Korruption der Währung und Entzivilisierung: Lektionen aus dem Niedergang des Römischen Reichs
12.11.2021 | Claudio Grass
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Goldgedeckte Zivilisation vs. WohlfahrtsstaatViele rationale Volkswirtschaftler und Geschichtsstudenten haben zahlreiche Analysen über den Goldstandard und die schrecklichen Konsequenzen geschrieben, die dessen Ende auf die Weltwirtschaft hatte. Doch der Niedergang Roms demonstriert klar, dass die Folgen der Einführung des Fiatgeldsystems und der grenzenlosen Währungsmanipulation des Staates weitreichender sind. Tatsächlich können sie sogar Konsequenzen haben, die ganze Zivilisationen zerstören können. Oder, wie Ludwig von Mises es in seinem Magnus Opus, "Human Action", erklärte:
"Die fabelhafte Zivilisation der Antike ging unter, weil sie ihren Moralkodex und ihr Rechtssystem nicht an die Bedingungen der Marktwirtschaft angepasst hatte. Eine gesellschaftliche Ordnung ist dem Untergang geweiht, wenn die Handlungen, die für deren normale Funktion notwendig sind, von der moralischen Norm abgelehnt, durch Gesetz des Landes für illegal erklärt und von Gerichten und Polizei als verbrecherisch angesehen werden. Das Römische Reich zerfiel, weil es seinem Geist an Liberalismus und Unternehmerfreiheit fehlte. Interventionismus und dessen politische Begleiterscheinung, das Führerprinzip, ließen das mächtige Reich zerfallen, da sie jedes gesellschaftliche Gebilde zwangsläufig immer zersetzen und zerstören."
Das alles kann auf die praktischen Vorteile zurückgeführt werden, die die Lizenz zum willkürlichen Gelddrucken einem Herrscher verschafft. Wenn man die exklusive und uneingeschränkte Macht besitzt, Währung auszugeben und zu kontrollieren, folgt daraufhin auch die Macht über alles andere. Dann, also jetzt, kann dieses Monopol dazu verwendet und häufig missbraucht werden, um den Einfluss über die anderen Lebensbereiche der Bürger, neben ihren rein finanziellen Angelegenheiten, auszuweiten und zu konsolidieren.
Fiatgeld wird einfach als Waffe verwendet, um einen Wohlfahrtsstaat zu finanzieren, der gut bei der Öffentlichkeit ankommt, Stimmen sichert und Unruhen mildert. Das römische Mehrheitsprinzip und der Interventionismus hinderten freiwillige Austausche, lähmten die Arbeiterklasse und führten zu einer aufgeblähten Bürokratie und einem Reich der Abhängigen. Wie der antike Historiker Laktanz beschrieb: "Die Zahl der Empfänger fing an, die Zahl der Beitragenden so stark zu übersteigen, dass die Ressourcen der Bauern durch die enorme Größe der Forderungen erschöpft wurden, die Felder verwaisten und bebautes Land zu Wald gemacht wurde."
Sobald dieser Wandel stattfindet, sobald der Prozentsatz der Bevölkerung, der als "Netto-Empfänger" gilt, die Zahl der "Netto-Beitragenden" übersteigt, ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich, zu einer gesunden Wirtschaft und einem nachhaltigen Wirtschaftssystem zurückzukehren. Der Zusammenbruch mag Jahre oder Jahrzehnte dauern, doch er ist praktisch unabwendbar, zumindest nicht ohne Blutvergießen und umfassende Gewalt.
Bemühungen, die Situation zu verbessern, üblicherweise basierend auf den Prinzipien des Interventionismus und weiterer Zentralisierung, scheitern nicht nur an der Erfüllung ihrer Ziele, sondern beschleunigen die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zersetzung meist. Das Römische Reich erlitt diesen langsamen und schmerzhaften Niedergang, zu dem viele Parallelen auch heute in Europa und den USA zu finden sind.
Hauptursachen und Auslöser
Während der "erste, fallende Dominostein" die Währung war, wie wir zuvor diskutierten, gab es sicherlich andere wichtige Ereignisse und Schocks, die den Vorgang beschleunigten und den Niedergang des Reichs unterstützten. Barbarenangriffe und interne, politische Krisen verschlimmerten die Situation und trugen deutlich zum Fall Roms bei. Doch sie verursachten ihn nicht wirklich. Opportunistisch oder zufällig traten sie zu einer Zeit auf, in der das Reich bereits geschwächt und besonders anfällig war, doch viele bestehende Wunden, die es in die Knie zwangen, waren Eigenverschulden.
Für den modernen Bürger ist dies wohl die wichtigste Lektion, die uns die Geschichte der römischen Ära zu bieten hat: Die Fähigkeit zwischen der tatsächlichen Ursache einer Krise und den verschiedenen Kräften oder Ereignissen zu unterscheiden, die sie verschlimmert haben. Diese Lektion ist vor allem heute relevant, im Nachgang der COVID-Krise.
Seit Beginn der Pandemie gab jeder Politiker und jede institutionelle Persönlichkeit dem Virus die Schuld an der Zerstörung der Weltwirtschaft, die wir in den letzten eineinhalb Jahren beobachtet haben und wahrscheinlich noch länger anhalten wird. Sie machten den neuen Coronavirus zu "Staatsfeind Nr. 1" und nutzten ihn als Sündenbock für alles, von Ladenschließungen und Massenkündigungen, bis hin zu Lebensmittelknappheiten und steigender Inflation.
Doch es war nicht der Virus, der die Grenzen schloss, produktive Arbeit mehr als ein Jahr lang für illegal erklärte und Einschränkungen einführte, die die Produktion von Basismaterialien und Vorräten zerstörte, von der die Weltwirtschaft abhängig ist. All diese kurzsichtige und von Panik ausgelöste Politik haben wir einzig unseren politischen Obrigkeiten und Zentralbankern zu verdanken.
Selbst wenn wir jedoch akzeptieren, dass all diese pandemischen Eindämmungsmaßnahmen absolut notwendig und all die Lockdowns und Shutdowns die richtige Entscheidung waren - ein Eingeständnis, das bereits absurd großzügig ist - dann war die weltweite Wirtschaftskrise, die erfolgte, nicht ihr direktes Resultat. Diese Maßnahmen haben sie ausgelöst, jedoch nicht erschaffen. Die Krise war bereits seit einem Jahrzehnt in Arbeit, und sie war immer unausweichlich.
Ähnlich wie im Falle von Rom waren die Schwachstellen, die diese Pandemie "ausnutzte", selbst zugefügt worden. Tatsächlich wurde der Grundstein für diese Krise während der "Rettungsmaßnahmen" der letzten Krise, im Jahr 2008, gelegt. Präzedenzlose, unverantwortliche und (zu dieser Zeit) absurde geldpolitische Experimente wie QE und Negativzinsen ebneten den Weg für ein vollkommen nicht nachhaltiges und grundlegend fehlerhaftes Wirtschafts- und Finanzsystem. Ein Jahrzehnt später war es bereits so offensichtlich fragil und bereit für einen verheerenden Zusammenbruch, dass jedes unerwartete Ereignis eine Lawine hätte auslösen können.
Insolvenzen einiger bekannter Namen oder eine reguläre, politische Krise hätten ausgereicht, ganz zu schweigen von einem weltweiten Gesundheitsnotstand. Wenn ein System von innen so verfault ist, kann praktisch alles als Ausrede für dessen Niedergang verwendet werden, und bei unserem ist das sicherlich der Fall: Überschuldete Regierungen verlassen sich auf gekaufte, öffentliche Unterstützung durch Subventionen und Almosen, überschuldete "Zombie-Unternehmen" bleiben nur dank billiger Kredite am Leben und die Mehrheit der Bevölkerung wird von galoppierenden Assetpreisen im Staub gelassen, die den Ultrareichen zum Vorteil gereichen und alle anderen bestrafen.
© Claudio Grass
www.claudiograss.ch
Dieser Artikel wurde am 29.10.2021 auf www.proaurum.ch und am 05.11.2021 auf www.proaurum.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.