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Vorübergehende Inflation und nutzlose Zutaten

13.10.2021  |  Dr. Keith Weiner
- Seite 2 -
Kollateralschaden der britischen Energiekrise

Diese Situation hat ihren Fokus auf dem Erdgasmarkt. Doch die Konsequenzen erreichen auch rasch die anderen Märkte. Beispielsweise wird Dünger aus Erdgas hergestellt. Die Düngerproduktion wird geschlossen, da der Preis, den Bauern gewillt sind, für Dünger zu bezahlen, ihnen zu dem Preis, den sie für Erdgas bezahlen müssen, keinen Profit verschafft. Es wird noch schlimmer. Ein Nebenprodukt der Düngerproduktion ist Kohlenstoffdioxid. CO2 wird in anderen Teilen der Lebensmittelkette verwendet, einschließlich der Fleischproduktion sowie dem Vertrieb von Gefrierwaren.

Befassen wir uns etwas genauer damit. Wenn ein Rohstoff knapp wird, steigt dessen Preis. Der steigende Preis sorgt dafür, dass der Verbraucher ihn durch ein anderes Gut ersetzt oder den Konsum vollständig stoppt. Der Preis steigt, bis genug Verbraucher stoppen und die Nachfrage schließlich dem Angebot entspricht. Die Verbraucher sind Bauern, Fleischverpacker und Vertreiber von Gefrierwaren. Lebensmittelhersteller sind die Verbraucher!

Nebenbei bemerkt - wir wollen uns vor allem auf den monetären, wirtschaftlichen Punkt konzentrieren, aber dieser ist zu wichtig, um ihn unkommentiert zu lassen - ist die erklärte Prämisse der Umweltbewegung, den Preis für fossile Brennstoffe in die Höhe zu treiben, um die CO2-Emissionen zu reduzieren (unabhängig vom CO2, das für die Nahrungsmittelproduktion verwendet wird). In der Praxis sieht das so aus.

Wenn der Benzinpreis um ein paar Cent pro Liter steigt, führt das nicht zu einer grundlegenden Umwandlung der Wirtschaft in eine kohlenstofffreie Utopie. Die Preise müssten so hoch werden, dass sich verzweifelte, verarmte Menschen keine Energie mehr leisten können. Energie müsste so teuer werden, dass die Menschen gezwungen sind, ihre Autos und Vorstadthäuser aufzugeben und in kleine Wohnungen in der Stadt und auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Großbritannien hat jetzt einen Warnschuss vor den Bug bekommen.


Milton Friedman lag falsch

Friedman lag falsch. Es gibt eine große, nicht-monetäre Macht, die Preise nach oben drückt. Wir bezeichnen sie als nutzlose Zutaten, wenn staatliche Regulierungs- oder Steuerbehörden Produzenten dazu zwingen, Dinge hinzuzufügen, die Verbraucher nicht wertschätzen (und oft nicht wissen, dass man sie überhaupt hinzugefügt hat). Beispielsweise werden Benzinraffinerien gezwungen, Ethanol hinzuzufügen. Ethanol erhöht die Kosten, jedoch nicht den Wert (tatsächlich reduziert es die Fahrleistung des Fahrzeugs).

Die Erdgassituation ist ein weiterer Fall nutzloser Zutaten. Wir beschreiben sie oben mehrmals; manche sind offensichtlich, andere weniger. Wenn ein Kraftwerk dazu gezwungen wird, von Kohle auf Erdgas umzusteigen, dann mag das den Preis um etwa 1 Cent je Kilowattstunde oder etwa 6% erhöhen. Der Unterschied zwischen Kohle und Erdgas ist eine nutzlose Zutat, für die Elektrizitätskunden bezahlen müssen; ob Sie das nun wollen oder nicht. Das Ergebnis ist die Tatsache, dass dies den marginalen Produzenten vom Markt vertreibt. (Diejenigen, die derartige Vorschläge am lautesten bejubeln, sind meist nicht diejenigen, die aus dem Geschäft gedrängt werden.)

Das Ergebnis ist nicht, dass man mit dem Pfund Sterling weniger als zuvor kaufen kann. Erdgas mag aufgrund höherer Arbeitskosten und/oder Kapital teurer sein, doch mit der Währung kann man noch immer so viel kaufen wie zuvor; nun jedoch erwirbt man Arbeitskraft oder Kapital, das für Schritte verschwendet wird, die keinerlei Mehrwert erschaffen. Diejenigen, die bei der Elektrizitätsherstellung nicht an diese nutzlose Zutat denken, bezeichnen es einfach als Inflation und murmeln, dass "die Kaufkraft des Pfunds sinkt."


Erhöhtes Risiko ist eine nutzlose Zutat

Energieverbraucher wurden also dazu gezwungen, eine andere Art nutzlose Zutat hinzuzufügen, die vielleicht etwas abstrakter ist. Sie waren gezwungen, all ihre Eier in einen Erdgas-Korb zu legen. Dies verstärkte ihr Risiko; auf eine Art und Weise, die in dieser kritischen Situation hervorgehoben wird. Erhöhtes Risiko ist eine nutzlose Zutat. Und nun werden einige Preise wahrscheinlich vollkommen unkontrolliert in die Höhe schießen, einschließlich Dünger- und sogar Lebensmittelpreise. Die Ursache für diese starke Lebensmittelinflation ist nicht monetärer Natur, sondern liegt der hinzugefügten, nutzlosen Zutat des Lieferkettenrisikos zugrunde, die grünen Verordnungen, Handelskrieg und Lockdown-Schleudertrauma zu verdanken ist.


Reale Menschen bekommen die Konsequenzen zu spüren

Wir werden wohl abwarten müssen, wie die Regierung reagieren wird, doch einer Sache können wir uns jetzt schon sicher sein: Es wird nicht ausreichend neues Erdgas-Angebot produziert werden können, um den Leuten diesen Winter ausreichend Wärme bereitzustellen und sie im nächsten Sommer satt zu machen. Wir nehmen an, dass selbst eine Erlaubnis von Fracking nicht ausreichen würde, um innerhalb eines Jahres ausreichend Erdgas-Angebot bereitzustellen. Man wird die Düngerproduzenten vielleicht subventionieren, doch das würde nur eine andere Branche dazu zwingen, ohne Erdgas klarzukommen.

"Die Preise für alles - von Strom über Waren, die in stromintensiven Prozessen hergestellt werden, bis hin zu Lebensmitteln, Benzin und Transportmitteln - könnten für den durchschnittlichen Briten unerschwinglich werden."


Was ist zu tun?

Was ist der Punkt? Warum beharren wir darauf, dass dies kein monetäres Phänomen ist? Neben der Wahrheitsfindung gibt es zwei Gründe. Erstens: Praktisch wird Ihnen das Verständnis dabei helfen, die Märkte zu navigieren. Sind diese Preiszunahmen temporär oder werden sie zu weiteren und schnelleren Preiszunahmen führen? Das hängt nicht von der Menge an Pfund Sterling ab, sondern ob die Regierung einige schlechte Maßnahmen rückgängig macht, die dieses Problem verursacht haben, oder ob sie noch härter durchgreift und eine noch stärkere Energiearmut auslöst.

Der zweite Grund ist ein Punkt, den wir nicht genug betonen können. Das globale System der uneinlösbaren Währung scheitert. Die Anzeichen - wie etwa die negativen Zinssätze - sind zahlreich und offensichtlich. Wenn es eine Chance gibt, das Bewusstsein zu schärfen und eine Lösung zu fordern, dann nur, wenn unsere Kritik am System richtig ist. Wenn wir die Währung für nicht monetäre Probleme verantwortlich machen, verwässern wir die Botschaft, stiften Verwirrung und erhöhen nur den Lärmpegel. Und wenn wir Großbritannien helfen wollen, seine Erdgasknappheit zu beheben, würden wir ihm natürlich keinen guten Dienst erweisen, wenn wir sie fälschlicherweise der Geldmenge zuschreiben.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 04. Oktober 2021 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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