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Clint Siegner: Warum sich die Banken gegen die neuen Basel-III-Goldregulierungen wehren

30.06.2021
Goldenthusiasten spekulieren über die Auswirkungen der Basel-III-Regulierungen, die nächsten Monat in Kraft treten werden. Europäische Banken, abgesehen von denen an den wichtigen Londoner Märkten, werden bald den Anforderungen der Net Stable Funding unterliegen. Das könnte dafür sorgen, dass die Aktivitäten der Banken auf den Papiermetallmärkten reduziert werden. Die neuen Regeln scheinen das Risiko anzuerkennen, das mit dem Halten von Derivaten im Vergleich zum Halten der realen Sache verbunden ist. Sie werden verpflichtet sein, zusätzliche Reserven zu halten, um jegliches Papiermetall, das sie in den Büchern haben, auszugleichen.

Materielle Goldbarren werden jedoch als "Null-Risiko"-Asset eingestuft, solange sie abgesichert sind und in einer zugewiesenen Form vorliegen. Inhaber von nicht zugewiesenem Gold - Inhaber von Goldderivaten, Goldleasing und anderen risikoreicheren Instrumenten ohne direkte Absicherung - müssen jedoch eine Reserve von 85% als Ausgleich halten. Bullion-Investoren sind vorsichtig optimistisch, weil es scheint, dass die Regulierungsbehörden die Risiken anerkennen, die mit den fremdfinanzierten Papiermetallmärkten verbunden sind. Regeln, die die Teilnahme an diesen Derivatmärkten bestrafen und den Banken einen Anreiz geben, zugewiesenes physisches Metall zu halten, wären ein Schritt zu einer ehrlicheren Preisfindung.

Es gibt jedoch nur sehr wenige Gemeinschaften, die den Regulierungsbehörden gegenüber skeptischer sind als physische Goldanleger. Sie wurden immer wieder von Behörden wie der CFTC im Stich gelassen. Die meisten werden abwarten, bis die Metallpreise die Fundamentaldaten besser widerspiegeln, bevor sie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zutrauen, irgendwelche Probleme zu lösen. Dennoch gibt es einen Grund zur Hoffnung. Sie kommt von einer anderen Organisation mit wenigen Fans. Die London Bullion Market Association (LBMA) warnt eindringlich vor den neuen Regeln. Wenn diese Gruppe von korrupten Bankern dagegen ist, ist das ein gutes Zeichen. Die LBMA beschwert sich über die aktualisierten Net Stable Funding Requirements:

"Untergrabung von Clearing und Settlement - Die geforderte stabile Finanzierung für kurzfristige Vermögenswerte würde die Kosten für LPMCL-Clearingbanken signifikant erhöhen, insoweit, dass einige gezwungen wären, das Clearing- und Settlement-System zu verlassen, das sogar Gefahr laufen könnte, vollständig zusammenzubrechen."

Die meisten Goldenthusiasten werden "Halleluja!" schreien, wenn preistreibende Banken aus den Papiermärkten verdrängt werden.

"Abzug von Liquidität - Die erforderliche stabile Finanzierung würde die Kosten für die verbleibenden LPMCL-Mitglieder, die Gold als nicht zugewiesenes Metall aufbewahren, im Vergleich zu den Kosten für die Verwahrung von zugewiesenem Metall dramatisch erhöhen."

Es werden nur wenige Tränen vergossen, wenn die Liquidität auf dem Derivatmarkt abnimmt und ein Teil auf die Märkte für physisches, zugewiesenes Metall abwandert. Die Papiermärkte sind fast vollständig von den Fundamentaldaten wie physischem Angebot und Nachfrage abgekoppelt.

"Dramatische Erhöhung der Finanzierungskosten - Die geforderte stabile Finanzierung würde LBMA-Mitglieder bestrafen, die nicht zugewiesene Edelmetallbestände halten. Dies würde die Kosten für kurzfristige Edelmetall-Finanzierungstransaktionen erhöhen, da die Kosten für eine stabile Finanzierung an Nicht-Bank-Marktteilnehmer weitergegeben werden."

"Solche Kostenerhöhungen würden Bergbauunternehmen beeinträchtigen, die Verarbeitung einschränken und die Kosten für einen unelastischen Schlüsselinput für Industrie- und Konsumgüter erhöhen. Dazu gehören einige wichtige medizinische Geräte und Technologien, die zur Reduzierung von Schadstoffen benötigt werden (wie Katalysatoren)."


Der letzte Satz impliziert, dass die LBMA-Mitgliedsbanken den Herstellern medizinischer Geräte und der Umwelt helfen, aber das können sie ohne die uneingeschränkte Möglichkeit, mit Papiermetall zu handeln, nicht tun. Das ist reichlich. Bullion-Investoren haben Chat-Protokolle gesehen, die zeigen, wie wohltätig und fürsorglich diese Banker sind!

"Einschränkung von Zentralbankoperationen - Weniger LPMCL-Clearingbanken könnten die Einlagen, Kredite und Swaps der Zentralbanken mit Edelmetallen einschränken. Diese Operationen sind wichtig, um die Kosten für die Lagerung von Goldreserven auszugleichen und Einnahmen zu generieren. Außerdem wird dadurch wichtige Liquidität für den Markt bereitgestellt."

Diese Kritik deutet an, was der beste Grund von allen sein könnte, die neuen Regeln zu unterstützen. Alles, was die Möglichkeiten der Zentralbanken zur Einmischung in die Metallmärkte reduziert, wäre eine gute Sache. Alle Leih- und Tauschgeschäfte haben nur den einen Zweck, das Angebot an Metallen künstlich zu erhöhen und die Preise zu deckeln.

Es ist wichtig zu beachten, dass die neuen Regeln auf den Londoner Märkten nicht vor Ende des Jahres in Kraft treten. Die LBMA und deren Mitgliedsbanken haben immer noch Zeit, sich um eine weitere Verzögerung der Regeln zu bemühen und Änderungen zu fördern. Goldenthusiasten wissen es besser, als sich darauf zu verlassen, dass die Regulierungsbehörden das Richtige tun. Wir drücken aber dennoch die Daumen.


© Clint Siegner



Der Artikel wurde am 28. Juni 2021 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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