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Chaos und der Triumph des Überlebens

27.12.2021  |  Egon von Greyerz
- Seite 3 -
Mir, und einigen anderen Beobachtern, war damals aber sehr klar, dass diese Basteleien nicht lange halten würde. Im September 2019 kam das Finanzsystem dann wieder unter erheblichen Druck; die Zentralbanken reagierten panisch und versuchten das bankrotte Bankensystem durch massive Liquiditätsspritzen zu retten. Schon einige Wochen später bot sich den Banken mit Covid bequemerweise die Rechtfertigung für diese Geldschöpfung.

Um heftige Geldschöpfung zu rechtfertigen, müssen Staaten normalerweise Kriege beginnen. Doch eine im Labor erzeugte Pandemie funktioniert sogar noch besser. Die Welt ist aktuell unterwegs auf völlig unbekannten und sehr prekären Meeren. Und es braucht nur einen kleinen Sturm, um einem Schiff in solcher Seenot irreparable Schäden zuzufügen.

Niemand kann vorhersagen, wann genau dieser Schiffbruch stattfinden wird, da wir nichts Vergleichbares kennen. Ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass die (auf Jekyll Island) von Bankern und Regierung geschaffene Kreatur ein furchtbares Schicksal ereilen wird - ein Schicksal, von dem erst die zukünftigen Historiker berichten werden können.


Chaos Nummer 3: Derivate

Mitte der 2000er Jahre wurde die Summe aller weltweit ausstehenden Derivate von der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) in Basel mit 1,4 Billiarden $ angegeben. Bequemerweise reduzierte die BIZ diese Zahl dann Ende der 2000er mittels Positionsaufrechnung auf ca. 600 Billionen $. Banken wie die Deutsche Bank oder JP Morgan haben das eigene ausstehende Derivateengagement (unsaldiert bzw. brutto) mit 40 bis 50 Billionen $ beziffert.

Allerdings saldieren alle Banken ihre Bruttoderivatemengen auf unerhebliche Stände herab und argumentieren dann, dass es sich bei diesen so geringen und völlig irreführenden Mengen um ihr tatsächliches Engagement handele. Nun ja, die Banker können manchen Leute dann und wann zum Narren halten, doch letzten Endes wissen wir, wer die wahren Narren sein werden!

Das Problem beim "Netting" (Saldieren) solcher Positionen: Sobald Gegenparteien ausfallen, bleibt das Bruttorisiko einfach brutto. Derivate waren und sind unglaubliche Kassenschlager für Banken und andere Finanzinstitutionen. Heutzutage gibt es so viele undurchsichtige Wege, um Derivate zu kreieren und sie vor dem offiziellen Berichtswesen zu verbergen, so dass im Grunde niemand mehr weiß, wie hoch der tatsächliche ausstehende Gesamtbetrag ist. Die Summe könnte problemlos bei mehreren Billiarden Dollar liegen.

Hierbei muss man wissen, dass buchstäblich jedes Finanzinstrument, das heute geschaffen wird, aus Derivaten besteht - seien es ETF-Anteile oder Anleihefonds, Zinsswaps, Forex-Swaps, Hypothekenkredite etc. pp. - eine endlose Liste. Derivate funktionieren sehr gut in einem manipulierten geordneten System, in dem es konstante Nachfrage gibt. Erst wenn die Musik ausgeht und die Liquidität nicht mehr fließen will, erst dann werden wir die tatsächlich ausstehenden Mengen kennen.

Einer meiner sehr guten Kontakte ist ein exzellenter Darsteller systemischer Risiken. Er hat folgende inverse Pyramiden kreiert, wobei das heutige Finanzsystem, ganz unten, auf einer kleinen Menge Gold fußt, über der sich enorme Schuldenmengen stapeln. Darüber sehen wir die uns nach den Angaben der BIZ bekannten Derivate in Höhe von 600 Billionen $. Ganz oben haben wir das undurchsichtige Finanzsystem, das wahrscheinlich mehrere Billiarden Dollar umfasst.

Niemand kennt die exakte Summe, sie könnte jedoch ohne weiteres bei 2 Billiarden $ liegen, wahrscheinlich sogar darüber.

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Chaos Nummer 4: Zeitbombe

Wenn wir jetzt auf die nächsten 5-10 Jahre schauen und uns eine Vorstellung davon verschaffen, was mit dem Finanzsystem passieren könnte, dann zeigt sich, dass die Welt vor furchtbaren Risiken steht. Die globale Verschuldung wird mit Sicherheit von 300 Bill. $ auf mindestens 500 Bill. $ anwachsen. Diese Zahl ist wirklich eine große Untertreibung. Rechnen wir noch die ungedeckten Verbindlichkeiten weltweit hinzu (Renten, Gesundheitssystem), die sich auf locker 500 Bill. $ belaufen. Und schließlich kommen noch die Derivate im Umfang von 2 Billiarden $ hinzu, was wahrscheinlich wiederum sehr zurückhaltend gerechnet ist.

Fallen Gegenparteien aus, werden die Zentralbanken das betreffende Geld drucken müssen, um Bankeninsolvenzen zu verhindern. Also: Wenn meine Annahmen richtig sind, wird die globale Schuldenmenge in den kommenden 5-10 Jahren von 300 Bill. $ auf 3 Brd. $ angewachsen sein. Ich werde aber wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht falsch liegen, vielleicht schon dahingehend, dass es gar keine 10 Jahre mehr dauern wird. Aus der Geschichte wissen wir, dass sich Hyperinflationen sehr schnell vollziehen. Zudem sind die meisten Schätzungen zu Schulden und Derivaten womöglich viel zu niedrig angesetzt.

Gehen wir dennoch davon aus, dass die Welt vor einer 3 Billiarden $ schweren Zeitbombe steht. Sehr beängstigende Aussichten, in der Tat.


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