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Die Zäsur des 15. August 1971

14.08.2021  |  Peter Boehringer
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Es war für die USA schon seit etwa 1967 sicher erkennbar, dass entweder die US-Staatsdefizite oder aber das Bretton Woods Dollar-Gold-System enden würden müssten, weil die USA schon bald nicht mehr in der Lage gewesen wären, die Dollarbestände anderer Staaten in Gold zu tauschen. Nach der Abforderung der französischen Goldreserven durch de Gaulle 1966 hätte es bereits schnell zu Ende gehen können.

Doch Deutschlands 1967 im Blessing-Brief zugesicherter Nicht-Umtausch der deutschen Dollarvorräte aus stetig wachsenden Handelsüberschüssen mit den USA verzögerte den Offenbarungseid der USA immerhin noch um mehrere Jahre. Lesen Sie hier meine sprachlich korrekte aber politisch inkorrekt kommentierte Übersetzung von 2011 dieses wichtigen Briefs des damaligen Bundesbankpräsidenten Karl Blessing:

"No blessings for Blessing" - Die Deutschen in Form ihres Gold-"Treuhänders" Deutsche Bundesbank retteten mit diesem Brief das Bretton Woods System noch für volle vier Jahre - bis eben 1971 das Goldfenster dann doch und endgültig geschlossen werden musste… Blessing verzichtete für Deutschland damals auf mehrere Tausend Tonnen Gold, ohne den deutschen Arbeiter, der dieses Gold mit seinen Außenhandelsüberschüssen erwirtschaftet hatte, zu fragen.

Bis heute wären die von Deutschland seitdem erwirtschafteten Goldtonnagen unvorstellbar groß: Alleine nur die aktuellen deutschen Target2-Forderungen ließen sich in einem hypothetisch weiterbestehenden Bretton Woods-System zugunsten des deutschen Staatsvermögens in etwa 22.000 Tonnen Gold umtauschen - gut das Sechsfache des offiziellen deutschen Staatsgoldbestands oder die siebenfache Weltjahres-Goldförderung oder das deutsche Steueraufkommen aus über 100 Millionen Mannjahren Arbeit!

Letztlich gelang es Präsident Nixon mit diplomatischem Schweigedruck auf Dollarhalterstaaten und mit einigen rhetorischen Nebelkerzen und schwulstigen Ausführungen, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Schon damals lebte ein Großteil der westlichen Welt in der kollektiven Psychose des Falschgeldexperiments: in einer schuldenfinanzierten Schönwetter-Matrix, aus der die Menschen zwar eines Tages erwachen müssen, falls sie nicht warten wollen, bis der umfassende Schulden-Default sie gewaltsam herausreißt; aus der sie aber bislang partout nicht erwachen wollen.

Damals wie heute waren der Großteil der Bevölkerung bereits Gefangener der eigenen Brot-und-Spiele-Mentalität; und so wurden Nixons Ausführungen genauso wenig hinterfragt wie heute die Ausführungen von Christine Lagarde oder Olaf Scholz.

Seinerzeit erklärte Präsident Nixon: "Die Spekulanten sind schuld an den Dollar-Problemen; wir sichern Jobs für den amerikanischen Arbeiter, wir verteidigen und stabilisieren den Dollar durch zeitweise Aussetzung der Gold-Einlösbarkeit, wir bekämpfen unfairen ausländischen Wettbewerb."

Weite Strecken in Nixons Ansprache von 1971 sind ideell sehr verwandt mit den Reden der heutigen Politiker und Ökonomen, d.h. verlogen und vulgärkeynesianisch.

In jüngerer Zeit heißt es bei Merkel und Lagarde: Der "Green Deal" der EU, finanziert über die völlig neuen 800 Kreditmilliarden des "Next Generation"-Schulden-Programms sowie in völligem Etikettenschwindel auch über das angebliche "Corona"-Programm der EZB namens "PEPP", werde zahlreiche Jobs in Europa schaffen. Alle diese EU-Programme seien dabei "zeitlich begrenzt" (bis 2060…) - ebenso wie es schon seit 1971 die "vorübergehende" Notmaßnahme der Aufhebung der Goldeinlösung war…

Die Muster sind dieselben, das Falschgeldexperiment ist ebenfalls noch dasselbe; und große Teile der Bevölkerung schlafen weiterhin dem Tag entgegen, an dem sie völlig überrascht aus dem Traum einer permanenten schuldenfinanzierten Wohlstandsvermehrung aufwachen werden. Bis zu diesem Tag X kann es allerdings noch dauern. Zu den Verzögerungstaktiken gehören die Goldpreis-Manipulation, das "Quantitative easing" bzw. riesige Anleihekaufprogramme der Zentralbanken, Negativzinsen, Bargeldabschaffung, Digitaler Euro, Leerverkaufsverbot, Spekulationsverbot, Gemeinschaftshaftung, usw.

Gäbe es eine in Wirtschafts- und Währungsfragen aufgeklärte Bevölkerung, hätte jede einzelne dieser Maßnahmen bereits einen Aufschrei auslösen müssen, was jedoch nicht der Fall war. Im Gegenteil, die Menschen begrüßen diese Maßnahmen, da man ihnen einredet, es sei nur zu ihrem Besten - damals wie heute. Es gilt immer noch der von Henry Ford geprägte Satz: "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh." So jedoch wird den Menschen ihre eigene Enteignung - und letztlich Versklavung - mit immer neuen Phrasen schmackhaft gemacht.

Die fast beliebige Manipulierbarkeit einer rein virtuellen Geldwelt ohne Goldanker und die sich daraus ergebende ungeheure Macht durch fast grenzenlose Geldschöpfungsgewinne aus dem Nichts ist zugleich der wesentliche Grund, warum die Politiker weltweit dieses Geldsystem buchstäblich mit allen Mitteln verteidigen. Die Zeche für diese unverdiente, demokratisch nicht legitimierte Macht zahlen alle Bürger über eine nirgendwo kodifizierte aber sehr reale "Inflationssteuer".

Klar ist: Was aufsteigt, kehrt irgendwann zur Erde zurück. Diese unnatürliche Phase wird enden. Die Notenbanken können für die Politik mit der ständig gesteigerten Gelddruckerei nur Zeit kaufen, indem sie fällige Bereinigungskrisen immer wieder durch Gelddrucken temporär verhindern. Alleine nur die (weitgehend politisch gemachte) Corona-Krise diente den Notenbanken der Welt als Ausrede zu einem neuen "Reflationierungs"-Zyklus des Welt-Geldsystems mit mehr als 15.000 Milliarden Dollar in nur 18 Monaten!

Die schon vor Corona bestehende "Allesblase" bei fast allen Vermögenswerten (Aktien, Immobilien, Kunst, Anleihen) wurde durch diese Reflationierung noch weiter gesteigert. Das ist jedoch nur eine nominale Wohlstandsillusion. Irgendwann bricht das System zusammen.

Was danach kommt, wird jedoch davon abhängen, wer die Deutungshoheit über die dann bestehende Krise hat und welche Lehren gezogen werden. Ein Blick in die Geschichte kann dabei helfen. Gold war und wäre noch heute die beste Versicherung gegen die Allmachtsphantasien der Politik und für den Wiederaufbau der freiheitlichen Gesellschaft.

Es ist völlig klar, dass sich die Verantwortlichen und Hauptprofiteure der großen Geldschöpfungs(gewinn)-Orgie der Endlichkeit ihres Gebildes bewusst sind. Darum besteht leider bereits heute die Gefahr umfassender Ablenkungsmanöver seitens der Verantwortlichen und Hauptprofiteure dieses Systems. Das "Smart Investor"-Magazin vermutet in seiner aktuellen August-Ausgabe darum wohl zurecht:

"Man wird die Notwendigkeit einer deflationären Nullstellung (Great Reset) ganz sicher nicht mit den Webfehlern des herrschenden Geldsystems begründen, sondern auf externe Narrative wie Corona oder Klimawandel zurückgreifen."


© Peter Boehringer
www.goldseitenblog.de/author/peter-boehringer


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