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Überdreht: Die Tiefen der Medien und der Märkte

14.08.2007  |  Clif Droke
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Jeder scheint von der Furcht, die dieser Abschwung mit sich bringt, ergriffen worden sein. Man scheint vergessen zu haben, dass der Markt, bevor es zum 8%igen Abfall kam, ganze 14% von seinem März-Tief aufgestiegen ist. Davor hatte sich der Markt wiederum mit ganzen 20% von seinen Tiefständen im Juni 2006 erholt, um dann im März dieses Jahres nur um 7% zu korrigieren. Davor hatte sich der Markt mit ganzen 14% von seinen Tiefständen im Oktober 2005 erholt, um dann im Juni 2006 nur um 8% zu korrigieren. Wie sie sehen, sind dies nur normale, gesunde Rückzüge in einem anhaltenden Bullenmarkt. Die meisten Investoren lassen sich zu stark vom kurzfristigen Marktgetöse einfangen und wenn sie dies tun, dann verlieren sie den Überblick (diejenigen, die ihn behalten machen wirklich Geld).

Also frage ich noch einmal: "Warum diese ganze Panik bei einer 8%igen Marktkorrektur?". Um etwas Vergleichbares zur derzeitigen Situation zu finden, müssten wir auf den Sommer 1998 zurückschauen. Zu dieser Zeit trübten sich die Marktaussichten, Rohstoffe kamen unter Druck, der US-Aktienmarkt strauchelte und dann drohten sich die Carry-Trades aufzulösen (kommt ihnen das bekannt vor)? Um den Kollaps komplett zu machen, drohte auch noch das Long Term Capital Management zusätzlichen Druck auf die ohnehin schon angespannte Situation auszuüben - viele Menschen machten sich Sorgen, dass die globale Wirtschaft abschmieren würde.

Zurück im Jahr 2007, erleben wir dieselbe Geschichte, bloß mit einer anderer Besetzung: Ängste über die Yen-Carry-Trades finden Widerhall in der Presse, die Presse ist voll von Nachrichten über die Probleme im Subprime-Hypothekenmarkt, eine "Kreditkrise" wird jeden Tag herbei geredet. Aber eine Sache ist völlig gleich geblieben: die Investoren befällt die Panik und sie verschreiben sich einer "Apocalypse now!"-Einstellung, was die unmittelbare Zukunft der Wirtschaft und der Finanzmärkte betrifft.

1998 erreichte das Put/Call-Verhältnis einen Höchststand von 95, im Fahrwasser des September-Paniktiefs jenes Jahres. Jetzt gerade fiel der S&P nur um 8% verglichen mit 20% - 22% im Jahr 1998. Der 15-Tage-Durchschnitt des gesamten Put/Call-Verhältnisse erreichte einen Stand von 122, der höchste Stand seit fast 20 Jahren. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass man viel geringere Marktverluste ausreichen, um Händler und Investoren in Panik zu versetzen, als zuvor. Einiges hängt zweifelsohne mit dem seither zunehmenden Einsatz von finanziellen Instrumenten zusammen sowie mit den Aktivitäten der Hedgefonds - der Angstfaktor in der Öffentlichkeit ist jedoch immer noch die dominante Komponente im Put/Call-Gesamtverhältnis.

Man könnte Bände über Massenpsychologie in den Finanzmärkten schreiben und darüber, wie die Massenmedien das Denken der durchschnittlichen Privatinvestoren fast ganz allein kontrollieren. Sich gegen die in der Presse dargestellte Mehrheitsmeinung zu stellen, ist die fundamentalste Regel für alle erfolgreichen, non-konformistischen Investitionen, dennoch wird sie von so vielen missachtet. In Leo Tolstoys Roman "Anna Karenina" finden wir die bemerkenswerte Beschreibung des heutigen, von den Medien beeinflussten Mannes - in der Figur des Stepan Arkadyevitch Oblonsky.

"Stepan Arkadyevitch bezog und las eine liberale Zeitung, keine extreme, aber eine, die die Ansichten der Mehrheit vertrat. (...) Trotz der Tatsache, dass ihn Wissenschaft, Kunst und Politik nicht besonders interessierten, machte er sich die Ansichten, die von der Mehrheit und von dieser Zeitung vertreten wurden, zu seinen eigenen. Er änderte sie nur, wenn auch die Mehrheit sie änderte, genauer gesagt, er änderte sie nicht, sie änderten sich, kaum wahrnehmbar, in ihm. (...)

Stepan Arkadyevitch hatte seine politische Meinung und seine Ansichten nicht selbst gewählt; seine politischen Meinungen und Ansichten kamen von sich aus zu ihm, so wie er auch nicht die Form seines Hutes oder Mantel wählte, er trug sie, weil sie getragen wurden."

Wann werden die Investoren lernen, dass die Mainstream-Medien keine Freunde sind, sondern ihre Feinde? Es lohnt sich, die Ablenkung durch die Mainstream-Presse auszublenden, wenn die heruntergebetete Botschaft allgegenwärtig wird. Warum sonst würden Tausende von Zeitungen, Magazinen und TV-Programmen allesamt dieselbe angststrotzende Botschaft bezüglich der Kreditkrise daher beten, wenn es dafür nicht eine Anweisung von höherer Ebene gäbe? Und könnte es möglicherweise eine rationale Erklärung für eine solche Anweisung geben? Um dem Massen Ärger vom Hals zu halten und um ihnen die Möglichkeit bieten, Geld zu machen? Nein, man unterstützt damit willentlich das Große Geld zu Lasten der Kleinanleger. Dies ist in der Tat immer das Endergebnis des Schlagzeilenspiels der Mainstream-Medien gewesen.


© Clif Droke, 14.8.2007
www.clifdroke.com





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