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Jeff Thomas: Der Untergang eines Reiches

24.04.2021
"Die Erfahrung hat gezeigt, dass diejenigen, denen Macht anvertraut wurde, selbst unter den besten Regierungsformen mit der Zeit und in langsamen Schritten zur Tyrannei verleitet werden." - Thomas Jefferson

Die Geschichte wird üblicherweise von Akademikern geschrieben. Sie pflegen sich natürlich auf die Hauptereignisse zu fokussieren: die Kriege und die Kämpfe zwischen Anführern und deren Gegnern (sowohl extern als auch intern). Während dies zwar interessante Geschichten sind, übersehen die Akademiker oftmals die zugrundeliegenden Ursachen für den Untergang eines Reiches.

Heutzutage sind die meisten Leuten primär an "Nachrichten" interessiert - die täglichen Informationen bezüglich der politischen Oberhäupter weltweit und deren Kämpfe mit anderen, um ihre Macht zu erlangen, zu erhalten und zu stärken. Wenn die Ära, die wir durchleben, in die Geschichtsschreibung aufgenommen wird, wird sie größtenteils eine Zusammenfassung der Nachrichten widerspiegeln. Da die Medien tendenziell die Tatsache übersehen, dass gegenwärtige Ereignisse nur Symptome eines allgemeinen Abschwungs sind, fokussieren sich Historiker tendenziell auf große Ereignisse anstatt die "langsamen Schritte" zu beachten, die eigentliche Ursache sind.


Das persische Reich

Als ich ein Junge war, wurde mir der Abschwung und der Fall des persischen Reiches "gelehrt." Ich erfuhr von der letzten Übernahme durch Alexander den Großen, doch niemals, dass die persischen Steuern während dieses Abschwungs immer höher und unterdrückender wurden, was zu wirtschaftlicher Depression und Aufständen führte, die wiederum für noch höhere Steuern und zunehmende Unterdrückung sorgten. Könige horteten zunehmend Gold und Silber und nahmen diese somit aus der Zirkulation. Das lähmte den Markt, da die Geldzirkulation nicht ausreichte, um Geschäfte zu machen. Als Alexander dann auftauchte, war Persien - geschwächt von Kriegen und internen, wirtschaftlichen Konflikten - nur eine leere Hülle und relativ einfach zu besiegen.


Die Tang-Dynastie

Damals lernte ich außerdem, dass die Tang-Dynastie aufgrund der wachsenden Macht unter Eunuchen, Kämpfe mit Separatisten aus der Fanzhen-Region und Bürgeraufstände fiel. Mir wurde jedoch nicht beigebracht, dass die auf Expansion basierende Kriegsführung der Dynastie Steuererhöhungen forderte, die zu Aufständen führten. Anhaltende Kriegsführung setzte zunehmende Geld- und Landerpressung durch die Eunuchen voraus, was für einen abrupten Rückgang der Lebensmittelbestände und höhere Steuern sorgte. Während sich der wirtschaftliche Verfall und die Unterdrückung der Bürgerschaft verschlimmerten, verließen die Bürger die Region, um ihr Glück anderswo zu finden. Stellt dies ein Muster dar? Lassen Sie uns einen weiteren Blick auf ein anderes Reich werfen.


Das spanische Reich

Im Jahr 1556 erbte Philip II von Spanien das, was als Europas reichste Nation angesehen wurde, ohne sichtbare Wirtschaftsprobleme. Doch bis 1598 ging Spanien bankrott. Wie ist das möglich? Spanien erging es gut, wollte jedoch eine Großmacht werden. Um dies zu erreichen, brauchte Philip mehr Steuergelder. Mit Beginn 1561 wurde die bestehende "Servicio"-Steuer reguliert; bis 1590 wurden die "Crusada"-, die "Excusado"- und die "Millones"-Steuer hinzugefügt.

Über einen Zeitraum von 39 Jahren (zwischen 1559 und 1598) wurden die Steuern um 430% erhöht. Auch wenn die Elite der damaligen Zeit von der Besteuerung ausgenommen war (die Elite von heute ist offiziell nicht ausgenommen), so wurde der durchschnittliche Bürger so stark besteuert, dass sowohl Unternehmensexpansion als auch öffentliche Käufe deutlich zurückgingen. Gehälter konnten mit der resultierenden Inflation nicht Schritt halten. Die Warenpreise stiegen um 400%, was zu einer Preis- und Steuerrevolution führte.

Auch wenn sich Spanien zu dieser Zeit einem regen Fluss von Gold und Silber aus Amerika erfreute, so floss der Reichtum direkt in Philips Kriegsbemühungen. Doch die 100.000-Mann-starken Truppen waren bald darauf nicht in der Lage, ausreichend Beute zu machen, damit Philip für die ausländischen Streifzüge bezahlen konnte. In einem letzten Versuch, das todgeweihte Reich zu retten, gab Philip Staatsanleihen aus, die zwar sofortiges Bargeld bereitstellten, jedoch immense Schulden verursachten, die scheinbar noch bis zum heutigen Tag zurückgezahlt werden.

Spanien erklärte den Bankrott. Der Handel verlagerte sich auf andere Ländern. Das Militär, das an drei Fronten kämpfte, blieb unbezahlt und die militärischen Hoffnungen brachen zusammen. Wichtig ist hier, dass Philip seine Kriegsführung nicht aussetze, selbst als das Reich zusammenbrach. Er reduzierte keinerlei Steuerlast. Wie andere Staatsoberhäupter vor und nach ihm, verstärkte er seine Alleinherrschaft nur stur, während das Reich zusammenbrach.


Die heutigen Reiche

Schulkindern werden die obigen Ereignisse als wichtiger Teil des Untergangs eines Reiches nicht gelehrt, auch wenn sie in bemerkenswerter Weise mit dem Untergang anderer Reiche und dem, was wir heute beobachten können, übereinstimmen. Dieselben Ereignisse treten mehr oder weniger wie fallende Dominosteine in jedem Reich und in jedem Zeitalter auf:

1. Die Reichweite der staatlichen Obrigkeiten übersteigt gewöhnlich ihr Verständnis.

2. Dramatische Expansion (allgemein durch Kriegsführung) wird durchgeführt, ohne klaren Plan, wie diese Expansion finanziert werden wird.

3. Die Bevölkerung wird überbesteuert, wenn die Rechnung für die Expansion fällig ist, ohne darauf zu achten, ob sich die Bevölkerung die hohen Steuern leisten kann.

4. Hohe Besteuerung führt dazu, dass die Investitionen durch den privaten Sektor zurückgehen, und die Wirtschaft beginnt ihren Abschwung.

5. Die Kosten von Waren nehmen zu und die Gehälter halten nicht Schritt.

6. Steuereinnahmen nehmen ab, während die Wirtschaft zurückgeht (aufgrund exzessiver Besteuerung). Steuern steigen erneut, um die Regierungsumsätze aufzustocken.

7. Trotz der obigen Punkte horten die Staatsoberhäupter persönlich so viel wie möglich, was die Zirkulation von Reichtum innerhalb der Geschäftsgemeinschaft weiter einschränkt.

8. Regierungen geben Anleihen aus und leihen sich Geld, um die Expansion fortzusetzen.

9. Dramatische, autoritäre Kontrolle wird eingeführt, um sicherzustellen, dass sich die Öffentlichkeit weiter an die Forderungen hält, selbst wenn diese Forderungen von der Öffentlichkeit nicht erfüllt werden können.

10. Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zusammenbruch geht oftmals mit Unruhen und Aufständen, dem Zusammenbruch der Wirtschaft und der Flucht derjenigen, die produktiv sind, einher.

11. Letztlich wendet sich das Reich gegen sich selbst und behandelt seine Bürger wie Feinde.

Die obige Rezession legt nahe, dass wir vielleicht besser ausgebildet und weniger dazu geneigt wären, dieselben Fehler zu wiederholen, wenn unsere Schuldbücher die zugrundeliegenden Ursachen der Reichsuntergänge betonen würden, anstatt die Namen berühmter Generäle und Daten berühmter Schlachten aufzulisten. Das ist jedoch leider unwahrscheinlich. Es liegt nahe, dass zukünftige Obrigkeiten genauso uninteressiert daran sein werden, von der Geschichte zu lernen, wie vergangene Staatsoberhäupter. Sie werden Reiche erschaffen und diese dann zerstören.

Selbst das informativste Geschichtsbuch eines Reichsuntergangs, "Der Untergang und Fall des römischen Reiches" von Edward Gibbon, wird für die Obrigkeiten nicht von Interesse sein. Sie werden glauben, sie stünden über der Geschichte und würden in einzigartiger Weise Erfolg haben. Wenn man aus dem Obigen etwas lernen kann, dann die Erkenntnis, dass sich die Obrigkeiten nicht von ihren Bestrebungen abbringen lassen werden. Sie werden weiter vorpreschen, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne, ungeachtet der Einwände und Aufstände der Bürgerschaft.

Sobald ein Reich die obige Phase 8 erreicht hat, gibt es kein Zurück mehr. Es ist ein "lebendes, totes Reich" und wartet nur noch darauf, dass sich die letzten drei Phasen abspielen. Dann ist es töricht, in der Hoffnung "zu warten", dass sich der Abschwung irgendwie umkehrt. In diesem Moment mag es dann die weisere Entscheidung sein, dem Hinweis der Chinesen, der Römer, etc. zu folgen, die sich dafür entschieden haben, ihr Glück still und heimlich woanders zu suchen.


© Jeff Thomas



Dieser Artikel wurde am 19. April 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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