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Doug Casey: Friedhof der Imperien

06.06.2021
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International Man: Im Laufe der Geschichte hatten viele antike und moderne Imperien Schwierigkeiten, Afghanistan zu erobern. Alexander der Große, Dschingis Khan und die Mongolen, verschiedene persische Reiche, das britische Empire, die Sowjetunion und die Amerikaner, unter anderem, haben alle den Mund zu voll genommen. Afghanistan hat seinen Ruf als "Friedhof der Imperien" verdient. Warum fällt es Armeen so schwer, Afghanistan zu unterwerfen? Und warum dachte das US-Imperium angesichts dieser offensichtlichen Geschichte, dass es bei ihm selbst anders sein würde?

Doug Casey: Dummheit und Arroganz sind wesentliche Gründe. Afghanistan ist für die Amerikaner eine völlig fremde Kultur. Selbst jetzt können nur wenige das Land auf einer Karte finden. Bevor wir einmarschierten, hatten nur wenige überhaupt von diesem Ort gehört. Es ist ein Ort mit völlig anderen Werten, Überzeugungen, Sprache, Religion und ethnischer Zugehörigkeit als Amerika. Warum also laufen amerikanische Soldaten in Afghanistan herum und töten Einheimische?

Dafür gibt es überhaupt keine Entschuldigung. Wie ich schon sagte, ist Afghanistan ein unorganisierter Ort - tatsächlich gibt es so etwas wie "Afghanistan" gar nicht. Es ist ein völlig künstliches Konstrukt, mit einem Dutzend großer Stämme und ethnischer Gruppen und Hunderten von Clans. Die Loyalität der Afghanen gilt nicht ihrer angeblichen Regierung in Kabul oder dem fiktiven Konzept von Afghanistan, sondern ihrer Familie, dann ihrem Clan und dann ihrem Stamm.

Es ist unmöglich, ein solches Land zu erobern. Die USA hätten jeden einzelnen Afghanen erobern müssen. Mit Ausnahme der lokalen Quislinge und Opportunisten hassen die Afghanen die amerikanischen Invasoren ungefähr so sehr, wie die Amerikaner eine Armee von eindringenden Afghanen hassen würden.

Es gibt keinen Grund, warum der US-Krieg anders hätte verlaufen sollen als der sowjetische oder der britische Krieg. Soweit diese primitiven Menschen überhaupt miteinander verbunden sind, ist es der Glaube an eine sehr militaristische Religion, den Mohammedanismus. Sie nehmen ihn sehr ernst und haben einen unbändigen Hass auf ungläubige Eindringlinge.

Aber es ist nicht nur unmöglich, ein solches Land zu erobern - es sei denn, man betreibt einen groß angelegten Völkermord - es gibt auch keinen Grund, dort zu sein. Elemente in den USA versuchten, eine Ausrede zu fabrizieren, dass es in Afghanistan 3 Billionen Dollar an Bodenschätzen gäbe. Na toll. Es gibt wahrscheinlich 3 Billionen Dollar an Bodenschätzen auf dem Mars. Es ist eine bedeutungslose Zahl, abgesehen davon, dass sie ein Schwindel ist, den jemand aus der Luft gegriffen hat.

Selbst wenn es wirtschaftliche Vorkommen von "Unobtanium" gibt, werden die Einheimischen es Ausländern unmöglich machen, sie abzubauen. Sie werden es als Ausländer ansehen, die ihren Reichtum stehlen. Wie ich schon sagte, ist das ganze afghanische Abenteuer ein krimineller Betrug von Anfang bis Ende.


International Man: Gibt es angesichts des Scheiterns in Afghanistan irgendeinen Zweifel, dass sich das US-Imperium im Abschwung befindet? Wenn ja, welche Folgen hat das für Investment und andere Faktoren?

Doug Casey: Das einzige, was in der US-Regierung jetzt wirklich funktioniert, ist das Militär. Es ist sicherlich der einzige Teil der Regierung, den die Amerikaner noch respektieren oder vertrauen. Der Rest davon wird zunehmend als völlig dysfunktional anerkannt. Da das US-Militär das einzige ist, das irgendwie funktioniert, ist es zum goldenen Hammer im Arsenal der US-Regierung geworden. Wenn man nur einen Hammer hat, dann sieht alles wie ein Nagel aus. Deshalb vermute ich, dass das Militär in den nächsten Jahren wichtiger denn je werden wird.

Das ist sehr gefährlich, weil nicht mehr viele aus dem Militär an der Front sind. Zukünftige Kriege werden nicht mehr mit Divisionen, Korps und Armeen geführt werden, wie es im 2. Weltkrieg der Fall war. Der eigentliche Kampf wird in kleinen Einheiten von Special-Operations-Typen geführt werden.

Es gibt etwa 1,5 Millionen Menschen in den US-Streitkräften. Etwa 70.000 sind Spec Ops der einen oder anderen Art, was eine ziemlich große Zahl für ultra-elitär ausgebildete Killer ist, die von einer Million Bleistiftschiebern, Administratoren und Bürohengsten verstärkt werden. Zusammen mit dem FBI, der CIA und der NSA bilden sie eine moderne Prätorianergarde. Das macht sie sehr gefährlich, nicht nur für echte oder imaginäre ausländische Feinde, sondern auch für Amerika selbst.

Es wurde gesagt, dass der Krieg die Gesundheit des Staates ist. Ständige Kriege zu haben, und mit Kampfsoldaten in hundert Ländern auf der ganzen Welt, bedeutet, dass der Staat gesünder wird. Es ist sehr ähnlich wie das, was im Antiken Rom mit dem späten Imperium geschah. Die Verteidigung der Grenzen gegen hundert verschiedene Stämme über Tausende von Meilen war eine der Gründe für seine Implosion.

Dasselbe geschah mit dem athenischen Reich etwa 700 Jahre früher. Es entwickelte sich von der leuchtenden Stadt auf dem Hügel, die freier und anders war als jedes andere Gebilde auf der Welt, zu einem gewöhnlichen Imperium. Krieg, eine Folge des Imperiums, zerstörte auch sie. In ihrem Fall war es der Peloponnesische Krieg. Dasselbe geschieht mit den USA, nicht nur in Afghanistan, dem Irak und Syrien, sondern in Dutzenden von anderen Provinznestern von denen die wenigsten Amerikaner bisher überhaupt etwas gehört haben. Wir imitieren die Griechen und Römer auf die schlimmstmögliche Weise.


© Doug Casey



Dieser Artikel wurde am 1. Juni 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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