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Silber: Bald wieder über 15 US-Dollar?

06.07.2007  |  Marc Nitzsche
Erinnern Sie sich noch an 2006? In den ersten vier Monaten zog der Silberpreis von etwa neun auf knapp 15 US-Dollar je Feinunze an, nur um in den darauffolgenden Wochen wieder auf unter zehn US-Dollar "abzuschmieren". Im Dezember notierte der "kleine Bruder" des Goldes dann wieder bei knapp 14 US-Dollar. Für Trader mit dem richtigen "Näschen" und Timing war das eine tolle und zugleich überaus ertragsreiche Zeit. In diesem Jahr ging es am Silbermarkt demgegenüber bislang erheblich ruhiger zu. Das günstigste aller Edelmetalle notierte von Januar bis jetzt in einer vergleichsweise engen Range zwischen gut zwölf und knapp 15 US-Dollar. Aber wie geht es weiter? Lohnt nach den jüngsten Rücksetzern der Long-Einstieg oder sehen wir in Bälde wieder einstellige Kurse?


Nachfrage stabil

Für etwas Verunsicherung unter den Händlern sorgte sicherlich der Ende Mai veröffentlichte World Silver Survey 06. Danach betrug die globale Silber-Nachfrage im Vorjahr 911,8 Millionen Unzen. 2005 wurden noch 925,6 Millionen Unzen benötigt. Zurückzuführen ist dieses moderate Minus in erster Linie auf den "Siegeszug" der Digital-Fotographie, welcher silberhaltiges Fotopapier zunehmend zu einem nicht mehr benötigten Relikt aus vergangenen Tagen werden lässt. Auch für Anlagezwecke und zur Schmuckhersteller wurde etwas weniger Silber nachgefragt. Im Gegenzug findet Silber aber verstärkt Anwendung im industriellen Bereich. Hier wächst der Verbrauch kontinuierlich. Waren es 2002 lediglich 336,5 Millionen Unzen, wurden im letzten Jahr bereits 430 Millionen Unzen benötigt. Unterm Strich darf man den Nachfrage-Rückgang um etwa 1,5 Prozent sicherlich nicht überbewerten. Denn 2005 war nicht zuletzt auf Grund der Lancierung diverser Silber-ETFs ein absolutes Rekordjahr war. Zuvor lag der Bedarf niemals über 900 Millionen Unzen.


Zunehmender industrieller Bedarf

Angesichts der nach wie vor überaus robusten Weltkonjunktur dürfte die industrielle Nachfrage zumindest in diesem und nächstem Jahr weiter zunehmen. Seine ausgezeichnete Leitfähigkeit und die antibakteriellen Eigenschaften machen das etwas unscheinbare Edelmetall für unzählige Produkte schlicht unverzichtbar. Silber wird als elektronischer Leiter unter anderem in Computern und DVD-Rekordern eingesetzt und findet reges Interesse in der Automobil- und Luftfahrtbranche. Aber auch in der Medizin und in der Biotechnologie kommt Silber bei medizinischen Gerätschaften oder diagnostischen Forschungsapparaturen zum Einsatz. Insgesamt sollten hierdurch die zu erwartenden weiteren Nachfrage-Rückgänge im Fotobereich mindestens kompensiert werden.


Olympia und ETF als "bullische" Faktoren

Einen zusätzlichen "bullischen" Faktor stellen die anstehenden Olympischen Spiele dar, weil in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Münzen geprägt wird. Darüber hinaus hat Barclays Capital angekündigt, dass obere Limit ihres Silber-ETFs von aktuell 130 auf bis zu 265 Millionen Unzen "hochzufahren". Kommt es dazu, müssen weitere 135 Millionen Unzen gekauft und eingelagert werden, um eine vollständige Deckung des Anlage-Produkts zu gewährleisten. Wir wollen daher nicht ausschließen, dass die Silber-Nachfrage im laufenden Jahr auf einen neuen rekordwert "anschwillt". Aber selbst wenn sie im Bereich von gut 900 Millionen Unzen stagnieren sollte, ergibt sich für die Notierungen weiteres Aufwärtspotenzial.


Minen-Produktion stagniert

Immerhin liegt die weltweite Minen-Produktion bei nicht einmal 650 Millionen Unzen jährlich (2006 waren es exakt 646,1 Millionen Unzen). Erstaunlich ist hierbei vor allem, dass der Output bisher fast gar nicht auf die deutlich höheren Preise reagiert. Trotz des 36prozentigen Anstiegs des Silberpreises im letzten Jahr stieg die Minen-Produktion 400.000 Unzen. Auch für 2007 und 2008 kann nicht von einer großartigen Ausweitung der Abbau-Kapazitäten ausgegangen werden. Zwar investieren die Bergbau-Konzerne mittlerweile mehr Geld in die Erschließung neue Projekte. Bis diese allerdings in Produktion gehen, dauert es für gewöhnlich mindestens vier bis fünf Jahre. Mit einem signifikanten Zusatzangebot kann daher nicht vor 2009/2010 gerechnet werden.


Leere Lager

Ebenso wie in den vorherigen 15 Jahren wurde 2006 das primäre Angebotsdefizit mittels Silber-Recycling von Verkäufen von Vorräten geschlossen. Im letzten Jahr mussten 77,7 Millionen Unzen aus den Lagern entnommen werden - so viel wie seit 2003 nicht mehr. Mittlerweile nähern sich die globalen Silbervorräte bereits einem kritischen Level. In den USA beispielsweise sind die Lager schon fast leer und in vielen anderen Ländern sieht es nur wenig besser aus. Mittel- bis längerfristig muss daher bei Silber mit echten Versorgungsengpässen gerechnet werden, die den Silberpreisen kräftig Auftrieb verleihen dürften. Aus fundamentaler Sicht spricht damit kaum etwas gegen aber eine ganze Menge für Long-Engagements bei dem "Gold des kleinen Mannes".


Charttechnisch viel versprechend

Auch charttechnisch sieht Silber mittlerweile wieder interessant aus: Zwar sind sowohl der flache Abwärtstrend seit Ende Februar als auch der steilere Down-Move seit Anfang Mai bislang beide noch intakt. Aber zumindest den Letztgenannten könnte Silber bereits in Kürze nach oben durchbrechen, zumal sich nunmehr eine neue "zarte" Aufwärtsbewegung herauszubilden schient.

Im Zuge des "Abverkaufs" in der letzten Woche wurde unser Korrekturziel bei 12,25 US-Dollar (Januar-Tief) punktgenau erreicht. Positiv ist zu werten, dass diese Unterstützung nicht nur verteidigt werden konnte sondern im weiteren Handelsverlauf sogar der kurzzeitig unterschrittene Support bei 12,50 US-Dollar wieder zurückerobert wurde.

Der Williams deutet auf weitere Kurssteigerungen hin, nachdem er das Niveau von -80 mittlerweile nach oben durchbrochen hat. Gleichzeitig steht der MACD unmittelbar vor der Generierung eines erkennbaren Kaufsignals. Somit können Anleger den Aufbau erster Long-Positionen im Bereich von 12,50 US-Dollar ernsthaft in Betracht ziehen. Wer eher prozyklisch agiert, sollte zumindest einen Bruch des steilen Abwärtstrends (etwa 12,75 US-Dollar) oder sogar das Überwinden des Widerstandes bei 13,20 US-Dollar abwarten. Stopp-Kurse bieten sich für aggressivere Trader im Bereich von 11,50 US-Dollar an. Spätestens nach Unterschreiten der Marke bei 10,70 US-Dollar sollten die Long-Positionen dann aber auf jeden Fall veräußert werden, weil das Chartbild sich dann signifikant eintrüben würde.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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