Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Hilfe! Wo bleibt das Smart Money?

18.08.2007  |  Heiko Aschoff
Leider sind meine Befürchtungen schneller eingetroffen als mir lieb ist. Es sieht so aus, als wollte schon am Donnerstag die Wall Street gleich ohne Zwischenpause den Durchmarsch in die nächste Kelleretage wählen. Insbesondere die deutschen, aber auch die meisten anderen internationalen Märkte, haben im vorauseilenden Gehorsam schon tagsüber mit heftigen Kursabschlägen reagiert. Obwohl viele Aktien schon weit von ihren Hochs entfernt sind, gab es noch bis zu zweistellige prozentuale Kursabschläge im nachbörslichen Handel. Schaut man sich einige Rohstoffspezialitäten an, werde ich vom Ausmaß an den 2000er Crash erinnert - nur alles viel schneller.

Ich weiss nicht wie es Ihnen ergangen ist, aber in den letzten Wochen habe ich ein paar "blaue Flecken" abbekommen. So schmerzlich der ein oder andere zusammengeschmolzene Gewinn bzw. Verlust ist - die blauen Flecken verschwinden wieder. Entscheidend ist, dass genügend Kapital erhalten bleibt. Nach der Korrektur dürfte es lukrative Kaufgelegenheiten mit erheblich verbessertem Chance-/Risikoverhältnis geben. Nur zur Erinnerung: Nach der letzten Baisse sind Aktien von einigen weltbekannten Konzernen in vier Jahren von 10 € auf über 100 € gestiegen. An der Börse ist eben fast nichts unmöglich. Jetzt schon wieder einsteigen als Investor? Das Aktienbarometer mahnt weiterhin zur Vorsicht.

Bei so manchen Anlegern dürfte die Welt nicht mehr in Ordnung sein nach den erneuten (Beinahe-)Kurseinbrüchen. Viele Anleger dürften sich an die vorangegangenen heftigen Korrekturen im März 2007, Mai 2006 und Herbst 1998 erinnert haben. Damals folgten nach einem vergleichbaren Einbruch neue Rekordstände. Das Bild hat Risse bekommen. Ich hatte im Premiumbereich vor einigen Wochen zu bedenken gegeben, dass sich solche allgemein bekannten Muster nicht in die Zukunft fortschreiben lassen. Was bald jeder vermutet, trifft irgendwann nicht mehr zu. Bisher haben die milliardenschweren Geldspritzen der Notenbanken weltweit Schlimmeres verhindert.

Open in new window


Tabelle: Seit zwei Monaten fallen in allen Anlagesegmenten die Kurse (hier nicht alle dargestellt). Ein "Novum" zum letzten Jahr.

Die gute Nachricht daran ist, dass die mächtigen Institutionen den Markt und das Wirtschaftssystem stützen wollen. Aber das ist gleichzeitig auch die schlechte Botschaft: Wie ernst muss es hinter den Kulissen zugehen, dass solche abgestimmten Aktionen erfolgen? Die Lage ist wesentlich kritischer als man öffentlich zugeben möchte und kann. Es soll auf jeden Fall eine Panik vermieden werden. Mit einer Panik wäre sicherlich keinem gedient, aber es müssen schnellstens die Risiken (US-Kreditkrise) der betroffenen Institute und Investmentgesellschaften genannt werden, damit die Unsicherheit nicht in eine Börsenpanik ausartet. Hinzu kommen die "Verspannungen" durch die Yen-Carry-Trades. Mit der überraschenden US-Zinssenkung wird dem angeschlagenen Patienten ein weiteres Aufputschmittel verabreicht. Der Zeitpunkt könnte nicht besser gewählt sein.

Die Marktlage hat dazu geführt, dass viele technische Indikatoren Extremwerte erreicht haben, die seit Jahren nicht mehr gesehen wurden. Die Korrektur im Dow beträgt etwas mehr als 10%, aber von der Stimmung her erinnert es mich eher an den 87er Crash. Was damals geschah, verdeutlichen recht plakativ die folgenden Charts von Greg Silberman, der übrigens den richtigen Einbruch noch erwartet:


Und wo bleibt das Smart Money?

Das "Dumb Money" - bitte verzeihen sie den Ausdruck - wie es die Amerikaner nennen, ist in Panik geraten. Jetzt müsste "normalerweise" das Smart Money die Hände aufhalten und auf Einkaufstour gehen. Doch was ist schon normal? Das geschieht bisher nicht in dem erwarteten Umfang. Dank der US-Kreditkrise sitzt es in der Klemme und hat seine eigenen Liquiditätsprobleme. Egal ob Hedgefonds, Trader oder Investmentbank - sie alle brauchen wegen der Geschäfte auf Pump Liquidität zur Erfüllung der Sicherheiten. Das ist ein Hauptgrund, warum jetzt alle Anlageklassen leiden. Schauen sie sich die Edelmetall- oder Rohstoffmärkte an! Was da in einzelnen Segmenten passiert kann am ehesten mit einem Crash umschrieben werden.

Fazit: Es gab schon immer furchtbare Ereignisse und Krisen, davon untergegangen ist die Welt jedoch nicht. Weniger klar ist, welche Reaktionen dem Markt noch blühen könnten. Wie dem auch sei, Investoren sollten trotz der massiven Stützungsaktionen seitens der Mächtigen weiterhin Zurückhaltung üben, bis die Krisen (auch die Carry-Trades!) tatsächlich ausgestanden sind und die Märkte auf Hiobsbotschaften nicht mehr mit Kursabschlägen reagieren.

Möchten auch Sie von meinen Anlageempfehlungen profitieren? In meinem persönlichen Börsendienst Investment Ideen stelle ich die Favoriten vor und warne alle Leser, wenn es an den Märkten gefährlich wird. NEU: Mein aktuelles Buch zum Investmentthema Nr. 1" ist erschienen!


© Heiko Aschoff
www.investment-ideen.de



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"