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Starker Kater nach der Wahl zum deutschen Bundestag?

09.09.2021  |  Dimitri Speck
Sie haben vielleicht schon einmal vom sogenannten Wahlzyklus gehört. Dieser in den USA populäre Zyklus beeinflusst die Aktienmärkte für vier Jahre auf statistisch signifikante Weise.

Gibt es Ähnliches für andere Länder? In Deutschland stehen nämlich bald - am 26. September - die Wahlen zum Bundestag, dem deutschen Parlament, an. Daher möchte ich für Sie heute diese Frage für den deutschen Markt beantworten.


Der amerikanische Wahlzyklus

Der amerikanische Wahlzyklus ist von recht hoher Stabilität gekennzeichnet. Er lässt sich bereits für das neunzehnte Jahrhundert statistisch nachweisen. Am meisten stieg der Dow Jones, wenn es sich um ein Vorwahljahr oder ein Wahljahr handelte. In den beiden übrigen Jahren erzielten die Aktien im Mittel deutlich geringere Kursgewinne. Die gewählte Partei spielt keine Rolle bei diesem Zyklus.

Die Gründe für dieses zyklische Kursverhalten werden in der Politik vermutet: Präsidenten wollen wiedergewählt werden beziehungsweise wünschen sich einen Nachfolger aus ihrer Partei. Deshalb bemühen sie sich vor der Wahl, die Wirtschaft anzukurbeln und die Wähler positiv zu stimmen. Unpopuläre Maßnahmen werden bevorzugt nach der Wahl umgesetzt.

Wie der Wahlzyklus im Detail aussieht, erfahren Sie in der Seasonax-App auf www.seasonax.com. Rufen Sie dort den Filterbereich auf und dann die betreffenden Zyklus-Jahre des Wahlzyklus. Dort können Sie sich auch den Einfluss der US Wahlen auf andere Instrumente wie Gold oder den US Dollar anzeigen lassen. Doch wie wirken sich nun die Bundestagswahlen in Deutschland auf die Kurse aus?


Die deutsche Wahl ist anders!

Im Unterschied zu den USA finden die Wahlen zum Bundestag in Deutschland nicht streng im Vierjahresturnus zur selben Zeit im Jahr statt. Wiederholt wie beispielsweise 1990 wurde die Wahl vorgezogen. Deshalb muss das Verhalten der Kurse in Deutschland auf spezielle Art untersucht werden.

Hierzu habe ich für Sie einen Chart konstruiert, der Ihnen den durchschnittlichen Verlauf des Dax (beziehungsweise entsprechender Vorläuferindizes) um den Wahltag herum zeigt.

Dies geschieht über einen Zeitraum von sechs Monaten, also von drei Monaten vor der Wahl bis zu drei Monaten nach der Wahl. Die Datumsinformation zeigt Ihnen die horizontale Skala (in Handelstagen).

Die vertikale Skala verdeutlicht das prozentuale Ausmaß der Bewegung.

Für fünfzehn Bundestagswahlen sind Kurse verfügbar. Den Wahltag selbst sehen Sie als vertikale Linie in der Mitte in Orange.


Durchschnittlicher Verlauf des Dax drei Monate vor und nach Wahlterminen

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Nach der Wahl geht es rasch runter Quelle: Seasonax


Vor und nach der Wahl

Sie erkennen in den ein bis zwei Wochen vor der Wahl einen deutlichen Anstieg zum Wahltag hin. Grund hierfür dürfte aufkommender Optimismus sein: Die Spannung steigt und mit ihr die Hoffnung, dass die Wahl ein Ergebnis hin zum Besseren bringt.

Nach der Wahl fallen die Kurse aber schneller wieder, als sie zuvor gestiegen waren. Die Gründe: Die Probleme sind mit der Wahl noch lange nicht gelöst, Koalitionsverhandlungen beginnen, viele Anleger sind vom Wahlausgang enttäuscht.

Einige Wochen nach der Wahl steigen die Kurse dann wieder. Das aber liegt nicht mehr an der Wahl. Vielmehr dürfte hier der saisonale Effekt der einsetzenden Herbstrallye einsetzen, denn die Mehrzahl der Wahlen fanden Ende September oder Anfang Oktober statt.

Der Anstieg in den Tagen vor der Bundestagswahl und der schnelle Rückgang in den Tagen danach bilden aber eindeutig ein Wahlmuster. Sie erkenne das auch daran, dass die Kurse genau nach dem Wahl-Wochenende drehen.


Verlassen Sie die Party nicht zu spät!

In Deutschland gibt es ein signifikantes Wahlmuster. Es handelt sich um zwei kurze Phasen mit steigenden Kursen vor und mit fallenden unmittelbar nach der Wahl.

Der Kater beginnt mit den typischerweise fallenden Kursen unmittelbar nach dem Wahlwochenende. Um ihn zu vermeiden, legt das hier gezeigte Wahlmuster Gewinnmitnahmen bereits am Freitag zuvor nahe.


© Dimitri Speck
www.seasonax.com



Dimitri Speck entwickelt für den Assetmanager Staedel Hanseatic Handelsstrategien. Einen weiteren Themenschwerpunkt seiner Arbeit bilden Gold und Rohstoffe. Er ist Herausgeber der Website www.SeasonalCharts.de, auf der über hundert saisonale Charts gezeigt werden. Im Finanzbuchverlag ist sein Buch "Geheime Goldpolitik" erschienen.


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