Doug Casey: Möglichkeiten zur Ölspekulation

Doug Casey: Das ist Teil des anhaltenden Zusammenbruchs des Westens. Nur Westeuropa und die angelsächsischen Gesellschaften machen eine große Sache aus den ESG. Und ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass, wenn man die Prämissen von Leuten akzeptiert, die die westliche Zivilisation hassen - die uns fast alles Gute in der Welt gebracht hat -, man den Umsturz der Zivilisation selbst fordert.

Diese Leute - Wokesters, Progressive, Linke, SJWs - können fast alles sagen und es in den Medien nachplappern und von den Massen akzeptieren lassen. Sie sagen, dass Wissenschaft und Technik weiß und daher schlecht sind. Das Gleiche gilt für Philosophie, klassische Musik und Literatur, weil sie ebenfalls von weißen Männern stammen. Ich habe den Eindruck, dass wir ungefähr da sind, wo Rom im 5. Jahrhundert war. Schlimmer noch, denn die Barbaren wollten damals die Zivilisation nachahmen, nicht zerstören. Das verheißt nichts Gutes für den Westen.

China und Russland zumindest haben dieses Problem nicht. Sie haben andere Probleme. Zum Beispiel sollen die Chinesen jetzt denken, was der Vorsitzende Xi denkt - und das werden sie auch. Er will Mao im Geschäftsanzug sein. Das löst jedoch weder die gigantischen Probleme mit der Verschuldung und der Fehlallokation von Kapital in China noch die Möglichkeit, dass das Land zerfällt, wenn die wirtschaftlichen Zeiten schwierig werden.

In der Zwischenzeit haben die Russen immer noch Überbleibsel des Marxismus und Leninismus, die durch ihre Gesellschaft sickern. Und es fehlt ihnen an einer bedeutenden Mittelschicht sowie an dem Unternehmertum und der Kapitalakkumulation, die damit einhergehen. Darüber hinaus scheinen beide Länder mit ernsten demografischen Problemen zu kämpfen. Den Chinesen und Russen mag es nicht gut gehen, aber sie lachen über die Dummheit des Westens, der Selbstmord begeht.


International Man: Die Leute, die die ESG-Agenda verfolgen, fügen der Zivilisation schweren Schaden zu. Wenn sie sich durchsetzen, könnten wir viel höhere Energiepreise, Engpässe, Stromausfälle und andere unangenehme Folgen erleben. Wie sehen Sie die sozialen, kulturellen und politischen Aspekte dieses Trends?

Doug Casey: Die Menschheit hat sich vom Rande des Verhungerns entfernt - sie musste Wurzeln und Beeren sammeln und verrottende Lebensmittel einlagern, um sich vor dem Verhungern zu schützen. Im Winter zu frieren und von Krankheiten aller Art heimgesucht zu werden, war vor nicht allzu langer Zeit normal. Als Hobbes 1650 schrieb, das Leben könne "einsam, arm, gemein, brutal und kurz" sein, stellte er keine Vermutungen an, sondern beobachtete einfach aus seinem Fenster. Erst in den letzten paar hundert Jahren haben wir uns dank des westlichen Denkens dahin entwickelt, wo wir heute sind. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass wir bleiben, wo wir sind.

Wenn man New York City drei Tage lang von Lebensmitteln und Treibstoff abschneiden würde, sähe die Stadt aus wie in dem Film Flucht aus New York. Die gesamte Zivilisation beruht auf äußerst komplexen und instabilen Versorgungsketten, die gerade zerstört werden. Es gibt bedeutende Elemente, die aktiv versuchen, sie und das System, das aufgebaut wurde, zu zerstören.

Es ist wie bei Shakespeare: Ohne Nagel ist der Schuh verloren, ohne Schuh ist das Pferd verloren, ohne Pferd ist der Reiter verloren, und ohne Reiter ist das Königreich verloren. Was jetzt vor sich geht, könnte viel mehr sein als ein vorübergehendes Ärgernis. Der Große Reset könnte viel ernster sein. Es gibt keine Garantie dafür, dass die Durchsetzung der ESG-Diktate uns nicht auf den Weg bringt, wie Primitive zu leben. Das ist ein ernsthafter Gedanke, der sich durch die grüne Philosophie zieht. Die Erde zuerst, zurück zur Natur, und der Rest.


International Man: Lassen Sie uns versuchen, aus diesen Zitronen Limonade zu machen. Wie kann der Durchschnittsbürger angesichts der besprochenen Situation mit den massiven Verzerrungen auf dem Ölmarkt spekulieren?

Doug Casey: Selbst wenn Sie mehr produzieren als Sie verbrauchen, ist es sehr schwer, mit dem Sparen von Fiatwährung voranzukommen. Alle Regierungen der Welt schaffen Billionen neuer Währungseinheiten und verteilen sie auf destruktive Weise. Ich kann nicht genug betonen, dass man, wenn man in Fiatwährung spart - wozu der Großteil der Weltbevölkerung gezwungen ist - die Chance hat, alles zu verlieren, sowohl durch den Wertverlust der Währung selbst als auch durch den Zusammenbruch der Finanzinstitute, die sie halten. Stabilität ist heute eine Fata Morgana.

Sie sind praktisch gezwungen, zu spekulieren, um Ihr Kapital zu erhalten.

Das Beste, was Sie tun können, ist, sich Öl-, Gas-, Uran-, Gold- und Silberaktien sowie Unternehmen, die verschiedene andere Rohstoffe produzieren, anzusehen. Und vor allem Ausgliederungen von Tochtergesellschaften großer Unternehmen, die nicht PC- oder ESG-konform sind und versuchen, sich grün zu waschen. Viele Unternehmen trennen sich heute von Dingen, die politisch unkorrekt erscheinen - und bieten Spekulanten damit Schnäppchen an. Außerdem sind viele Fondsmanager mit ESG indoktriniert worden. Sie wollen diese Aktien nicht kaufen oder besitzen. Einige von ihnen sind wirklich billig. Das ist eine großartige Gelegenheit in einem allgemein sehr überteuerten Markt.

Geld zu haben wird die großen Probleme nicht lösen, die ich oben erörtert habe - vor allem, dass Teile der Zivilisation selbst zu verkümmern scheinen. Aber wenn man an den richtigen Stellen klug investiert, kann man in diesen harten Zeiten zumindest seine Landung abfedern.


© Doug Casey



Dieser Artikel wurde am 1. Dezember 2021 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.