Der Aufstieg der Anti-Work-Bewegung
12.12.2021 | Claudio Grass
Kampagnen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Gewerkschaftsproteste, Streiks für bessere Gehälter und Spannungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern waren schon immer Teil unserer gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Realität und sind tatsächlich nichts Neues. Denn schließlich ist die Beziehung zwischen einer Person, die ihre Zeit und Fähigkeiten verkauft, und desjenigen, der sie "kauft", von Natur aus kompetitiv; auch wenn sie nicht unbedingt kampfeslustig, toxisch und feindselig sein muss, wie es derzeit der Fall zu sein scheint.
Es gibt immer ein gutes Gleichgewicht, das erreicht werden kann, einen "idealen" Preis, auf den man sich einigt und mit dem beide Parteien leben können, und jede Abweichung auf dieser Skala ist unweigerlich ein Grund für Unzufriedenheit auf der einen oder anderen Seite der Verhandlung. Dieses Gleichgewicht kann jedoch nur unter einer einfachen, aber entscheidenden Bedingung erzielt und aufrechterhalten werden: Der gesamte Austausch muss freiwillig sein, und beide Parteien müssen die Freiheit haben, das Angebot anzunehmen oder abzulehnen.
In den meisten westlichen Volkswirtschaftlichen ist dies seit mindestens einem Jahrhundert nicht mehr der Fall, da der Staat die Kontrolle über die meisten Aspekte dieser Beziehungen und dieses Austauschs übernommen hat. Zahlreiche Beschränkungen, regulatorische Belastungen, Verpflichtungen und zusätzliche Kosten haben die Dynamik stark verzerrt und die Anreize auf beiden Seiten des Arbeitsmarktes korrumpiert, was oft zu schweren Verwerfungen führte und ein Klima des Misstrauens, der Gehässigkeit und der Verbitterung zwischen den "Bossen" und den Arbeitern schuf.
Heutzutage sehen wir, wie viele Fragen, wie z. B. der bezahlte Urlaub, die friedlich, respektvoll und "in gutem Glauben" hätten verhandelt werden können, sich in einen totalen Kampf verwandeln, während selbst einfachere, rein wirtschaftliche Streitigkeiten, wie z. B. der Mindestlohn, die durch die Kräfte des freien Marktes und einen echten Wettbewerb automatisch hätten gelöst werden können, stattdessen zu politischen Themen werden.
All diese seit langem bestehenden Reibereien, Missstände und Belastungen spitzten sich mit dem Ausbruch der COVID-Krise, den Lockdowns und den erzwungenen Geschäftsschließungen zu. Millionen von Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, vor allem diejenigen, die es sich am wenigsten leisten konnten, auf eine einzige Gehaltszahlung zu verzichten, da die Krise Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen am härtesten traf.
Gleichzeitig wurde zahllosen Kleinunternehmern der Boden unter den Füßen weggezogen, und ihr gesamtes Leben geriet von einem Tag auf den anderen durcheinander und in völlige Unsicherheit. Die Bemühungen der Regierung, das Virus einzudämmen, verursachten weit verbreitete finanzielle Schäden, und die anschließenden planlosen und kurzsichtigen Anstrengungen der Zentralbanker, die Wirtschaft zu "retten", die sie selbst verwüstet hatten, machten die Sache nur noch schlimmer.
Sicher, die Almosen und Schecks, die die Regierung an die Betroffenen verteilten, mögen den notleidenden Haushalten kurzfristig geholfen haben, aber ihre Nebeneffekte und die langfristigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben die Situation letztlich verschlimmert. Im Rahmen eines Phänomens, das "Great Resignation" bezeichnet wird, haben in den USA Horden von Arbeitnehmern gekündigt, was zu erheblichen Störungen des normalen Betriebs, der Produktion und des Handelsflusses führte.
Natürlich war die grundlegende Unzufriedenheit, die all diese Arbeitnehmer zur Kündigung veranlasst hat, schon lange vor Auftauchen des Virus vorhanden, und viele von ihnen waren durchaus berechtigt. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen, unbezahlte Überstunden, unrealistische und unfaire Erwartungen von Arbeitgebern, die sich daran gewöhnt hatten, die Oberhand zu haben - all diese Faktoren spielten eine Rolle.
Ein betroffener Arbeitnehmer äußerte sich in einem Onlineforum zu diesem Thema: "Was für einen Sinn ergibt es, dass mein Chef von uns verlangen kann, die Benachrichtigungen für den Arbeitsgruppenchat einzuschalten und gleichzeitig zu fordern, dass wir auf Nachrichten oder Anfragen von anderen antworten? Meine Freizeit ist meine Freizeit, ich arbeite nicht 24/7 für Sie, und wenn das von mir erwartet wird, dann sollte ich auch 24/7 bezahlt werden."
Nun haben jedoch all diese aufgestauten Ärgernisse ein Ventil gefunden, denn dank der staatlichen "Hilfschecks" und anderer Subventionen können es sich nun viele Arbeiternehmer leisten, ihren Arbeitsplatz aufzugeben. Die meisten von ihnen sind einfach auf der Suche nach einem besseren Angebot, höherem Lohn oder besseren Bedingungen. Aber einige treiben diesen Trend auf das nächste Level: Die Anti-Work-Bewegung hat in den letzten Monaten an Auftrieb gewonnen, und einer ihrer Knotenpunkte, der Subreddit r/antiwork, hat über eine Million Follower, die alle "Arbeitslosigkeit für alle, nicht nur für die Reichen!" fordern.
Ihre jüngste Maßnahme, ein Massenaufruf zum Boykott von Amazon am Black Friday, war nur eine Form des Protests und Pläne für künftige Aktionen oder sogar echte Streiks sind wahrscheinlich schon in Planung. Für jeden vernünftigen Leser mögen Forderungen wie "Schluss mit Arbeit" bockig und kindisch, ja sogar lächerlich erscheinen. Und natürlich ist es wichtig zu betonen, dass nicht jeder in dieser Bewegung dem Glauben anheimgefallen ist, dass dies tatsächlich erreicht werden könnte; sie sehen es eher als eine weitere Möglichkeit, Arbeitergeber unter Druck zu setzen.
Entscheidend ist jedoch, dass sie, auch wenn sie nicht tatsächlich mit der Verwirklichung ihrer Vision rechnen, diese dennoch attraktiv und wünschenswert finden. Schon der Gedanke ans Nichtstun ist an und für sich attraktiv und ein Selbstzweck. Sollten sich solche Werte in der Gesellschaft durchsetzen, gibt es wenig Hoffnung auf einen echten Aufschwung, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in kultureller und politischer Hinsicht.
© Claudio Grass
www.claudiograss.ch
Dieser Artikel wurde am 08.12.2021 auf www.claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Es gibt immer ein gutes Gleichgewicht, das erreicht werden kann, einen "idealen" Preis, auf den man sich einigt und mit dem beide Parteien leben können, und jede Abweichung auf dieser Skala ist unweigerlich ein Grund für Unzufriedenheit auf der einen oder anderen Seite der Verhandlung. Dieses Gleichgewicht kann jedoch nur unter einer einfachen, aber entscheidenden Bedingung erzielt und aufrechterhalten werden: Der gesamte Austausch muss freiwillig sein, und beide Parteien müssen die Freiheit haben, das Angebot anzunehmen oder abzulehnen.
In den meisten westlichen Volkswirtschaftlichen ist dies seit mindestens einem Jahrhundert nicht mehr der Fall, da der Staat die Kontrolle über die meisten Aspekte dieser Beziehungen und dieses Austauschs übernommen hat. Zahlreiche Beschränkungen, regulatorische Belastungen, Verpflichtungen und zusätzliche Kosten haben die Dynamik stark verzerrt und die Anreize auf beiden Seiten des Arbeitsmarktes korrumpiert, was oft zu schweren Verwerfungen führte und ein Klima des Misstrauens, der Gehässigkeit und der Verbitterung zwischen den "Bossen" und den Arbeitern schuf.
Heutzutage sehen wir, wie viele Fragen, wie z. B. der bezahlte Urlaub, die friedlich, respektvoll und "in gutem Glauben" hätten verhandelt werden können, sich in einen totalen Kampf verwandeln, während selbst einfachere, rein wirtschaftliche Streitigkeiten, wie z. B. der Mindestlohn, die durch die Kräfte des freien Marktes und einen echten Wettbewerb automatisch hätten gelöst werden können, stattdessen zu politischen Themen werden.
All diese seit langem bestehenden Reibereien, Missstände und Belastungen spitzten sich mit dem Ausbruch der COVID-Krise, den Lockdowns und den erzwungenen Geschäftsschließungen zu. Millionen von Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, vor allem diejenigen, die es sich am wenigsten leisten konnten, auf eine einzige Gehaltszahlung zu verzichten, da die Krise Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen am härtesten traf.
Gleichzeitig wurde zahllosen Kleinunternehmern der Boden unter den Füßen weggezogen, und ihr gesamtes Leben geriet von einem Tag auf den anderen durcheinander und in völlige Unsicherheit. Die Bemühungen der Regierung, das Virus einzudämmen, verursachten weit verbreitete finanzielle Schäden, und die anschließenden planlosen und kurzsichtigen Anstrengungen der Zentralbanker, die Wirtschaft zu "retten", die sie selbst verwüstet hatten, machten die Sache nur noch schlimmer.
Sicher, die Almosen und Schecks, die die Regierung an die Betroffenen verteilten, mögen den notleidenden Haushalten kurzfristig geholfen haben, aber ihre Nebeneffekte und die langfristigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben die Situation letztlich verschlimmert. Im Rahmen eines Phänomens, das "Great Resignation" bezeichnet wird, haben in den USA Horden von Arbeitnehmern gekündigt, was zu erheblichen Störungen des normalen Betriebs, der Produktion und des Handelsflusses führte.
Natürlich war die grundlegende Unzufriedenheit, die all diese Arbeitnehmer zur Kündigung veranlasst hat, schon lange vor Auftauchen des Virus vorhanden, und viele von ihnen waren durchaus berechtigt. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen, unbezahlte Überstunden, unrealistische und unfaire Erwartungen von Arbeitgebern, die sich daran gewöhnt hatten, die Oberhand zu haben - all diese Faktoren spielten eine Rolle.
Ein betroffener Arbeitnehmer äußerte sich in einem Onlineforum zu diesem Thema: "Was für einen Sinn ergibt es, dass mein Chef von uns verlangen kann, die Benachrichtigungen für den Arbeitsgruppenchat einzuschalten und gleichzeitig zu fordern, dass wir auf Nachrichten oder Anfragen von anderen antworten? Meine Freizeit ist meine Freizeit, ich arbeite nicht 24/7 für Sie, und wenn das von mir erwartet wird, dann sollte ich auch 24/7 bezahlt werden."
Nun haben jedoch all diese aufgestauten Ärgernisse ein Ventil gefunden, denn dank der staatlichen "Hilfschecks" und anderer Subventionen können es sich nun viele Arbeiternehmer leisten, ihren Arbeitsplatz aufzugeben. Die meisten von ihnen sind einfach auf der Suche nach einem besseren Angebot, höherem Lohn oder besseren Bedingungen. Aber einige treiben diesen Trend auf das nächste Level: Die Anti-Work-Bewegung hat in den letzten Monaten an Auftrieb gewonnen, und einer ihrer Knotenpunkte, der Subreddit r/antiwork, hat über eine Million Follower, die alle "Arbeitslosigkeit für alle, nicht nur für die Reichen!" fordern.
Ihre jüngste Maßnahme, ein Massenaufruf zum Boykott von Amazon am Black Friday, war nur eine Form des Protests und Pläne für künftige Aktionen oder sogar echte Streiks sind wahrscheinlich schon in Planung. Für jeden vernünftigen Leser mögen Forderungen wie "Schluss mit Arbeit" bockig und kindisch, ja sogar lächerlich erscheinen. Und natürlich ist es wichtig zu betonen, dass nicht jeder in dieser Bewegung dem Glauben anheimgefallen ist, dass dies tatsächlich erreicht werden könnte; sie sehen es eher als eine weitere Möglichkeit, Arbeitergeber unter Druck zu setzen.
Entscheidend ist jedoch, dass sie, auch wenn sie nicht tatsächlich mit der Verwirklichung ihrer Vision rechnen, diese dennoch attraktiv und wünschenswert finden. Schon der Gedanke ans Nichtstun ist an und für sich attraktiv und ein Selbstzweck. Sollten sich solche Werte in der Gesellschaft durchsetzen, gibt es wenig Hoffnung auf einen echten Aufschwung, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in kultureller und politischer Hinsicht.
© Claudio Grass
www.claudiograss.ch
Dieser Artikel wurde am 08.12.2021 auf www.claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.