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Walter E. Block: Die Produktivität zählt

20.01.2021
Viel zu viele Finanzjournalisten sind nicht in der Lage, zu realisieren, dass Produktivität und nicht die Großzügigkeit des Arbeitgebers das Gehalt bestimmt. Sie schreiben Dinge wie "die durchschnittlichen Gehälter stiegen um 3%, doch wuchsen stärker bei Aufsichtspersonen als bei Produktionsangestellten." Oder "US-Arbeitnehmer verzeichnen stärkstes Gehaltswachstum seit einem Jahrzehnt, aber…" und fügen dann hinzu, dass dieses unfair verteilt sei.

Dann gibt es hier diese Beschwerde: "Die Gehaltsschecks der Amerikaner nehmen endlich zu, wobei der Beschäftigungsbericht vom Januar das stärkste Gehaltswachstum seit 2009 zeigt. Doch nicht jeder Arbeitnehmer profitiert." Ein Journalist beklagte diese Tatsache: "Für die meisten US-Arbeiter haben sich die Realgehälter seit Jahrzehnten kaum verändert. Und die Gehaltsveränderungen, die stattfanden, traten größtenteils bei den Arbeitnehmern auf, die bereits gut verdienten."

Doch nicht alles ist Schwarzmalerei. Trump und seine Unterstützer behaupteten, dass die Gehälter für Hispanics und dunkelhäutige Amerikaner schneller zugenommen hätten und versuchen, die Lorbeeren für diese Tatsache einzuheimsen. Das Wort, das man in diesem Zusammenhang nie hört, ist Produktivität. Es ist traurig, dass man vergeblich nach dessen Erwähnung sucht.

Beide Seiten stimmen einander zu, dass es einen festgelegten Kuchen gibt - ein Nullsummenspiel - und wenn eine Gruppe gegenüber anderen gewinnt oder verliert, dann war es ein abgekartetes Spiel. Sie unterscheiden sich nur in ihrer Debatte voneinander, ob ein Ereignis nun fair war oder nicht. Beide liegen falsch. Zumindest im privaten Sektor haben Gehälter nichts mit jemandem zu tun, der die Ergebnisse zu seinen Gunsten beeinflusst. Vielmehr hängen sie alleine von der Produktivität ab.

Was ist das? Produktivität ist das, was ein Angestellter zum Nettoprofit seines Arbeitgebers hinzufügen kann. Ein Top-Anwalt oder ein Computer-Nerd können Million Dollar oder mehr im Jahr verdienen, weil es diese Menge ist, die sie zum Profit des Arbeitgebers beitragen. Manager, Pharmazisten und Köche können 100.000 Dollar jährlich verdienen, weil sie dies zum Profit ihres Chefs beitragen. Und die Person, die Sie fragt, ob Sie "Pommes zu Ihrem Burger dazu möchten", verdient aufgrund desselben Phänomens etwa 25.000 Dollar im Jahr: das ist sein Beitrag zum Profit des Unternehmens.

Warum ist das so? Lassen Sie uns den letzten Fall näher betrachten. Die Produktivität dieser Person liegt bei 25.000 Dollar. Wenn er mehr verdient - sagen wir 30.000 Dollar - dann erleidet das Unternehmen aufgrund seiner Anstellung Verluste. Wenn man ihn zu lange behält und dies mit zu vielen Angestellten macht, dann wird das Unternehmen bankrottgehen.

Doch stellen Sie sich vor, dass der Arbeiter nur 15.000 Dollar im Jahr verdient. Der Arbeitgeber wird 10.000 Dollar im Jahr durch seine Anstellung verdienen. Doch das ist keine unterhaltbare Situation. Sie wird von zwei Quellen untergraben. Erstens: Andere Arbeitgeber würden mehr für einen solchen Arbeiter ausgeben. Mit einem Gehalt von 16.000 Dollar könnten sie diesen Arbeiter noch immer mit einem jährlichen Profit von 9.000 Dollar "ausnutzen." Doch dann wird ein anderer Arbeitgeber 17.000 Dollar anbieten und einen Profit von 8.000 Dollar machen. Wann wird dieser Prozess enden? Mit einem Gleichgewicht; der Profit wird bei null liegen und Gehälter werden bei einem Produktivitätsniveau von 25.000 Dollar enden.

Zweitens: Dieser konsistent unterbezahlte Arbeiter wird mit demselben Resultat nach besseren Angeboten Ausschau halten. Es stimmt, dass wir niemals wirklich ein Gleichgewicht erreichen, doch wir nähern uns ihm konsistent und von beiden Seiten aus an. Gehälter, die zu hoch im Vergleich zur Produktivität sind, fallen tendenziell und die, die zu niedrig sind, werden wahrscheinlich steigen. Unternehmen versuchen die Gehälter so niedrig wie möglich zu halten (und die Arbeiter so hoch wie möglich), doch beide werden durch Produktivität in die Schranken verwiesen.

Lassen Sie uns eine Analogie betrachten. Baseball-Spieler sorgen sich um ihren Schlagdurchschnitt. Es gibt hellhäutige, dunkelhäutige und hispanische Spieler. Stellen Sie sich vor, dass der Schlagdurchschnitt eines Spielers steigt und der eines anderen fällt. Kein Sportjournalist würde dies einer anderen Tatsache zuschreiben als der Produktivitätsveränderung. Daraus eine Fairness und Unfairness zu schlussfolgern, wäre falsch.

Und dennoch ist genau dies der Fehler, den viele Finanzjournalisten machen. Sie beklagen eine Situation, in der die Gehälter unverändert bleiben. Doch wenn sie sich nicht verändern, dann weil die Produktivität unverändert bleibt. Kommentatoren freuen sich oder sind enttäuscht, wenn die Gehälter dieser oder jener Gruppe steigen oder fallen. Sie sehen Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit hinter diesen Tatsachen. Nein, es ist nur auf eine steigende oder fallende Produktivität zurückzuführen.

Wir wissen, was hinter der Produktivität des Baseball-Spielers steckt - Sehkraft, Reflexe, Stärke, Schnelligkeit, etc. Was macht Produktivität am Markt aus? Sie ist auf die Quantität und Qualität des physischen Kapitals zurückzuführen, das der Arbeiterschaft zur Verfügung steht sowie das menschliche Kapital (Fähigkeiten, Bildung, Talent, etc.), das jeder von uns hat. Wenn wir also möchten, dass die Gehälter steigen, dann sollen wir aufhören, über Unfairness zu klagen und Fairness zu feiern. Die Produktivität zählt.


© Walter E. Block



Dieser Artikel wurde am 14. Januar 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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