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Adrian Day: Drei Gründe, warum Gold & Goldaktien hinterherhinken

09.02.2021
Gold stellt die Geduld der Investoren auf die Probe. In einem Umfeld, das für die Edelmetalle vorteilhaft erscheint, ist Gold in den vergangenen sechs Monaten stetig gesunken; von einem August-Hoch bei mehr als 2.050 Dollar um etwa 200 Dollar auf das aktuelle Niveau. Bei den Goldaktien, die deutlich volatiler sind, war der Verlust größer.

Der Hauptgrund für den Goldbesitz - Währungsinstabilität - begünstigt Gold klar. Es gibt eine enge Korrelation zwischen weltweiter Liquidität und dem Goldpreis. Nichts deutet darauf hin, dass die weltweite Liquidität pausieren oder schrumpfen wird. Die Regierungsausgaben haben zugenommen und die Zentralbanken akkommodieren die nicht-fundierten Ausgaben fast überall; tatsächlich verstärken viele Banken, einschließlich der Federal Reserve, ihre Bemühungen sogar.


Warum war Gold so wehleidig? Zinsen, USD & Bitcoin

Warum reagiert Gold dann nicht? Im Januar deuteten Experten auf steigende US-Zinsen, doch damit klammerten sie sich nur an Strohhalme. Die Rendite der 10-Jahresstaatsanleihe stieg von einem Rekordtief von 0,85% auf 0,859% - nicht sonderlich spektakulär - und fällt wieder. Die Rendite am kurzfristigen Ende ist bereits deutlich niedriger als zuvor. Auf der Welt gibt es Schulden im Wert von rekordverdächtigen 18 Billionen Dollar, die zu negativen Renditen gehandelt werden. (Und dabei wird der wichtige Unterschied zwischen Nominal- und Realrenditen ignoriert; wobei letztere in den USA bereits negativ ist.)

Das nächste Argument ist, dass der Dollar gestiegen ist. Tatsächlich ist der Dollar von seinem Tief Anfang Januar gestiegen, blieb jedoch unter dem Niveau, auf dem er Mitte Dezember gehandelt wurde. Er fiel Anfang November auf ein 3-Jahrestief, also ist es nicht überraschend, dass eine Erholung stattfindet. Trotz des Verlangens der letzten Regierung nach einem niedrigeren Dollar, hielten zwei Maßnahmen den Dollar stark: die US-amerikanische Steuerpolitik und der Handelskrieg mit China (zusätzlich zu Zinsen, die höher waren als die der weltweiten Konkurrenten). Die neue Regierung möchte ebenfalls einen niedrigeren Dollar, doch die wahrscheinliche Umkehrung der Steuersenkungen und neue Maßnahmen, die die Zwillingsdefizite verstärken werden, werden den Dollar nach unten drücken. Es gibt eine Grenze, wie rapide er abnehmen wird, wenn man bedenkt, dass die US-Zinsen höher als in Europa, Japan, etc. bleiben. Doch die Politik der Regierung wird etwaige Rally ebenfalls eindämmen.

Außerdem diskutieren einige Leute eine Flut an Geld, ein Tausch von Gold für Kryptos. Zweifelsohne fanden in den letzten drei Monaten Netto-Abflüsse aus Gold-ETFs und Zuflüsse zu den Kryptos statt. Doch das bedeutet nicht, dass es einen gesamten Austausch gab. Neben einigen prominenten Investoren sehe ich keine Hinweise darauf, dass viele langfristige Goldhalter verkaufen und stattdessen Kryptos erwerben werden.

Keines der Argumente, warum sich Gold nicht bewegt hat, ist fundamental oder wird langfristig Hand und Fuß haben. Ich denke, dass die kürzliche Entwicklung des Goldes nichts weiter als eine normale Marktpause nach einem starken Aufstieg im ersten Halbjahr 2020 war. Dies bedeutet, dass der langfristige Investor ausreichend Zeit hat, um geduldig zu Preisnachlässen zu kaufen. Oder vielleicht sollte ich sagen, "hatte." Denn Gold kann sich jederzeit verändern.


Goldaktien sind auch schwach

All dies gilt auch für die Goldaktien. Der Goldpreis stieg letztes Jahr stark, um 22%, und blieb nicht weit von Rekordhochs entfernt. Die Prognose sieht positiv aus. Warum sind die Goldaktien dann unterbewertet? Das letzte Mal, als Gold bei etwa 1.900 Dollar gehandelt wurde, war Mitte 2011 und die Goldaktien waren damals 50% höher. Einige dieser Gründe sind langfristiger Natur: Es gibt heute mehr Gold-ETFs. In der Vergangenheit bedeuteten Schwierigkeiten beim Kauf von physischem Gold, dass Investoren, die in Gold investieren wollten, mehr oder weniger dazu gezwungen waren, Aktien einzelner Bergbauunternehmen zu erwerben.

Das ist sicherlich nicht neu, doch ein Grund dafür, warum zahlreiche Goldaktien in den letzten 10 bis 15 Jahren gesunken sind. Ein weiterer Grund liegt ebenfalls in der Geschichte. Während der letzten Spitze befanden sich die großen Bergbauunternehmen in einem Kaufrausch, zahlten übermäßig viel für marginale Assets und nahmen häufig zeitgleich Schulden auf. Investoren erinnern sich daran. Wenn Sie Newmont erworben hätten, weil es das größte Goldunternehmen in der Welt ist und Sie 80% Ihres Investments in weniger als vier Jahren verloren, dann wären Sie wahrscheinlich auch zögerlich dabei, in den Sektor zurückzukehren!


Es gab einen grundlegenden Wandel bei den Goldunternehmen

Doch es fand eine dramatische Veränderung bei der Haltung der Goldunternehmen statt, mit einer neu gefundenen Disziplin. In den großen Unternehmen spricht niemand mehr von Wachstum; das neue Mantra ist "profitable Unzen." Niemand bezweifelt - sagt der Zyniker - dass die alten, schlechten Sitten zurückkehren werden, wenn sich Gold bei 2.200 oder 2.500 Dollar befindet und Investoren wieder anfangen, nach Wachstum zu bellen; doch diesen Punkt haben wir noch nicht erreicht.

Allgemein sind die Goldbergbauunternehmen heute unterbewertet. Wenn Gold im Vergleich zum Aktienmarkt unterbewertet ist, dann sind Bergbauunternehmen noch stärker unterbewertet. Die Lücke zwischen Gold- und Goldaktien ist so weit wie noch nie zuvor. All das macht keinen Sinn, vor allem wenn man bedenkt, dass die großen Bergbauunternehmen heutzutage größtenteils bessere Unternehmen als noch vor 10 Jahren sind. Gold-ETFs und gute Gedächtnisse können dies nur begrenzt rechtfertigen.


Ein besseres Unternehmen

Nehmen wir Barrick Gold als ein Beispiel. Es ist das weltweit, zweitgrößte Goldunternehmen. Es ist heute ein deutlich besseres Unternehmen als noch im Jahr 2011. Es hat gutes Management, eine stärkere Bilanz, keine Hedges, niedrigere Kosten, ein diversifizierteres Produktionsprofil und eine tiefgreifende Planung. Und das makroökonomische Umfeld ist besser für Goldbergbauunternehmen. Im Jahr 2011 lag der Ölpreis konsistent über 100 Dollar je Barrel und bei bis zu 160 Dollar. Heute liegt er bei knapp unter 50 Dollar. Lokale Kosten sind der zweitgrößte Kostenfaktor. Und die "Rohstoffwährungen", trotz kürzlicher Rallys, sind deutlich niedriger als zuvor.

Der australische Dollar, 10% über dem USD im Jahr 2011, liegt nun 25% niedriger, was lokale Kosten deutlich geringer macht. Mit niedrigeren Kosten und höherem Goldpreis weitete sich Barricks Margin von 694 Dollar auf 940 Dollar aus. Und dennoch wird Barricks Aktie weiter unter der Hälfte des Niveaus gehandelt, auf dem sie 2010 bis 2013 gehandelt wurde. Dafür gibt es keinen logischen Grund.

Ich diskutiere hier Barrick, weil es ein klares Beispiel für ein verändertes Unternehmen ist. Die großen Bergbauunternehmen als eine Gruppe besitzen viele derselben Attribute. Wenn der Goldpreis steigt, fließt Geld zu den Bergbau-ETFs und Investmentfonds. Und Investoren, die ihre eigenen Aktien auswählen, tendieren zu Namen, die sie kennen.


© Adrian Day



Dieser Artikel wurde am 4. Februar 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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