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Adrian Day: Das könnte ein Marktzusammenbruch mit Gold anstellen

12.04.2021
International Man: In einer Zeit präzedenzloser Gelddruckerei weltweit scheint es das perfekte Umfeld für einen Goldpreisanstieg zu sein. Doch stattdessen stagnierte Gold kürzlich. Warum hat Gold nicht auf diese unglaublich positive Atmosphäre reagiert?

Adrian Day: Korrekt. Massive, überschüssige Liquidität ist positiv für Gold, unter sonst gleichen Bedingungen. Doch leider sind die Bedingungen nicht gleich. In diesem Jahr fand sowohl eine Zunahme der langfristigen Zinsen als auch eine Dollarrally statt; beides ist negativ für Gold. Das Ergebnis war, dass Gold seinen schlimmsten Jahresstart seit drei Jahrzehnten hinlegte und im Quartal fast um exakt 10% gesunken ist; Silber fiel um 7,5%. Das ist für eine traditionell saisonal starke Zeit eher ungewöhnlich. Im bisherigen Monat ist es jedoch gut gestiegen. Das sollte man in einen Kontext stellen. Der Goldpreis befindet sich zurück auf dem Niveau vom letzten Juni und verzeichnet seit Anfang des Jahres eine gesunde Zunahme von 14%.

Ich denke, dass wir hier einfach normale Marktaktivität beobachten. Nach einer unglaublich starken Entwicklung im ersten Halbjahr des letzten Jahres - mehr als 40% vom Tief im März bis Anfang August - nimmt sich Gold nun einfach die Zeit zur Konsolidierung. Je dynamischer die Entwicklung, desto länger die Korrektur. Tatsächlich würde ich argumentieren, dass es tatsächlich recht positiv ist, dass sich Gold angesichts der Dollarstärke und der steigenden Renditen über 1.700 Dollar hält. Außerdem ist es ein Zeichen für eine langsame Veränderung der Stimmung und eine Wende im Goldpreis. Die negative Stimmung, bewiesen durch die Abflüsse der Gold-ETFs, bedeutet, dass Gold zunehmend in starken Händen gehalten wird. Wenn die Entwicklung stattfindet, dann könnte es eine starke Erholung geben.


International Man: Die Zinsen sind kürzlich gestiegen. In welcher Beziehung stehen Gold und steigende Zinsen?

Adrian Day: Steigende Zinsen sind negativ für Gold; da Gold keine Rendite abwirft, machen es höhere Zinsen an anderer Stelle vergleichsweise weniger attraktiv. Es sind jedoch die Realrenditen, die für die Nominalrenditen abzüglich der Inflationsrate wichtig sind. Und trotz einer sehr starken Aufwärtsbewegung der langfristigen Renditen bleiben die Realrenditen bei null. Da die Inflation in den letzten Monaten gestiegen ist, werden die Renditen in Zukunft wahrscheinlich negativ ausfallen. Die Kosten sind überall gestiegen und Unternehmen haben vor zukünftig höheren Preisen gewarnt.

Obwohl die Renditen auf der langfristigen Seite gestiegen sind, bleiben sie auf der kurzfristigen Seite niedrig. Wenn die Anleihe-Vigilante die Renditen zu hoch drücken, dann ist die Fed gewillt und in der Lage, anderen Zentralbanken auf der Welt nachzufolgen und die langfristigen Renditen zu unterdrücken.


International Man: Wenn es am Aktienmarkt zu einem Meltdown kommt, wie wird es dann Gold und Goldaktien ergehen?

Adrian Day: Eine Menge hängt davon ab, welche Art von Marktabschwung wir verzeichnen. Wenn der Aktienmarkt einen scharfen Rückgang, wie 1987, 2008 oder im März letzten Jahres verzeichnet, dann wird alles fallen; und oftmals fallen Goldaktien anfänglich stärker als es der allgemeine Markt tut. Doch zeitgleich können sich Goldaktien als erstes erholen und zu den stärksten Assets zählen. Das ist es sicherlich, was wir letztes Jahr beobachten konnten. Nach einem Rückgang um 33% in sechs Tagen befanden sich die Goldaktien innerhalb eines Monats auf neuen Hochs und waren innerhalb von vier Monaten um 130% gestiegen. Im Jahr 2008 hatten sich die Goldaktien von ihrem Selloff im Oktober verdoppelt, bevor der S&P einen Boden bildete.

Wie weit die Goldaktien mit dem Markt fallen, hängt zum Großteil davon ab, wie stark sie sich an der vorherigen Marktrally beteiligt haben und welche Bewertungen sie besitzen. In den Jahren 1987, 2008 und 2020 fielen sie vor Marktzusammenbrüchen stark aus, auch wenn ihre Bewertungen im letzten Jahr nicht sonderlich hoch waren. Nach einem Marktzusammenbruch pumpen die Zentralbank also üblicherweise Liquidität ins System und das ist positiv für Gold.


International Man: Was prognostizieren Sie für Gold im restlichen Jahr 2021?

Adrian Day: Ich bin bullisch. Der zentrale Faktor, der sich auf den Goldpreis auswirkt, ist Liquidität und es gibt keine Zweifel, dass das positiv ist und sich wahrscheinlich nicht ändern wird. Sorgen um steigende Zinsen sind übertrieben. Der größte Gegenwind für Gold ist derzeit der steigende Dollar. Die umworbene Dollarrally hat etwa zwei Drittel des Rückgangs wettgemacht, seit Biden zum Präsident gewählt wurde.

Da es so aussieht als würde man die US-Wirtschaft früher als viele andere Länder öffnen und weil sich die Renditedifferenz zu anderen Wirtschaften ausgeweitet hat, könnte der Dollar kurzfristig weiter steigen. Doch massive, nicht-fundierte Ausgaben werden das Haushaltsdefizit weiten, während eine US-Wirtschaft, die sich vor anderen Wirtschaften erholt, zunehmende Nachfrage aus den USA nach ausländischen Waren bedeuten wird, was das Handelsdefizit weiter ausweitet.

Diese Zwillingsdefizite werden wahrscheinlich dafür sorgen, dass der Dollar seinen Abwärtstrend im Laufe des Jahres fortsetzen wird. Die Stimmung war extrem schwach, mit großen, konsistenten Abflüssen aus Bullion-ETFs. Allgemeine Investoren haben ihre Goldaktienpositionen so schnell verlassen wie sie letzten Frühling an Bord gesprungen sind. Das ist ein positives Zeichen, da sich Gold nun größtenteils in starken Händen befindet. Und wenn eine Wende erfolgt, dann könnte die Preisaktivität sehr stark ausfallen.


© Jeff Thomas



Dieser Artikel wurde am 9. April 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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