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Gold und die Fed im Jahr 2021

21.01.2021  |  Craig Hemke
Das Jahr 2021 begann für uns angeschlagene Edelmetallinvestoren eher schlecht und macht uns gar verrückt, weil sich einfach alles in entgegengesetzte Richtungen zu bewegen scheint als wir erwarten. Denken Sie darüber nach. Seit Beginn 2021 konnten wir beobachten:
  • Trump unterzeichnet neuen Stimulus in Höhe von 900 Milliarden Dollar
  • Das US-amerikanische Kapitol wurde besetzt
  • Politisches Theater und ein Amtsenthebungsverfahren
  • Biden schlägt weitere 1,9 Billionen Dollar neuer Stimuli vor
  • Die Fed verspricht Nullzinsen bis 2023… wieder einmal
  • Wirtschaftsdaten brechen ein, während Lockdowns bestehen bleiben
Und dennoch fanden eine Erholung des Dollarindex und ein Selloff am Anleihemarkt statt. Demnach sind COMEX-Gold und COMEX-Silber im Jahresvergleich gesunken. Sie kratzen sich sicherlich am Kopf und fragen sich warum. Nun, letztlich ist es nicht sonderlich kompliziert.

Der international anerkannte Preis des Goldes (und Silbers) basiert nicht auf irgendwelchen physischen Metalltransaktionen. Das ist so 1960er Jahre. Stattdessen wird der Preis durch den Handel von digitalen Derivatfutureskontrakten in New York und nicht-allokierten Forwards in London bestimmt. Der Preis steigt also nur, wenn die Nachfrage nach diesen Derivaten das Angebot übersteigt.

Die große Rally letzten Sommer war eine Zeitspanne, in der die Banken widerwillig waren, das Derivatangebot zu erhöhen, und der Preis stieg. Seitdem sind die Banken sorgloser dabei geworden, das Angebot zu erhöhen und der Preis wurde somit konstant nach unten gedrückt. Wenn Sie nicht verstehen, warum das Preissystem vor 45 Jahren auf diese Art und Weise eingeführt wurde, dann sollten Sie vielleicht dieses Dokument vom 10. Dezember 1974 betrachten. Hier der wichtigste Paragraph des Dokuments in Bezug auf physisches Gold und Silber:

"Eingeschränkte, offizielle Verwendung

Seite 2, London 16154, 2 von 2, 102035Z

Gemäß der Erwartungen der Händler wird die Bildung eines beträchtlichen Goldfuturesmarkts stattfinden. Jeder Händler verlieh dem Glauben Ausdruck, dass der Futuresmarkt einen großen Teil ausmachen und der physische Handel im Vergleich unbedeutend werden würde. Außerdem hieß es, dass hohe Volumen des Futureshandels einen sehr volatilen Markt verursachen könnten. Die volatilen Preisentwicklungen würden wiederum die anfängliche Nachfrage nach physischen Beständen reduzieren und somit wahrscheinlich langfristige Bestände von US-Bürgern negieren."


Zusätzlich dazu findet der Handel dieser Derivate 2021 primär durch HFT-Algorithmen statt. Diese Maschinen erkennen den echten Wert von Edelmetallen nicht, noch sind sie dazu designt, die obigen Stichpunkte in Betracht zu ziehen. Stattdessen "sehen" sie nur die Bewegungen der theoretischen Anleiherenditen und den Forex, und agieren dann entsprechend ihrer Programmierung.

Somit wissen Sie und ich, dass die obigen Stichpunkte außergewöhnlich bullisch für den Besitz von Edelmetallen sind. Doch die Maschinen, die den Preis festlegen, haben davon keinerlei Ahnung. Auf was wir 2021 also warten, ist der Moment, in dem sich die "Fundamentaldaten" der Maschinen zu unseren Gunsten verändern. Und was wird der treibende Faktor sein? Wenn die Fed anfängt, eine Kontrolle der Renditekurve einzuführen.

Diese Veränderung der Fed-Politik wird jedoch in Phasen stattfinden. Zuerst wird man erwähnen, Wertpapiere mit längerfristigen Fälligkeiten innerhalb des existierenden QE-Programms zu erwerben. Wenn das nicht funktioniert, wird man tatsächlich anfangen, Wertpapiere mit Fälligkeiten von 7, 10, 20 und 30 Jahren zu erwerben. Und wenn das nicht dabei hilft, die Zinsen unter einem bestimmten Niveau zu halten, dann wird dieser Wunsch im Rahmen einer formell geschriebenen Veränderung festgeschrieben.

Wie lange wird das dauern? Unsere ersten Hinweise werden wir am 27. Januar und mit Ende des nächsten FOMC-Treffens erhalten. In dessen Zusammenfassung und Pressekonferenz sollten wir nach Statements Ausschau halten wie: "Einige Mitglieder würden eine Verlängerung der Fälligkeiten bevorzugen, die durch unser großflächiges Assetkaufprogramm erworben werden."

Vielleicht wird Fed-Vorsitzender Powell selbst so etwas murmeln wie: "Der Ausschuss ist besorgt über die Auswirkungen, die höhere, langfristige Zinsen auf eine sich erholende Wirtschaft haben könnten."

Derartige Aussagen werden die ersten Anzeichen darstellen, dass die Fed die langfristigen Zinsen bei/nahe aktuellen Niveaus halten möchte. Vielleicht wird dieses Gerede ausreichen, um die langfristigen Zinsen nach unten zu treiben. Doch wenn das nicht funktionieren sollte, dann sollten Sie tatsächlich bereits im März eine Veränderung und Verlängerung der Fälligkeiten der Staatsanleihekäufe erwarten. Und wenn das wiederum nicht funktioniert, dann wird man bis Sommer eine Kontrolle über die Renditekurve einführen.

Letztlich und obgleich 2021 eher frustrierend begann, wird es dennoch ein sehr interessantes und positives Jahr für Edelmetallinvestoren werden. Der Preis wird auf Hochs steigen, die die von August 2020 übertreffen werden. Es ist nur die Frage, wann die Rally beginnen wird. Und mit Ende des nächsten FOMC-Treffens werden wir in der Lage sein, die Timeline detaillierter festzulegen.


© Craig Hemke
TF Metals Report



Der Artikel wurde am 19. Januar 2021 auf www.sprottmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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