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Die kommende Krise und das Gold

02.09.2007  |  Manfred Gburek
US-Präsident Bush und Fed-Chef Bernanke ließen sich lange und intensiv über den wahren Zustand der amerikanischen Hypothekenkrise informieren, bevor sie am Freitag mit ihren Reden an die Nation den für ihr Land so typischen Optimismus verbreiteten.

Motto: Mit staatlichen Hilfen für besonders gebeutelte Hauseigentümer einerseits, mit strengeren Kreditkontrollen andererseits, aber auch mit späteren Zinssenkungen werden wir es schon irgendwie gemeinsam schaffen. Vorweggenommener Wahlkampf, sagen - unter Hinweis auf Bush - die einen; überfällige Beruhigungspille für die Teilnehmer an den Finanzmärkten, betonen - unter Hinweis auf Bernanke - die anderen. Beide haben recht. Doch was bedeutet das für die Anleger?

Die Antwort kam zunächst am Freitag von den Märkten: Aktien und Edelmetalle etwas rauf, Anleihen wackelig, der Dollar im Verhältnis zum Euro kaum verändert. Alles in allem also nichts Aufregendes, so scheint es. Doch der Schein trügt. Denn wie auch immer man die Details der Reden von Bush und Bernanke mitsamt den Marktreaktionen interpretiert: Beide Herren hielten es für nötig, sich am Freitag öffentlich zu äußern, weil sie zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit schon etwas wussten, was der breiten Öffentlichkeit noch verborgen blieb - und das verheißt für die kommenden Monate nicht Gutes.

Dass die Anleger da erst einmal zur Tagesordnung übergehen, ist nur allzu verständlich. Denn sie können ja nicht auf etwas reagieren, was ihnen bestenfalls als Ahnung vorschwebt. Daraus folgt für Ihre persönlichen Anlageentscheidungen: Sie sollten einen Großteil Ihres Vermögens, zusätzlich zu Gold (und Silber), weiterhin liquide halten - und sei es allein wegen der kommenden Schnäppchen, die sich später vor allem an den Aktienmärkten zwangsläufig ergeben werden, sobald die zurzeit noch verborgenen Ausläufer der Hypothekenkrise sich ein weiteres Mal an den Märkten bemerkbar machen.

Dass der bisher mit dieser Krise wenig befasste US-Präsident es sich in seiner Rede nicht nehmen ließ, den Hypothekenopfern staatliche Unterstützung anzubieten, war die eine Überraschung des Freitags, dass er im selben Atemzug auf die bösen Häuserspekulanten schimpfte und ihnen jegliche Hilfe verweigerte, die andere. Und wer seinen Auftritt genau verfolgte, konnte erkennen, dass vor allem sein Finanzminister Paulson eine passable Staffage bildete - nach dem Motto: Hier steht die geballte Finanzmacht, aber das Wort hat der Präsident, God bless America.

Die Szene erinnerte ein wenig an die Trauerfeiern nach den Anschlägen vom 11. September 2001: Wenn sonst nichts mehr hilft, dann wenigstens Beschwörungsformeln. Allerdings mit dem gravierenden Unterschied, dass damals ein ungeheuerliches Ereignis schon stattgefunden hatte, während jetzt eine in ihrer Tragweite kaum abzuschätzende Hypothekenkrise ein Opfer nach dem anderen fordert und niemand vorhersagen kann, ob zu den Opfern demnächst nicht eine Großbank gehören wird.

Der Bezug der Krise zum Gold bleibt fürs erste zwar ambivalent: Gold einerseits in seiner Funktion als international akzeptierte Liquidität, sodass der Preis durch Verkäufe immer wieder vorübergehend gedrückt werden kann, andererseits in seiner Funktion als ultimativer Schutz vor der Papiergeldentwertung. Aber je weiter die Krise fortschreitet, desto weniger Marktteilnehmer werden bereit sein, ihre Goldbestände im Sinn der ersten Funktion zu verwerten; sie werden lieber ihre Anleihen und Aktien verkaufen. Dann wird auch die Preisentwicklung des Edelmetalls eine entscheidende Rolle spielen: Je höher der Preis steigt, desto weniger werden sich diejenigen, die es als Schutz gekauft haben, von ihm trennen wollen. Das heißt, der nächste Goldpreisanstieg, mit dem nach heutiger Erkenntnis wohl schon 2007 zu rechnen ist, wird den Gipfel vom Mai 2006 locker überspringen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist u.a. Moderator auf der "Edelmetall- & Rohstoffmesse" am 2.+3.11.2007 in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)




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