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Das wirklich dicke Ende kommt erst noch

01.09.2007  |  Frank Meyer
Es sind die amerikanischen Häuser, aber unser Problem, könnte man in Abwandlung der Worte des ehemaligen Washingtoner Finanzministers John Conally meinen, der einst sagte: "Es ist unsere Währung, aber Euer Problem".

Was das bedeutet, kann man an der aktuellen Unsicherheit der Fondsmanager und Bankvorstände ablesen, die von diesen säurehaltigen Finanzkonstrukten überrannt wurden, und noch immer nicht die Folgen bzw. den "Wert" ihres inzwischen auch als Gilftmüll bezeichneten Assets ausrechnen können. Handelbar sind die einstigen Anlagestars seit geraumer Zeit nicht mehr und ziehen wie Blei an den Nerven der Banker und selbst an den Kursen einiger Geldmarktfonds.

Zur Zeit sind es "nur" die US-Häuser, die Probleme machen. Ein nicht minder gewichtiger Rattenschwanz könnte in Kürze dem Markt das Kreuz brechen: Die Kreditklemme des amerikanischen Verbrauchers. Er steht für 70% des US-Bruttoinlandsprodukts und ist damit das Rückrat von US-Wirtschaft und Wall Street. Ist er bereit bzw. fähig noch größere Schuldensummen auf sich zu nehmen, oder stellt sich gar heraus, dass die aufgenommenen Lasten längst nicht mehr zu tragen sind?

Dass immer mehr Amerikaner wegen seit Jahren stagnierender Reallöhne und steigender Lebenshaltungskosten sich mit der Kreditkarte über Wasser halten müssen, scheint die Investorenmasse kaum zu beunruhigen. Denn ein Teil des Problems hat die Finanzindustrie längst ins Ausland verkauft.

Einfaches Spiel: Private Kredite sowie ausstehende Kreditkartenrechnungen werden finanziert wie Hypotheken - via Anleihen! Schulden werden zusammengebündelt, mit anderen besseren Anleihen vermischt, wieder gehächselt und wieder gebündelt. Am Ende kann kein Finanzprofi mehr sagen, was diese vor wenigen Monaten noch hochinnovativen Finanzprodukten beinhalten, und was sie überhaupt wert sind. Und damit geht es auf die Reise in die weite Welt, zum Beispiel zur SachsenLB oder zur IKB. Jeder wollte es - und jeder hat es nun. Kein Wunder, wenn sich die Banken gegenseitig nicht mehr trauen und die EZB milliardenschwere Geldspritzen verteilen muss, die im Interbankenmarkt aber ihre Wirkung verfehlen.

Fällt nämlich am Ursprung der Kreditnehmer aus, brennt am anderen Ende die Lunte, und das gehebelt.
Laut einer Umfrage der amerikanischen National Association for Business Economics unter ihren 258 Mitgliedern, ist die Verfassung des Hypothekar-Marktes in den USA das größte Risiko für die US-Wirtschaft. Dies ist weiter nicht erstaunlich. Erstaunlich ist aber, dass bei der letzten Umfrage die Hypotheken nicht einmal auf der Rangliste figurierten.

So könnte es also eine Frage der Zeit sein, bis man zu "subprime" (wohl das Unwort des Jahres 2007) demnächst die nächste Runde im "Giftmüllskandal" aus dem Land der unendlichen Verbriefungsmöglichkeiten in Frankfurt, Düsseldorf oder München einleitet und die Finanzmärkte erbeben läßt.

Sollte der amerikanische Konsument nach und nach gezwungen sein, seine Ausgaben zu reduzieren, weil die Bank ihm mit ihren inzwischen restriktiveren Kreditvergaberichtlinien im Nacken sitzt, wäre es doch verwunderlich, wenn diese auf Konsum ausgerichtete US-Wirtschaft nicht selbst zur heissen Kartoffel wird und letztlich Investoren zukünftig einen Bogen um Amerika machen bzw. die grün bedruckten Scheine namens Dollar wieder zurückschicken.

Doch da wären wir wieder am Anfang: Unsere Währung - Euer Problem.


© Frank Meyer
Moderator auf n-tv



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