Halloween-Effekt: Wie gefährlich ist die Aktien-Anlage ab Mai wirklich?
20.05.2021 | Dimitri Speck
Sie werden sich vielleicht fragen, ob Sie mit Saisonalität hohe Erträge erzielen können. Schließlich ist es - zumindest auf den ersten Blick - eine relativ einfache Methode. Hunderttausende Analysten und Computerprogramme sind jeden Moment auf der Suche nach Anomalien, um an der Börse Gewinne zu machen. Da soll es möglich sein, mit Hilfe des Kalenders den Markt zu schlagen?
Daher zeige ich Ihnen heute anhand eines einfachen Beispiels, des "Halloween-Effekts", wie stabil saisonale Zusammenhänge sein können.
Der Halloween-Klassiker funktioniert seit Jahren
Sie kennen sicher den Spruch "Sell in May and go away!" Es dürfte sich um den bekanntesten saisonalen Börsenspruch handeln, vermutlich ist es sogar einer der ältesten Börsensprüche überhaupt. Er ist auch unter der Bezeichnung "Halloween-Effekt" bekannt. Die Grafik verdeutlicht, was das Befolgen der Regel seit 1960 gebracht hätte. In Blau sehen Sie den Ertrag in Prozent, den ein Dow-Jones-Investment von November bis April erzielt hätte - also wenn der Spruch befolgt worden wäre. Zum Vergleich sehen Sie in Rot den Ertrag einer Anlage während der Sommermonate.
Dow Jones, während des Sommers (blau), des Winters (rot)
Praktisch die gesamte Performance wurde in diesen sechzig Jahren während der saisonal guten Monate erzielt. Während der saisonal schlechten Monate konnte man hingegen dem Markt genauso gut fernbleiben.
"Sell in May" - da ist was Wahres dran
Sie sehen also, dass ein saisonaler Zusammenhang recht lange stabil sein kann. Natürlich gibt es Ausnahmejahre, und außerdem kann sich der saisonale Verlauf ändern.
Aber kein Zusammenhang an den Börsen ist immer gültig. Letztlich kann es darum gehen, mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren - und hier leistet die Saisonalität einen wichtigen Beitrag.
Der Spruch "Sell in May and go away!" ist übrigens bereits seit mindestens den 1930er Jahren bekannt und damit viele Jahrzehnte alt. Dennoch gibt es das Phänomen bis heute - trotz aller Analysten und Computerprogramme. Er gilt auch international. Das zeigt Ihnen das nächste Beispiel.
Funktioniert der Halloween international?
Saisonale Verläufe können sich aber im Laufe der Jahre ändern. Deswegen ist eine präzise Analyse sehr wichtig.
Der nächste Chart zeigt Ihnen den saisonalen Verlauf des MSCI Welt-Aktienindex. Sie sehen keinen gewöhnlichen Chart, vielmehr zeigt der saisonale Chart den durchschnittlichen Verlauf des MSCI Welt abhängig von der Jahreszeit an. Die horizontale Achse weist den Zeitpunkt im Jahr aus, die vertikale den Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. Die saisonalen Trends des Index sind so für Sie auf einen Blick erkennbar.
MSCI Welt, saisonaler Verlauf, ermittelt über 20 Jahre
Wie Sie sehen, geht es ziemlich genau ab Anfang Mai saisonal mit dem MSCI Welt nach unten. Danach folgt die Schwächephase, die das Sprichwort "Sell in May and go away" meint. Sie endet fast, aber nicht ganz genau nach einem halben Jahr. Saisonal gesehen ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwäche an den Aktienmärkten in den kommenden Monaten somit erhöht.
Auch beim deutschen DAX gilt "Sell in May"
Wie sieht es nun bei einzelnen nicht-amerikanischen Aktienmärkten wie beispielsweise dem deutschen DAX aus? In den vergangenen 61 Jahren fiel der DAX im Sommerhalbjahr zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober im Mittel um 0,67 Prozent. Insgesamt stieg der DAX in diesen 61 Jahre jedoch durchschnittlich um gut 6 Prozent - die Gewinne bei deutschen Aktien traten im Mittel also ausschließlich im Winterhalbjahr auf.
Das Balkendiagramm zeigt Ihnen für alle Jahre seit 1960 bis 2020 den Ertrag für den DAX zwischen dem vom 1. Mai und dem 31. Oktober. In Grün sehen Sie die Jahre, in denen es zu Kursanstiegen kam, in Rot die Jahre, in denen es zu einem Rückgang kam.
DAX, Ertrag in Prozent zwischen 1.5. und 31.10., in einzelnen Jahren seit 1960
Wie Sie sehen, dominiert die Farbe Rot nicht. Nur in 28 der 61 Fälle fiel der DAX während seiner saisonal schwachen Phase. Die Kursrückgänge im Sommerhalbjahr sind also nicht häufiger als die Anstiege, sie sind aber insgesamt stärker.
Die Sell-in-May- Schwächephase beginnt langsam - seien Sie auf der Hut!
Die saisonale Schwächephase für die Aktienmärkte beginnt langsam - für Sie bedeutet das erhöhte Vorsicht. Dabei beginnt die Schwächephase bei dem einen Index früher, bei dem anderen später - die Details können Sie auf www.seasonax.com selbst untersuchen.
Noch vielschichtiger ist das Bild bei den einzelnen Aktien. Es gibt sogar Einzelaktien, die ihre Schwächephase zu ganz anderen Jahreszeiten haben.
Fazit: Es ist grundsätzlich gefährlicher, ab Mai Aktien zu halten im Vergleich zum Zeitraum ab November. Bei vielen einzelnen Aktien sieht das aber anders aus - sie bieten auch ab Mai hohe Chancen.
PS: "Sell in May" betrifft viele - aber nicht alle! - Aktien!
© Dimitri Speck
www.seasonax.com
Dimitri Speck entwickelt für den Assetmanager Staedel Hanseatic Handelsstrategien. Einen weiteren Themenschwerpunkt seiner Arbeit bilden Gold und Rohstoffe. Er ist Herausgeber der Website www.SeasonalCharts.de, auf der über hundert saisonale Charts gezeigt werden. Im Finanzbuchverlag ist sein Buch "Geheime Goldpolitik" erschienen.
Daher zeige ich Ihnen heute anhand eines einfachen Beispiels, des "Halloween-Effekts", wie stabil saisonale Zusammenhänge sein können.
Der Halloween-Klassiker funktioniert seit Jahren
Sie kennen sicher den Spruch "Sell in May and go away!" Es dürfte sich um den bekanntesten saisonalen Börsenspruch handeln, vermutlich ist es sogar einer der ältesten Börsensprüche überhaupt. Er ist auch unter der Bezeichnung "Halloween-Effekt" bekannt. Die Grafik verdeutlicht, was das Befolgen der Regel seit 1960 gebracht hätte. In Blau sehen Sie den Ertrag in Prozent, den ein Dow-Jones-Investment von November bis April erzielt hätte - also wenn der Spruch befolgt worden wäre. Zum Vergleich sehen Sie in Rot den Ertrag einer Anlage während der Sommermonate.
Dow Jones, während des Sommers (blau), des Winters (rot)
Fast der gesamte Gewinn fiel im Winterhalbjahr an. Quelle: Seasonax
Praktisch die gesamte Performance wurde in diesen sechzig Jahren während der saisonal guten Monate erzielt. Während der saisonal schlechten Monate konnte man hingegen dem Markt genauso gut fernbleiben.
"Sell in May" - da ist was Wahres dran
Sie sehen also, dass ein saisonaler Zusammenhang recht lange stabil sein kann. Natürlich gibt es Ausnahmejahre, und außerdem kann sich der saisonale Verlauf ändern.
Aber kein Zusammenhang an den Börsen ist immer gültig. Letztlich kann es darum gehen, mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren - und hier leistet die Saisonalität einen wichtigen Beitrag.
Der Spruch "Sell in May and go away!" ist übrigens bereits seit mindestens den 1930er Jahren bekannt und damit viele Jahrzehnte alt. Dennoch gibt es das Phänomen bis heute - trotz aller Analysten und Computerprogramme. Er gilt auch international. Das zeigt Ihnen das nächste Beispiel.
Funktioniert der Halloween international?
Saisonale Verläufe können sich aber im Laufe der Jahre ändern. Deswegen ist eine präzise Analyse sehr wichtig.
Der nächste Chart zeigt Ihnen den saisonalen Verlauf des MSCI Welt-Aktienindex. Sie sehen keinen gewöhnlichen Chart, vielmehr zeigt der saisonale Chart den durchschnittlichen Verlauf des MSCI Welt abhängig von der Jahreszeit an. Die horizontale Achse weist den Zeitpunkt im Jahr aus, die vertikale den Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. Die saisonalen Trends des Index sind so für Sie auf einen Blick erkennbar.
MSCI Welt, saisonaler Verlauf, ermittelt über 20 Jahre
Genau Anfang Mai beginnt die Schwächephase bei Aktien. Quelle: Seasonax
Wie Sie sehen, geht es ziemlich genau ab Anfang Mai saisonal mit dem MSCI Welt nach unten. Danach folgt die Schwächephase, die das Sprichwort "Sell in May and go away" meint. Sie endet fast, aber nicht ganz genau nach einem halben Jahr. Saisonal gesehen ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwäche an den Aktienmärkten in den kommenden Monaten somit erhöht.
Auch beim deutschen DAX gilt "Sell in May"
Wie sieht es nun bei einzelnen nicht-amerikanischen Aktienmärkten wie beispielsweise dem deutschen DAX aus? In den vergangenen 61 Jahren fiel der DAX im Sommerhalbjahr zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober im Mittel um 0,67 Prozent. Insgesamt stieg der DAX in diesen 61 Jahre jedoch durchschnittlich um gut 6 Prozent - die Gewinne bei deutschen Aktien traten im Mittel also ausschließlich im Winterhalbjahr auf.
Das Balkendiagramm zeigt Ihnen für alle Jahre seit 1960 bis 2020 den Ertrag für den DAX zwischen dem vom 1. Mai und dem 31. Oktober. In Grün sehen Sie die Jahre, in denen es zu Kursanstiegen kam, in Rot die Jahre, in denen es zu einem Rückgang kam.
DAX, Ertrag in Prozent zwischen 1.5. und 31.10., in einzelnen Jahren seit 1960
Es kam zu Verlusten bis 36,5 Prozent! Quelle: Seasonax
Wie Sie sehen, dominiert die Farbe Rot nicht. Nur in 28 der 61 Fälle fiel der DAX während seiner saisonal schwachen Phase. Die Kursrückgänge im Sommerhalbjahr sind also nicht häufiger als die Anstiege, sie sind aber insgesamt stärker.
Die Sell-in-May- Schwächephase beginnt langsam - seien Sie auf der Hut!
Die saisonale Schwächephase für die Aktienmärkte beginnt langsam - für Sie bedeutet das erhöhte Vorsicht. Dabei beginnt die Schwächephase bei dem einen Index früher, bei dem anderen später - die Details können Sie auf www.seasonax.com selbst untersuchen.
Noch vielschichtiger ist das Bild bei den einzelnen Aktien. Es gibt sogar Einzelaktien, die ihre Schwächephase zu ganz anderen Jahreszeiten haben.
Fazit: Es ist grundsätzlich gefährlicher, ab Mai Aktien zu halten im Vergleich zum Zeitraum ab November. Bei vielen einzelnen Aktien sieht das aber anders aus - sie bieten auch ab Mai hohe Chancen.
PS: "Sell in May" betrifft viele - aber nicht alle! - Aktien!
© Dimitri Speck
www.seasonax.com
Dimitri Speck entwickelt für den Assetmanager Staedel Hanseatic Handelsstrategien. Einen weiteren Themenschwerpunkt seiner Arbeit bilden Gold und Rohstoffe. Er ist Herausgeber der Website www.SeasonalCharts.de, auf der über hundert saisonale Charts gezeigt werden. Im Finanzbuchverlag ist sein Buch "Geheime Goldpolitik" erschienen.