haben schon einmal über den Fehler geschrieben, das BIP als Maßstab der Wirtschaft zu betrachten. Die Ausgabe geliehenen Geldes trägt zum BIP genauso bei wie die Ausgabe von Umsätzen. Doch sie hat eine andere Wirkung auf den Zustand der Leute und Unternehmen. Wir haben in der Vergangenheit schon einmal über das Konzept der marginalen Schuldenproduktivität geschrieben. Das ist der Gedanke, ein Auge darauf zu werfen, wie viel BIP mit jedem neu geliehenen Dollar Schulden hinzugefügt wird. Es ist die Veränderung des BIP geteilt durch die Veränderung der Schulden. Hier ein aktualisierter Chart bis Q2 2020.

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Eine interessante Sache ist die Tatsache, dass die Fed anscheinend geändert hat, wie sie diese Datenreihen veröffentlicht. Wir haben unsere alten Daten bis Q2 2017 aufbewahrt und danach die neuen Daten verwendet. Wir denken nicht, dass die Veränderung groß genug ist, um eine signifikante Veränderung des Erscheinungsbildes dieser Grafik herbeizuführen.

Vier Eigenschaften sind sichtbar. Erstens: Der langfristige Trend, der nach dem Zweiten Weltkrieg begann, verläuft abwärts. Zweitens: Zur letzten Finanzkrise fand eine unglaubliche Diskontinuität statt. Drittens: Nach der Krise verlief der Trend seit 2010 stetig abwärts. Viertens: Seit Q2 dieses Jahres ist er nicht nur gefallen, sondern sogar wieder negativ geworden. Doch selbst in Q1 lag die marginale Schuldenproduktivität bei nur 9 Cents. Wir warten eifrig auf die Daten für Q3.

Und es macht Sinn. Während Leute, Geschäfte, Unternehmen und Regierungen mehr Kredite aufnehmen, um mehr auszugeben, versuchen sie verzweifelt, zum BIP beizutragen. Doch dann haben sie eine Schuldenlast, die über Jahre oder Jahrzehnte nicht verschwinden wird. Es besteht kein Zweifel, dass Schuldner den Konsum genauso genießen würden, wie diejenigen, die noch nicht verschuldet sind. Doch sie werden saturiert. Saturiertheit ist eine interessante Art und Weise, den langanhaltenden Rückgang der marginalen Schuldenproduktivität zu verstehen.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 02. November 2020 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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