Jeff Thomas: Die Blinden führen die Ahnungslosen

Die meisten von uns schauen Fernseher. Teilweise, weil wir unterhalten werden wollen, jedoch auch, weil wir wissen möchten, "was vor sich geht." In einer schwierigen Ära, wie der gegenwärtigen, in der die meisten Länder eine wirtschaftliche Krise verzeichnen, virtuelle Charaktere als Wahlmöglichkeiten in politischen Wettbewerben miteinander konkurrieren, Regierungen zunehmend habgierig werden und die Entwicklung eines Polizeistaates rapide vorangeht, ist es nicht überraschend, dass sich der durchschnittliche Laie fragt: "Was zur Hölle geht hier vor sich?"

Nun, an Medienberichten, um diese Frage zu beantworten, mangelt es nicht. Heute gibt es eine Vielzahl an Kanälen, die 24/7 "Nachrichten" ausstrahlen, aus denen wir Einblicke zu erhalten hoffen, was die Staatsoberhäupter der Welt denken. Doch trotz des endlosen Firlefanz, der angeboten wird, bleibt die Vision unserer Oberhäupter noch immer unklar.

Sie möchten keinen Krieg, fallen jedoch in mehr Länder als jemals zuvor in der Geschichte ein. Politische Hoffnungsträger beschreiben ihre Plattformen bestenfalls wage, attackieren einander jedoch als wären sie Reporter der Boulevardpresse. Regierungen sprechen kontinuierlich vom Wunsch, die Last vom durchschnittlichen Bürger zu nehmen, während ihm zeitgleich mehr Gesetze, Regulierungen, Gebühren und Steuern als jemals zuvor aufgebürdet werden und deren Kumpane in der Finanzbranche gleichzeitig Milliarden Steuereinnahmen zugeschoben bekommen.

Es wird behauptet, dass man größere Sicherheit für Jedermann anstrebe, während man stattdessen einen endlosen Strom von Behörden erschafft, die die Autorität besitzen, grundlegende Regeln zu ignorieren und sich eher wie Mafia-Erpresser als Gesetzeshüter verhalten. Regierungen behaupten, sie wären auf eine solidere Wirtschaft aus, haben jedoch ein präzedenzloses Schuldenniveau erschaffen, das verspricht, die Wirtschaften der meisten Länder der Welt in naher Zukunft zu zerstören.

Also wenden sich viele Leute den Medien zu, um Antworten zu erhalten. Typischerweise enthält ein Nachrichtenprogramm eine "Gruppe von Experten", die über die aktuellen Themen debattieren wird. Sie kommen selten zu einem Schluss, erschaffen jedoch den allgemeinen Eindruck, dass eine politische Partei das Land zerstören möchte und die andere (die sie repräsentieren) es retten wird.

Zusätzlich zu diesen Diskussionsrunden gehen die Medien direkt zur Quelle und interviewen politische und finanzpolitische Obrigkeiten. Die Liste der Fragen ist ausnahmslos im Voraus vorbereitet und der Interview-Teilnehmer wird niemals auf dem falschen Fuß erwischt. Dessen Betreuer haben die Antworten jedes Mal für ihn vorbereitet; dem Zuschauer wird eine Reihe berechenbarer Rhetorik serviert.

In diesen Schlagabtäuschen soll der Interviewer sympathisch und nachforschend dargestellt werden, doch die gestellten Fragen sind ausnahmslos fade genug, dass der Interview-Teilnehmer sie entweder abtun oder eine einfache Antwort geben kann. Er soll dargestellt werden, als würde er die Öffentlichkeit über Politik und Vorgänge informieren, die zwar zu kompliziert sind, als dass der Zuschauer sie vollständig begreifen kann, jedoch in guter Hand seien und in der nicht allzu fernen Zukunft Lösungen bereitstellen werden. Seien Sie geduldig.

Die Tatsache, dass diese Lösungen niemals Wirkung haben, scheint weniger relevant als die Tatsache, dass eine neue Lösung auf dem Weg ist. Auf diese Weise wartet der Zuschauer, egal wie schlimm sein Leben beeinflusst wird, geduldig und hofft weiterhin auf bessere Tage. Unglaublich ist, dass der durchschnittliche Zuschauer in der Lage zu sein scheint, endlose Mengen dieser Propaganda zu konsumieren, Jahr für Jahr, und sich niemals selbst sagt: "Hier ist etwas radikal falsch."

Würde er den Fernseher tatsächlich eine Woche lang ausschalten und die Propaganda als Ganzes betrachten, dann könnte er vielleicht schlussfolgern, dass die Medien im Namen der wirtschaftlichen und politischen Obrigkeiten agieren, um deren Botschaft zu propagieren. Die "Debatten" und "drängenden Fragen" sind bestenfalls lasch und führen niemals zu deutlicher Veränderung oder Verbesserung. Noch ist das ihre Absicht. Sie dienen nur zur Beschwichtigung.

Schlimmer ist, dass die Obrigkeiten die Öffentlichkeit nicht nur weiterhin enttäuschen, sondern zudem staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Systeme in eine Richtung bewegen, die letztlich ein böses Ende nehmen wird. Es stimmt natürlich, dass die Bürger dieser führenden Nationen zunehmend zynisch bezüglich ihrer Obrigkeiten und ihrer eigenen Zukunft werden, doch ihre Reaktion auf den Blödsinn ist tendenziell "Ich hoffe, dass die nächste Regierung besser wird." Das ist tatsächlich sehr töricht. (Sobald der Apfel durch und durch verrottet ist, wird er nur von Würmern durchzogen sein.)

Doch diejenigen, die spüren, dass sie reingelegt werden, müssen ihrem Ärger irgendwie Luft machen. Und dafür gibt es politische Parteien. Ob es nun Demokraten und Republikaner, Tories und Labour oder etwaige derartige Gruppierungen sind; diejenigen, die gewählt werden, machen sich keine Illusionen, dass sie denjenigen dienen, die sie gewählt haben; sie existieren, um ihren größten Spendern zu dienen, die ihre Wahlen bezahlen. Und diese Spender finanzieren beide Parteien, um sicherzustellen, dass ihre Aufgaben von den Kandidaten erledigt werden, die erfolgreich sind, ungeachtet ihrer Parteizugehörigkeit. Der übergreifende Plan wird fortgesetzt werden, egal wer gerade im Amt ist.

Doch die Parteien stellen der Wählerschaft Ziele zur Verfügung, auf die sie mit ihren Gummi-Pfeilen schießen können. Egal welche Partei an der Macht ist, liberale Wähler werden sich beschweren, dass nicht ausreichend für ihre Ziele getan wird, und konservative Wähler werden das Gleiche tun. Wird die eine Seite irgendwann über die andere obsiegen? Zweifelsohne nicht. Das System ist darauf ausgerichtet, so zu bleiben, wie es ist - wobei endlose Diskussion ermutigt wird, jedoch kein tatsächlicher Fortschritt geplant ist.

Die wichtigsten Länder der Welt befinden sich am Rande einer heftigen Wirtschaftskrise. Mit ihr werden politische und gesellschaftliche Krisen und sicherlich auch Krieg einhergehen. Der Zuschauer, wenn er dies denn akzeptiert, wird sagen: "Nun, das wird sie lehren. Dann müssen sie zugeben, dass unsere Seite Recht hatte." Leider wird das nicht der Fall sein. Nach den unausweichlichen Wirtschaftszusammenbrüchen, unnützen Kriegen und zunehmendem Totalitarismus wird es ein letztliches Ende haben. Wenn sich der Staub legt, wird der durchschnittliche Laie wieder den Fernseher einschalten und darauf hoffen, dass man nun zu einigen Antworten gekommen ist.

Schaltet er einen liberalen Kanal ein, wird er jedoch stattdessen Experten sehen, die darüber lamentieren, dass alles Schuld der Konservativen sei. Wenn es nur mehr QE und mehr Ansprüche gegeben hätte, dann wäre alles gut gewesen, stattdessen gab es jedoch ein Desaster. Ähnlich werden die Experten eines konservativen Kanals darlegen, dass man all den Schmerz hätte vermeiden können, wenn man die Ansprüche in Schach gehalten und den Feind früher bombardiert hätte. Sowohl Liberale als auch Konservative werden sich in ihre Ecken zurückziehen, um ihre Wunden zu versorgen und sich auf die nächste Runde der gegenseitigen Polarisierung vorzubereiten.

Wem geben wir also die Schuld für die Debakel der Menschheit? Sicher, wir wurden von unseren Oberhäuptern reingelegt - die Politiker, Zentralbanker, Obrigkeiten wichtiger Branchen, etc. Oder waren es die Medien, die uns die Propaganda so toll vermitteln konnten, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen konnten?

Das wird nicht von Belang sein, weil wir nicht dazu lernen und das Spiel von Neuem beginnen werden. Doch wenn es eine aufrichtige Lösung ist, die wir verfolgen, dann wird das möglich sein. Doch diese Lösung hängt davon ab, ob wir gewillt sind, die Medien nicht länger unsere Gesinnung bestimmen zu lassen. Wir müssen darauf vorbereitet sein, die Aktionen unserer Oberhäupter genau zu studieren, gegen den Strom zu schwimmen und alles in Frage zu stellen. Wenn wir das nicht tun, dann gehören wir selbst zu den Blinden und Ahnungslosen und können einen endlosen Zyklus desselben Werbezirkus erwarten.


© Jeff Thomas



Dieser Artikel wurde am 4. Juli 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.