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Woher stammt Ihr Profit?

03.09.2021  |  Dr. Keith Weiner
Einige Artikel machen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, dass wohlhabende Investoren ihre Assets bevorzugt nicht verkaufen und somit Kapitalertragssteuern zahlen. Stattdessen beleihen sie diese auf Marge. Das erinnert mich an eine Erfahrung, die ich vor einigen Jahren gemacht habe. Ich saß in einem Forum und der Moderator stellte diese Frage: "Sollten Unternehmen Dividenden zahlen oder sollten Investoren ihre Gewinne in Form von Kapitalerträgen erhalten?"

Einer der anderen Teilnehmer war ein Innovator von Methoden, mit denen börsennotierte Unternehmen höhere Aktienkurse erzielen können. Doch er war fest entschlossen, höhere Aktienkurse - Kapitalerträge - als einziges Mittel für Investoren zu fördern, um von ihren Investitionen zu profitieren. Er meinte, dass Unternehmen aus Prinzip keine Dividenden zahlen sollten.


Zentralbanken machten Investment zu Spekulation

Ich habe viel über den Zinskrieg der Zentralbanken geschrieben. Sie haben der Welt die Rendite geraubt. Und in diesem Umfeld gibt es für die Menschen keine Alternative zur Spekulation. Kapitalerträge dienen stellvertretend zum Gewinn von Zinsen oder Dividenden. Doch das war nicht der Punkt, den der andere Forum-Teilnehmer machte. Er sagte nicht bloß, dass wir keine Wahl hätten und dies somit die nächstbeste Strategie sei. Er bewarb dies als eine Art und Weise, wie die Kapitalmärkte funktionieren sollten.

Meine Antwort lautete, dass Aktien ohne Dividenden wie eine Währung ohne Einlösbarkeit seien. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen Aktien, die niemals Dividenden abwerfen werden, egal wie profitabel das Unternehmen wird. Der einzige Gewinn, den Sie machen, erhalten Sie aus dem Verkauf der Aktie an den nächsten Käufer. Dieser händigt Ihnen sein Kapital aus, was für Sie das Einkommen ist, das Sie ausgeben können. Das tut er aus denselben Gründen wie Sie - in der Hoffnung, dass der nächste Käufer noch mehr zahlen wird.


Dividenden und uneinlösbare Währung

Wie der Kauf einer uneinlösbaren Währung ist es so, als würden Sie dem Emittenten einen Blankoscheck ausstellen. Der Emittent mag ihn weise investieren oder verschwenden. Sie haben kein Mitspracherecht und keinen Rückanspruch. Sie können ihn nur auf den nächsten Käufer abwiegeln.

Unternehmensaktien finden üblicherweise ein Ende, wenn das Unternehmen bankrott geht. Und der andere Forum-Teilnehmer brachte an, dass ein Unternehmen - von seiner Gründung bis hin zur Insolvenz - seinen Investoren niemals auch nur einen Penny zahlt. Seiner Ansicht nach kann ein Investoren die Aktien einfach eintauschen und so hoffentlich Profit aus der nächsten Welle von Investoren schlagen. Natürlich gibt es kurz vor Ende keine Gewinne, nur Verluste. Man kann sich vorstellen, dass dieser Typ einfach nur winkt, zwinkert und zum Verkaufen rät, bevor es dazu kommt. In seiner wirtschaftlichen Vision sollte man nur sicherstellen, dass man am Ende nicht selbst zurückbleibt und einen totalen Verlust seines Kapitals verzeichnet.


Es ist wichtig, wie Sie Ihren Gewinn machen

Doch woher der Profit stammt, ist wichtig. Wenn er aus einer dritten Partei hervorgeht, die Ihnen mehr zahlt als Sie ursprünglich gezahlt haben, dann werden Ihnen hier die Ersparnisse dieser Partei ausgehändigt, um diese später zu konsumieren. Der Gewinn sollte aus der Produktion stammen. Wenn Sie einen Bauernhof besitzen, sollten Sie Ihre Lebensmittel auf dem Bauernhof selbst anpflanzen. Wenn Sie das Ackerland verkaufen, um für Lebensmittel zu bezahlen, dann konsumieren Sie Ihr Kapital.

Dasselbe gilt für Aktien eines produktiven Unternehmens. Wenn das Unternehmen Dividenden zahlt und/oder Zinsen, die Sie ausgeben können, dann ist das vergleichbar mit dem Essen von Lebensmitteln, die Sie selbst angepflanzt haben. Wenn es nichts abwirft und Sie die Aktien verkaufen, um für Lebensmittel zu bezahlen, dann ist das vergleichbar mit dem Verkauf des Ackerlands. Wirtschaftlich betrachtet macht es einen großen Unterschied in der Welt, ob der Emittent Ihnen zahlt, was er schuldet, oder ob eine dritte Partei diese Schuld zu einem höheren Preis von Ihnen erwirbt.


Der Unterschied zwischen Investition und Spekulation

Es gibt eine wichtige Unterscheidung, die die Wissenschaft der Volkswirtschaftslehre stärker hervorheben sollte. Investment ist die Bereitstellung von Kapital an einen Produzenten, damit dieser eine Steigerung der Produktion finanzieren kann. Bei einer Investition wird aus dieser Steigerung heraus der Gewinn an den Investor gezahlt. Im Gegensatz dazu wird bei der Spekulation Kapital an den Verkäufer eines Assets ausgehändigt, in der Erwartung, dass der nächste Käufer noch mehr Kapital aufbringen wird. Bei der Spekulation stammen die Gewinne von einer dritten Partei. Es ist ihr Vermögen, das zu Ihrem Einkommen gemacht wird.

Deshalb habe ich mein Unternehmen gegründet. Deshalb sind wir auf einer Mission. Die Zentralbanken führen einen Zinskrieg, der in den USA nun so gut wie vorüber ist (und mehr als nur vorüber in der Schweiz, Deutschland, Japan und anderen Ländern). Den Zinsen beraubt, wenden sich die Leute von Investitionen ab. Dann bleibt ihnen nur die einzige Alternative: Spekulation. Ob sie nun Aktien, Anleihen, Immobilien, Bitcoin oder sogar Gold verwenden, das Ergebnis bleibt gleich. Der Käufer händigt dem Verkäufer sein wertvolles Kapital, der dieses dann konsumiert.

Ja, ich sagte Gold. In dieser Welt kaufen die Menschen Assets, die ihrer Ansicht nach steigen werden. Diese Assets verwenden sie dann wie Chips im Kasino der Fed.


Das System ist defekt, wir brauchen ein neues System

Der Vorgang des Kapitalkonsums ist es, der uns tötet. Vergessen Sie Inflation. Vergessen Sie Steuern und Beschränkungen. Die echte Todesursache ist die Tatsache, dass die Fed es profitabel für uns gemacht hat, unser inhärentes Kapital zu konsumieren, das wir über viele Generationen angesammelt haben. Niemand möchte der Verlorene Sohn sein, doch die Menschen geben nur allzu gerne ihre spekulativen Profite aus.

Und sie geben nicht nur ihre Gewinne aus, sobald sie welche gemacht haben. Sie leihen sich Kapital und geben dieses dann aus. Kreditgeber sind nur allzu glücklich, dieses Kapital bereitzustellen, da sie gute Assets als Kreditsicherheit erhalten. Sie verstehen sicher, warum die Leute wütend werden! Das System ist defekt, auch wenn die Menschen, die Assets besitzen, oder Kreditgeber, die Kredite vergeben, um etwas Ertrag zu verdienen, keine Schuld trifft.

Die Wurzel des Problems ist unser defektes Finanzsystem. Wir brauchen dringend ein besseres System; mit einem stabilen Zinssatz und stabilen Assetpreisen. Damit die Leute für Zinsen und Dividenden investieren können, anstatt auf Erträge zu spekulieren. Der Name dieses Systems ist ein vierstelliges Wort, das mit "G" anfängt.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 30. August 2021 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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