Silbermarkt Update
06.09.2007 | Clive Maund
Vor ungefähr einer Woche stellten sich Finanzreporter noch die Frage, ob es überhaupt noch einen Silberbullen gäbe, sie brachen die Suche ab und suchten stattdessen nach Lotto-Gewinnern. Auf den ersten Blick sieht der Silberchart furchtbar aus - der dramatische Einbruch des letzten Monats unter das wichtige Unterstützungsniveau hatte die gleitenden Durchschnitte zum Umdrehen gezwungen, das Momentum brach auf einen 11-Monate-Tiefstand ein und schien ein Doppeltop mit den Höchstständen des letzten Jahres zu bestätigen. Der Preis brach nach unten weg. Der Rückzug der letzten Wochen auf ein Niveau, das jetzt als Widerstand gilt, wurde für viele desillusionierte Silberbullen verständlicherweise zum Vorwand, sich bei einem leicht besseren Preis zu verabschieden. Jetzt gibt es verstärkt Hinweise darauf, dass der August-Flop eine letzte, endgültige Ausschwemmung gewesen ist und dass gewitzte Händler das reichliche, von den üblichen, desillusionierten Verlierern hinterlassene, Angebot schadenfroh zusammenrafften - es handelt sich im Wesentlichen um das Angebot der großen Spekulanten.
Zuvor sollten wir uns jedoch die generelle Situation, die Hintergründe, anschauen. Der große Tag der "Das Ende der Welt nahet!"-Sager fiel in den August, sie waren angestachelt von den Krämpfen des allgemeinen Marktes, ihre düsteren Prognosen trafen auf offene Ohren, da es plötzlich zu verstärkter medialer und öffentlicher Aufmerksamkeit kam. Die Schwarzseher und ihre Arbeit sollen hier nicht verspottet werden - sie haben eine ganze Reihe von Argumenten auf ihrer Seite. Doch unseren Indikatoren zufolge, geht noch nicht alles den Bach herunter, noch nicht. Auf dem Höhepunkt der Verkaufswelle im August stieg das Put/Call-Verhältnis extrem an, so wie es normalerweise nur bei einem Markttiefststand der Fall ist. Die Volumenindikatoren für den allgemeinen Aktienmarkt bleiben entschieden bullisch, wobei es in den letzten ein bis zwei Wochen zu neuen Hochständen bei der Akkumulation/Distribution und dem On-Balance-Volumen kam.
Auch wenn sich der Markt noch weit von seinen Höchstständen befindet, kann man hierin dennoch eine wirkliche Leistung sehen. Die Insider-Käufe stiegen auf ein 4-Jahre-Hoch, was wiederum gar nicht zu einem Bärenmarkt passt. Der Schwall von alarmierenden Artikeln in den Mainstream-Medien ist am Ende das, was man eigentlich beim Erreichen eines Markttiefs erwartet. Aus all dem können wir nur schließen, dass der Markt wieder auf dem Weg nach oben ist und wahrscheinlich neue Hochstände erreichen wird, auch wenn bestimmte Sektoren in den USA - wie Hausbau und Hausinstandhaltung - weiterhin unter den Nebenwirkungen der abgegrenzten Hypothekenkrise leiden werden. Man sollte jedoch verstehen, dass die Gründe, die es dem Markt erlauben, sich zu erholen, zufälligerweise auch bullische Gründe für Gold und Silber sind - die massive Einspeisung von Liquidität, um dem Markt wieder aufzuhelfen, ist natürlich inflationsfördernd und daher auch gut für Gold und Silber. Die neuerlichen Aussichten auf sinkende Zinssätze lassen Gold und Silber zu wettbewerbsfähigeren Investitionsgütern werden; das darüberhinaus noch drohende Risiko eines entscheidenden Einbruchs beim Dollar (der vielleicht gerade durch die Senkung der Zinssätze ausgelöst wird), wäre ein weitere, mächtige Unterstützung für die Edelmetalle. Daher müssten sich Gold und Silber als auch der allgemeine Markt, gemeinsam, aufwärts bewegen.
Jetzt werden wir uns den Gründen zuwenden, aus denen der Flop des letzten Monats als letzte, abschließende Ausschwemmung betrachtet wird. Ein entscheidender Grund ist das derzeitige COT-Profil für Silber, welches als sehr bullisch gelten kann. Im letzten COT-Chart (oben) können wir sehen, dass die Long-Positionen der großen Spekulanten (blaue Balken) auf ein außergewöhnlich niedriges Niveau zurückgingen. Das zeigt, dass sie letztendlich angewidert das Handtuch warfen und sich davon machten. Die großen Spekulanten sind die Clowns am Markt, die Umfaller, die immer falsch liegen. Ihr gegenwärtig so geringes Interesse am Silber, kann als eines der sichersten Zeichen gelten, dass es hier zu Verbesserungen kommen wird - möglicherweise zu sehr deutlichen Verbesserungen. Andererseits haben die Commercials, die eigentlich nie beim Silber long gehen, ihre Short-Positionen in einem solch großen Maße reduziert (was man an den lila Balken im Chart sieht), dass man hier das Entstehen einer entscheidende Erholungsphase vermuten muss. Wenn sie an der Bedeutung dieser Feststellungen zweifeln sollten, dann schauen sie doch einfach mal in das letzte Oil Market update. Hier wurden die Angaben des COT zur Vorhersage des letzten Preisanstiegs für Öl und Ölaktien herangezogen. Aufgrund dieser Angaben haben wir BP und Conoco Phillips gekauft - bevor sie anstiegen. Auch schon vorher haben wir COT-Angaben benutzt, zum Beispiel um den Preissturz für Rohöl im August vorherzusagen.
Ein weiterer wichtiger Hinweis auf einen erreichten Tiefstand entnimmt man dem über-wichtigen MSI, dem Maund Suscriber Index. Er fiel auf einen sehr tiefen Stand, zur Zeit, als wir uns in der Nähe eines Sektorentiefs befanden - gerade in Zeiten eines Markthochs wollen die Leute unbedingt Aktien kaufen und Newsletter abonnieren. Die Stimmung im Markt ist über die letzten Wochen grauenhaft gewesen; gerade das ist ein starker Indikator für eine bevorstehende, bedeutende Markterholung beim Silber - und beim Gold.
Abschließend wenden wir uns wieder dem 2-Jahres-Chart für Silber zu. Dabei müssen wir immer daran denken, dass der Widerstand an der roten Widerstandszone ein starker ist. Dies gilt besonders, da er von der Widerstandsgrenze des Domes verstärkt wird, die gerade von oben auf ihn herabfällt. Trotz der überwältigenden, bullischen Faktoren, auf die in diesem Update hingewiesen wurde, könnte Silber noch ein klein wenig länger zurück bleiben, bevor es die Widerstandszone und den Dome durchbricht. Es könnte sogar in der nächsten Zeit kurzfristig auf 11,50 $ zurückgehen, was jedoch eine wirklich gute Kaufgelegenheit wäre. Sollte es jedoch bald, auch mit Blick auf die psychologische Bedeutung des Widerstands zwischen dem derzeitigen Niveau und 12,60 $, wie erwartet, zu einem Durchbruch dieser Widerstandslinie kommen, dann ist eine kraftvolle Markterholung wahrscheinlich - und viele ehemalige Marktteilnehmer werden wieder zurück wollen
© Clive Maund, 20.08.2007
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