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Was der IKB-Skandal lehrt

05.08.2007  |  Manfred Gburek
Wir befinden uns am Anfang einer internationalen Vertrauenskrise an den Finanzmärkten. Wer das Gegenteil behauptet, ist entweder ein offizieller Beschwichtiger oder ein Träumer. Zur ersten Gruppe gehören Banker und ihre Aufseher, Chefs wichtiger Organisationen und Politiker. Die Öffentlichkeit in Krisenzeiten zu beruhigen, ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Das haben sie - Ausnahme: Jochen Sanio, Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), mit seinem Griff in die historische Kiste - im Großen und Ganzen recht ordentlich gemacht. Was aber längst noch nicht heißt, dass die Krise bewältigt sei. Zur zweiten Gruppe gehören die meisten Anleger, die glauben, an den Finanzmärkten sei es nur zu einem reinigenden Gewitter gekommen, dem das nächste Hoch schon wieder folgen werde. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt, wie die folgenden Thesen zeigen dürften, irgendwo zwischen eins zu zehn bis eins zu hundert.

Nehmen wir den IKB-Skandal. Diese traditionelle Düsseldorfer Mittelstandsbank gehört zu 38% der staatlichen KfW. Deren Chefin Ingrid Matthäus-Maier hatte der Börsen-Zeitung noch Mitte Juli anvertraut, die IKB sei für die KfW "ein wichtiger Durchleiter von Krediten für den gehobenen Mittelstand". Das Fazit des gewöhnlich sehr gut informierten Blattes lautete am 31. Juli ganz anders: "Sobald die IKB die KfW nicht mehr braucht, ist die KfW draußen." Das wird allerdings nicht von heute auf morgen möglich sein, denn der Knall auf Fall ausgeschiedene IKB-Chef Stefan Ortseifen ist offenbar nur ein Bauernopfer. Mit Jörg Asmussen befindet sich auch ein Vertreter des Bundesfinanzministeriums in dem vom Eon-Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Hartmann geführten IKB-Aufsichtsrat. Der reichlich mit Politprominenz durchsetzte KfW-Verwaltungsrat wird von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück angeführt; sein Stellvertreter ist dort Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, und in das Gremium haben sich so unterschiedliche links orientierte Meinungsmacher wie DGB-Chef Michael Sommer und Oskar Lafontaine von der Partei Die Linke hineinmanövriert - eine wirklich originelle Variante der so genannten Deutschland AG. Wie soll dieses Gruppenbild mit Dame die undurchsichtige Hypothekenkrise in den USA beurteilen, über die IKB und damit KfW gestolpert sind?

Die vereinten Beschwichtigungsversuche fielen in Nuancen unterschiedlich aus. Sieht man vom Ausrutscher des BaFin-Chefs Jochen Sanio ab, so gaben sich die Herrschaften von diplomatisch-psychologisch geschickt (Bundesbank-Chef Axel Weber und Jean-Claude Trichet, Chef der Europäischen Zentralbank) bis Hintertüren offen lassend, wie Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann mit seiner Bemerkung: "An den weltweiten Finanzmärkten dürften Unsicherheit und Nervosität kurzfristig anhalten." Die Deutsche Bank gehört, ebenso wie die anderen hiesigen Finanzkonzerne, selbstredend zu den Verhinderern einer größeren Krise. Über das Ackermann-Wort "kurzfristig" mag man rätseln. Vielleicht hatte er schon die Commerzbank im Visier, die ihre Zahlen zum zweiten Quartal am 9. August vorlegen will.

Der IKB-Skandal könnte möglicherweise glimpflich enden, wäre da nicht die weltweit schwelende Krise der Hedgefonds. Beide bringen deshalb so viel Unsicherheit mit sich, weil die Daten (wie bei der IKB) bis kurz vor dem bitteren Ende schöngerechnet wurden oder (wie beim Großteil der Hedgefonds) mangels Aufsicht erst gar nicht kontrollierbar sind. Kettenreaktionen können da nicht ausbleiben. Um diese zu verhindern, plädiert Peer Steinbrück bei internationalen Foren für mehr Kontrolle. Wie die überwiegend in London und rund um New York angesiedelten Hedgefonds-Manager dazu stehen, belegt auf entwaffnende Weise ein Artikel im britischen Wirtschaftsmagazin "The Economist" vom 26. Mai dieses Jahres. Darin heißt es sinngemäß, Deutschland führe einen einsamen Kampf zugunsten strengerer Kontrollen.

Wie das unkontrollierte Gebaren der Hedgefonds enden könnte, sollten Interessenten in zwei Zeitschriften nachlesen, die jede gute Bank oder Industrie- und Handelskammer abonniert haben und ihren Kunden zur Verfügung stellen müsste: "Kreditwesen" und "Die Bank", jeweils die Ausgabe 8/07. Während Sie im ersten Fall gleich mehrere Beiträge (unter anderem von Steinbrück) vorfinden, werden Sie im zweiten Fall mit Zahlen konfrontiert, bei denen Ihnen die Augen übergehen dürften. Dazu nur drei Beispiele: Hedgefonds dominieren den internationalen Aktienhandel zu 25 bis 50% (bezogen auf die Tagesumsätze), den Handel mit notleidenden Krediten zu 47% und den Handel mit Kreditderivaten sogar zu 58%. Der Autor, Siegfried Utzig vom Bundesverband deutscher Banken, kommt zum Fazit: "Niemand verfügt derzeit über eine Blaupause für einen angemessenen Umgang mit diesem bislang weitgehend unregulierten Teil der internationalen Finanzmärkte."

Mit meinem eigenen Fazit mache ich es mir zunächst einfach, indem Ihnen auch an dieser Stelle nochmals mein Lexikon "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" zur Lektüre empfehle. Immerhin finden Sie dort zum Stichwort "US-Immobilienmarkt" die in gewisser Voraussicht geschriebene Warnung: "ein nicht nur amerikanisches, sondern auch internationales Sorgenkind", und zum Stichwort "subprime market" ist vom "Platzen der amerikanischen Immobilienblase" zu lesen. Dass die von mir geschätzte Börsen-Zeitung mein Lexikon vor kurzem in einer etwas eigenartigen Rezension verrissen hat, buche ich gern unter "Viel Feind", viel Ehr"" ab.

Falls Sie noch allzu viele Aktien und Aktienfonds besitzen, sollten Sie nun meine seit dem Frühjahr dieses Jahres hier geäußerten Warnungen ernst nehmen und zumindest alle Finanzaktien ohne Wenn und Aber endgültig verkaufen. Leider ziehen diese Aktien auch andere in den Abwärtsstrudel, sodass Sie vorsichtshalber hier besser ebenfalls auf der Verkäuferseite stehen sollten. Was schließlich Edelmetalle - mit Einschränkungen auch Edelmetallaktien und -fonds - betrifft: Stocken Sie Ihre Bestände bei vorübergehenden Rücksetzern auf; der Rest (weiterer Preisanstieg) ist eine Frage der Zeit - und Ihrer Geduld.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

[i]Herr Gburek ist u.a. Moderator auf der "Edelmetall- & Rohstoffmesse" am 2.+3.11.2007 in München und Buchautor.




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