Ein explosives Gemisch aus Staatsschulden und Geldentwertung
01.09.2021 | Vertrauliche Mitteilungen
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, wies kürzlich darauf hin, daß im Corona-Jahr 2020 die Nettoanleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) höher ausgefallen waren als die Netto-Neuemissionen der Eurostaaten insgesamt.
Im vergangenen Jahr habe die EZB damit de facto die gesamten Haushaltsdefizite der Euroländer finanziert, was einer direkten Staatsfinanzierung aus der Notenpresse gleichkomme. Rein formell ist dies allerdings nicht der Fall, weil bei den von der EZB aufgekauften Anleihen stets andere Banken als Kurzzeitinvestoren zwischengeschaltet waren und sind.
Zudem erfolgte die Finanzierung zu so niedrigen Zinsen, die angesichts der nicht immer besten Bonität mancher EU-Staaten am freien Markt kaum durchzusetzen gewesen wären. Es galt schließlich, die Schuldentragfähigkeit mancher EU-Staaten (Griechenland, Spanien u.a.) nicht zu überfordern.
Im Ergebnis erhielten diese im Ländervergleich eher zweit- oder drittklassigen Schuldner ihre Kredite zu niedrigeren Zinsen als sie andere große Industrienationen zu zahlen haben. Wichtige volkswirtschaftliche Funktionen des Zinses, wie z.B. eine Widerspiegelung der Bonität einzelner Kreditnehmer oder auch eine Art Disziplinierungsfunktion (eine zu hohe Zinslast verhindert immer neue Kreditaufnahmen) sind damit außer Kraft gesetzt.
Aktuell macht die EZB auch wenig Anstalten, die nach dem Corona-Stillstand nun langsam einsetzende wirtschaftliche Erholung für einen Ausstieg aus der indirekten Staatsfinanzierung zu nutzen. Und dies regt sogar fast niemanden mehr auf.
Innerhalb der EZB fungiert nur noch die Deutsche Bundesbank als Mahner und Warner, indem sie u.a. eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Maastricht-Grenzen für die Neuverschuldung der Staaten einfordert.
Krämer weist indessen auf die von einer weiterhin lockeren Geldpolitik ausgehenden Inflationsgefahren hin. In manchen Bereichen seien die Inflationsraten schon jetzt deutlich über den von der EZB immer wieder postulierten Zielwerten, was die Verantwortlichen aber bisher kaum schere.
Das daraus resultierende Drohszenario wäre eine überzogene Staatsverschuldung, die dauerhafte Zinseingriffe der Notenbank erforderlich machen würde, bei gleichzeitig davonziehenden Inflationsraten, auf die die Währungshüter dann wegen der Staatspleitengefahr nicht adäquat reagieren könnten.
Der Weg zu diesem Szenario könnte am besten verlassen werden, indem die EZB ihre bisherige Notfallmaßnahme "Staatsanleihenkauf“ weitgehend einstellt.
Je länger man damit noch wartet, da ist sich nicht nur Krämer weitgehend sicher, desto ohrenbetäubender wird der Knall werden, wenn dieses Gemisch aus Staatsschulden und Geldentwertung explodieren sollte.
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4457
Im vergangenen Jahr habe die EZB damit de facto die gesamten Haushaltsdefizite der Euroländer finanziert, was einer direkten Staatsfinanzierung aus der Notenpresse gleichkomme. Rein formell ist dies allerdings nicht der Fall, weil bei den von der EZB aufgekauften Anleihen stets andere Banken als Kurzzeitinvestoren zwischengeschaltet waren und sind.
Zudem erfolgte die Finanzierung zu so niedrigen Zinsen, die angesichts der nicht immer besten Bonität mancher EU-Staaten am freien Markt kaum durchzusetzen gewesen wären. Es galt schließlich, die Schuldentragfähigkeit mancher EU-Staaten (Griechenland, Spanien u.a.) nicht zu überfordern.
Im Ergebnis erhielten diese im Ländervergleich eher zweit- oder drittklassigen Schuldner ihre Kredite zu niedrigeren Zinsen als sie andere große Industrienationen zu zahlen haben. Wichtige volkswirtschaftliche Funktionen des Zinses, wie z.B. eine Widerspiegelung der Bonität einzelner Kreditnehmer oder auch eine Art Disziplinierungsfunktion (eine zu hohe Zinslast verhindert immer neue Kreditaufnahmen) sind damit außer Kraft gesetzt.
Aktuell macht die EZB auch wenig Anstalten, die nach dem Corona-Stillstand nun langsam einsetzende wirtschaftliche Erholung für einen Ausstieg aus der indirekten Staatsfinanzierung zu nutzen. Und dies regt sogar fast niemanden mehr auf.
Innerhalb der EZB fungiert nur noch die Deutsche Bundesbank als Mahner und Warner, indem sie u.a. eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Maastricht-Grenzen für die Neuverschuldung der Staaten einfordert.
Krämer weist indessen auf die von einer weiterhin lockeren Geldpolitik ausgehenden Inflationsgefahren hin. In manchen Bereichen seien die Inflationsraten schon jetzt deutlich über den von der EZB immer wieder postulierten Zielwerten, was die Verantwortlichen aber bisher kaum schere.
Das daraus resultierende Drohszenario wäre eine überzogene Staatsverschuldung, die dauerhafte Zinseingriffe der Notenbank erforderlich machen würde, bei gleichzeitig davonziehenden Inflationsraten, auf die die Währungshüter dann wegen der Staatspleitengefahr nicht adäquat reagieren könnten.
Der Weg zu diesem Szenario könnte am besten verlassen werden, indem die EZB ihre bisherige Notfallmaßnahme "Staatsanleihenkauf“ weitgehend einstellt.
Je länger man damit noch wartet, da ist sich nicht nur Krämer weitgehend sicher, desto ohrenbetäubender wird der Knall werden, wenn dieses Gemisch aus Staatsschulden und Geldentwertung explodieren sollte.
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4457