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Edelmetalle waren schon immer die ultimative Versicherung

02.05.2021
Der Mitgründer von pro aurum, Robert Hartmann, spricht im Interview über die Herausforderungen im Edelmetallhandel in Zeiten einer Pandemie sowie über Grundregeln, die Edelmetallinvestoren berücksichtigen sollten.


Herr Hartmann, es war eine wilde Achterbahnfahrt für Edelmetalle seit dem Beginn der Pandemie. Abgesehen von der Preisrallye haben wir im letzten Jahr auch ein großes Interesse von Gold- und Silber-Erstanlegern beobachtet. Hat Sie diese neue Nachfrage nach physischen Edelmetallen in Anbetracht der allgemeinen Manie, die die Aktienmärkte erfasst hat, und der zunehmenden Nachfrage von Privatanlegern überhaupt überrascht oder ist sie ein weiteres Zeichen dafür, dass physisches Gold der sicherste aller sicheren Häfen ist?

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum: Um ehrlich zu sein, hat mich die starke Nachfrage, die wir in den letzten zwölf Monaten von Erstanlegern gesehen haben, nicht wirklich überrascht. Aus unserer jährlichen Forsa-Umfrage wissen wir, dass derzeit nur etwa zehn bis 15 Prozent der deutschen Anleger Edelmetalle als Anlageklasse im Allgemeinen und Gold und Silber im Besonderen in ihrem Portfolio haben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass rund 85 Prozent der Deutschen keine Edelmetalle in nennenswertem Umfang besitzen. Es war also nur die Frage, was der Auslöser sein würde, der die nächste Kaufwelle befeuern würde.

Wie auch bei vergangenen Blasen, wie beispielsweise der Dotcom-Blase Ende der Neunzigerjahre, wird die Masse erst im Finale kaufen bzw. kaufen wollen. Angesichts dieses zu erwartenden Ansturms an Investoreninteresse wird die Verfügbarkeit von Münzen und Barren stark eingeschränkt sein. Physisches Gold und Silber wird dann nur noch mit horrenden Aufschlägen auf den reinen Metallwert zu bekommen sein - wenn überhaupt.


Während des weltweiten Konjunktureinbruchs im vergangenen Jahr wurden wir auch Zeuge von beispiellosen Störungen auf dem physischen Edelmetallmarkt, da plötzliche Grenzschließungen und erzwungene Stillstände in den Raffinerien den Logistikbetrieb schwer beeinträchtigten und die normale Versorgung störten. Wie hat pro aurum diese außergewöhnlichen Herausforderungen gemeistert?


Robert Hartmann: Ich bin jetzt seit mehr als 35 Jahren in diesem Geschäft und habe so etwas noch nie erlebt. Natürlich gab es auch in der Vergangenheit zwischendurch Zeiten, in denen die Nachfrage exorbitant hoch und das Angebot begrenzt war - zum Beispiel auf dem Höhepunkt der letzten Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Aber was wir im vergangenen März und April erlebt haben, war eine echte, noch nie da gewesene Herausforderung.

Die wichtigsten Produzenten von Münzen und Barren waren coronabedingt entweder zu einem plötzlichen und vollständigen Stillstand gezwungen oder sie standen vor einer schier unlösbaren logistischen Herausforderung, da viele Luftfrachtrouten schlicht und ergreifend nicht mehr exisitierten. Und selbst wenn sie es schafften, mussten sie dies zu Frachtraten tun, die zehnmal höher waren als in normalen Zeiten.

Um ehrlich zu sein, hatten wir bei pro aurum ein wenig Glück, denn wir wurden mit dieser Situation zu einer Zeit konfrontiert, als unsere Tresore voll waren. Außerdem haben unsere Händler sehr schnell reagiert und große Weitsicht bewiesen. Sie haben bereits wenige Tage nach dem Auftauchen der ersten Corona-Fälle größere Kontingente bei den Produzenten reserviert. Das war auch der Grund, warum pro aurum im April eine der letzten Bastionen war, in der noch größere Mengen an Edelmetallen zu bekommen waren. Viele Kollegen bei anderen Edelmetallhändlern hatten bereits ihre Läden geschlossen und den Onlinehandel eingestellt.


Erwarten Sie angesichts des Ausmaßes der monetären und fiskalischen Interventionen, die wir im letzten Jahr gesehen haben, sowie der historischen wirtschaftlichen Verwerfungen, die sie verursacht haben, dass die Nachwehen dieser Krise anders sein werden als die der letzten? Viele Analysten haben die Inflationssorgen abgetan, aber wie ist Ihr eigener Ausblick?

Robert Hartmann: Per Definition ist Inflation eine Ausweitung der Geldmenge und die damit verbundene Verringerung der Kaufkraft der jeweiligen Währung. Wenn man sich die Entwicklung der Geldmengen in den letzten Monaten anschaut, dann haben sie sich so stark ausgeweitet wie nie zuvor in der Geschichte. Und auch wenn der größte Teil des Geldes noch nicht in der Realwirtschaft angekommen ist und auch die Umlaufgeschwindigkeit vergleichsweise gering ist, sind die Auswirkungen bereits deutlich zu sehen.

Man muss sich nur die Entwicklung an den weltweiten Börsen oder Immobilienmärkten anschauen. Sogar alternative Anlagen haben sich aufgeheizt. Wer in seltene Weine oder Whiskeys investieren will, muss heute deutlich mehr bezahlen als noch vor ein paar Monaten. Auch an den Rohstoffmärkten erleben wir derzeit eine Renaissance. Das wird die Verbraucherpreise anheizen, und diesmal wird die Inflation unweigerlich die Realwirtschaft treffen - wenn auch mit Verzögerung.

Für mich ist die Inflation eine Möglichkeit der schleichenden Enteignung der Bürger und hilft im Wesentlichen dem Schuldner. Viele Normalbürger fragen sich, warum man sich immer weniger leisten kann, obwohl man nominal das Gleiche oder sogar mehr verdient als noch vor fünf Jahren. So kann man am besten verstehen, wie der Kaufkraftschwund wirklich funktioniert.


Sehen Sie mit Blick auf die Zukunft neben Inflationssorgen auch Risiken, die sich aus staatlicher Übervorteilung, Überregulierung oder weiteren Einschränkungen der individuellen finanziellen Souveränität ergeben? Erwarten Sie, dass solche Überlegungen zu einem Treiber der physischen Edelmetallnachfrage werden?

Robert Hartmann: Edelmetalle sind und waren schon immer die ultimative Versicherung. Sie bieten Schutz sowohl gegen Staatsversagen als auch gegen Fehler in der Geldpolitik der Zentralbanken. Jeder Investor, der in die Geschichtsbücher schaut, sieht, dass beides in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder passiert ist. Aus dieser Perspektive ist die Investition in physisches Gold und Silber eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme und ein notwendiger Teil eines jeden Vermögenserhaltungsplans.

Darüber hinaus spielt Gold auch eine entscheidende Rolle beim Schutz der Ersparnisse vor einem Kaufkraftverlust durch Inflation, die, wie bereits erwähnt, ein sehr reales und drohendes Risiko darstellt. Und genau das hat es seit der Jahrtausendwende getan. Wenn man sich einen Zeitraum von 20 Jahren ansieht, gibt es keine Anlageklasse (abgesehen von Kryptowährungen), die sich besser entwickelt hat als Edelmetalle.



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