Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wie das Fiat-Geldsystem uns in den Sozialismus treibt

26.02.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Eine solche Notlage ist erfahrungsgemäß der Nährboden für Demagogen, die die Missstände dem System der freien Märkte zuschreiben, und die Besserung durch sozialistische Politiken versprechen: Steuern für Reiche, staatliche Preiskontrollen, Rationierung von Gütern, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Verstaatlichung von Betrieben etc. Das erscheint gerade in Volkswirtschaften ein realistisches (Folge-)Szenario zu sein, in denen bereits ein relativ großer Teil der Bevölkerung vom Staat abhängig ist, sei es durch Anstellung, Arbeitslosengeld, Pensionen oder lukrative Aufträge.

Natürlich stellt das Fiat-Geldsystem allein schon dadurch die Weichen in Richtung Sozialismus, dass es den Finanzierungsspielraum des Staates gewaltig ausweitet. Der Staat kann sich dadurch sprichwörtlich alles kaufen, es wird ihm ermöglicht, quasi ungehindert in alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche vorzudringen.

Genau das lässt sich in allen Staaten, die Fiat-Geld verwenden, auch beobachten. Ob nun gemessen an der Staatsverschuldung relativ zum Volkseinkommen, an der Zahl der Verordnungen und Gesetze oder der Höhe und Vielfalt der Steuern: Die Staaten werden immer größer und mächtiger. Wer immer noch meint, der Staat ließe sich in seinem Ausdehnungsdrang vielleicht doch noch einhegen, der sollte insbesondere die “explosive Dynamik”, die das Fiat-Geldsystem entfaltet, bei seinen Überlegungen nicht außer Acht lassen.

Die explosive Dynamik des Fiat-Geldsystems entfaltet sich in der Krise, für die es immer wieder und unweigerlich sorgt, wenn das Finanz- und Wirtschaftssystem abzustürzen droht. Dann erscheinen plötzlich alle Mittel recht zu sein, um den Kollaps der Schuldgeldpyramide und der Produktions- und Beschäftigungsstruktur, die sich unter ihr aufgebaut hat, abzuwenden.

Diese Befürchtung stützen zum Beispiel die Geschehnisse in der politisch diktierten Lockdown-Krise: Die Zentralbanken sind "all in" gegangen, um Kreditausfälle auf breiter Front zu verhindern, sie haben die elektronische Notenpresse angeworfen, um staatliche Transferzahlungen in gewaltigem Ausmaß zu finanzieren. Vor dem Wahl, das System Pleite gehen zu lassen oder es zu inflationieren, haben Regierende und Regierte sich für das zweitere und gegen das erstere entschieden.


Prinzipien beachten

Den Blick nach vorn gerichtet, lassen sich eine ganze Zahl von Herausforderung für das Investieren erkennen. Eine zentrale Aufgabe wird es für den Anleger sein, passende Antworten auf den Geldwertschwund zu finden. Das ist leichter gesagt als getan. Denn man muss sicherstellen, dass die gewählte Alternative zur Geldhaltung - wie beispielsweise Aktien, Häuser, Grundstücke, Edelmetalle - nicht unerwartete Verluste bescheren. Tauscht man beispielsweise Termin- und Spareinlagen in Aktien, und erweisen sich die Kaufpreise der Aktien als überzogen, wird der Anleger nachfolgend Kursverluste erleiden (die im schlimmsten Fall dauerhaft sein können).

Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, sich mit einigen wenigen Prinzipien auseinanderzusetzen:

(1) Sorge für eine gewisse Diversifikation. Eine Streuung des Anlagekapitals auf zum Beispiel Aktien, Immobilie und Edelmetalle senkt tendenziell das Risiko. Eine solche Diversifikation beinhaltet auch, weltweit investiert zu sein, und Konten und Depots nicht nur bei einer, sondern bei mehreren Banken zu unterhalten.

(2) Handle mit Langfristorientierung. Wer mit einen langfristigen Horizont investiert (das heißt mit drei oder fünf Jahren oder auch länger), der läuft weniger Gefahr, im Zuge des Auf und Ab an den Märkten Fehlentscheidungen zu begehen (wie beispielsweise aus einer situativen Stimmungslage heraus unbedachte Entscheidungen zu treffen).

(3) Beachten Sie das Prinzip "Preis versus Wert". Der Preis ist das, was man bezahlt. Der Wert ist das, was man für sein Geld bekommt. Die beste Aktie, das beste Haus eignet sich nicht als Anlage, wenn es zu teuer gekauft wird; denn die Rendite wird von Kaufpreis und dem Wert der Anlage bestimmt. Der Anleger ist daher gut beraten, vor dem Kauf eine klare Vorstellung von dem Wert zu haben, und Vorsicht walten zu lassen bei solchen Anlagen, deren Wert er nicht mit hinreichender Genauigkeit einschätzen kann.

Wer das Prinzip "Preis versus Wert" gewissenhaft anwendet, der kann böse Überraschungen verringern (und besser schlafen), und es hilft ihm auch, die Rendite zu verbessern beziehungsweise das eingesetzte Kapital zu erhalten.

Open in new window
Quelle: Refinitiv; Graphiken Degussa. (1) Annahme, dass die US-Zentralbank das US-Konjunkturpacket bis Ende 2021 mit Ausgabe von neuem Geld finanziert.


Abschließend noch ein Blick auf Gold und Silber. Wie Abb. 4 a zeigt, besteht seit dem Anfang des 21. Jahrhunderts zwischen Goldpreis und der weltweiten Geldmenge (hier angenähert durch die US-Dollar-Geldmenge M2) ein positiver, wenn auch nicht immer deckungsgleicher Verbund.

Sollte der Verbund zwischen Geldmenge und Goldpreis auch künftig (und sei es auch nur richtungsmäßig) Bestand haben (und der Verfasser dieser Zeile geht davon aus), wird das Gold für mittelbis langfristig orientierte Anleger ein Inflations- und auch Kreditausfallschutz bleiben. Mit Blick auf den relativ engen Verbund zwischen Gold- und Silberpreis erscheint auch die Erwartung eines deutlich ansteigenden Silberpreises plausibel. Gold und Silber haben zu aktuellen Preisen beträchtliches Aufwärtspotential.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"