Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Märkte: Die nächste Blase kommt bestimmt

23.09.2007  |  Manfred Gburek
Die wichtigste Erkenntnis aus der abgelaufenen Woche vorab: neues Spiel, neues Glück! Das ist so gemeint, wie es kundige Beobachter der Geldszene bereits vorhergesagt haben. Hier folgen zwei von ihren Kommentaren, die zwar schon vor einigen Wochen veröffentlicht wurden, aber nichts an Aussagekraft für die Zukunft eingebüßt haben:

"Das Kasino ist wieder geöffnet, und zumindest die amerikanischen Währungshüter sind bereit, jene Zocker, die im Überschwang der vorigen Runde schlappgemacht haben, großuzügig mit billigem Geld zu alimentieren. Die Party soll weitergehen. Na dann, Hedgefonds, Private Equity & Co.: Bitte das Spiel zu machen." (Bernd Wittkowski in der Börsen-Zeitung vom 18. August 2007)

"Die Notenbanken stecken in einem Dilemma: In der derzeitigen Phase der Globalisierung können sie die dauerhafte Stabilität der Finanzmärkte und der Realwirtschaft nicht gleichzeitig erreichen. So bleibt ihnen einstweilen nichts anderes übrig, als die Welt mit Cash zu fluten. Auf dass es rasch wieder aufwärts geht. Möchten Sie zum Schluss noch eine Vorhersage? Bitteschön: Die nächste Blase kommt bestimmt, vermutlich schon bald." (Henrik Müller im manager magazin, Ausgabe September 2007)

Beide Aussagen unterschreibe ich ohne Wenn und Aber. Eine dritte steht ihnen nicht entgegen: "Dass Bernanke und seine Gefolgschaft die Zinsen gesenkt haben und dafür bereit waren, politische Kritik einzustecken, ist ein klares Indiz, dass sie die Wahrscheinlichkeit einer Rezession als signifikant einschätzen." (Barry Eichengreen im Handelsblatt vom 21. August 2007) Der Professor aus Kalifornien meinte hiermit die eher psychologisch motivierte Senkung des Diskontsatzes vom August. Seine Aussage lässt sich aber locker auch auf die Leitzinssenkung vom Dienstag der abgelaufenen Woche beziehen.

In deren Gefolge geschah dann das, was geschehen musste: Aktienkurse und Edelmetallpreise schossen nach oben. Nicht dagegen die Kurse der langlaufenden Anleihen, die leicht fielen. Grund: Die meisten Börsianer erwarten steigende Anleiherenditen als Kompensation für den Geldwertschwund; sie rechnen also nicht mit einer einschneidenden Rezession, von der Anleihen eher profitieren müssten. Am Ende könnten aber Eichengreen und die Börsianer recht behalten. Nämlich dann, wenn - wie zuletzt in den 70er Jahren - Stagnation bzw. Rezession einerseits und Geldwertschwund (Inflation) andererseits sich zur Stagflation bzw. Rezflation vereinigen. Eines der Ergebnisse war damals der starke Anstieg der Edelmetallpreise.

Fast alles spricht dafür, dass es dieses Mal wieder zu einer solchen Konstellation kommt, allerdings weitaus gewaltiger: wegen der viel höheren Volumina, wegen der internationalen Verflechtung der Finanz- und Gütermärkte (Globalisierung) und wegen der Dominanz der Finanzmärkte. Zum letztgenannten Punkt nur ein Zahlenvergleich: In den 70er Jahren war das weltweit in Wertpapieren und auf Konten angelegte Geld etwa so viel wert wie die Summe aller Bruttoinlandsprodukte, heute dagegen macht es mehr als das Dreifache aus. Wird ein Teil davon im Zuge der jetzigen Hypothekenkrise vernichtet, entsteht daraus folglich längst noch keine Deflation, sondern nur ein Deflatiönchen, das von der jetzt durch die Notenbanken ausgelösten gigantischen Liquiditätswelle sofort wieder erstickt wird.

Nach der Senkung des Leitzinses durch die US-Notenbank Fed um einen halben Prozentpunkt sprang der Goldpreis in wenigen Minuten aus der Zone um 715 Dollar je Unze über 725 Dollar, seinen Höchststand im jetzigen Aufwärtszyklus vom Mai 2006. Also nichts Aufregendes. Das gilt analog auch für Goldaktien: Branchenprimus Barrick an der Toronto Stock Exchange von 37 3/4 auf 39 1/4 Kan-Dollar, Rivale Newmont Gold an der New York Stock Exchange von 44 3/4 auf 46 1/4 US-Dollar usw. Ähnlich war die Entwicklung bei Silber und Silberaktien, unter denen einer meiner Favoriten, Silver Wheaton, an der New York Stock Exchange von 12 3/8 auf 13 US-Dollar stieg.

Alles in allem also eine Entwicklung mit Ansage, wie Sie sie so oder ähnlich hier in den vergangenen Monaten mehrfach verfolgen konnten. Daran wird sich auch in den kommenden Wochen und Monaten nichts Wesentliches ändern. Einen Vorgeschmack, wenn auch unter anderen Vorzeichen, gab ja zuletzt Deutsche Bank-Chef Ackermann in einem ZDF-Interview. O-Ton: "Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht." Diese Aussage bestätigt geradezu die Verkaufsempfehlung für Deutsche Bank-Aktien (zusammen mit anderen Finanz-, aber auch Immobilienaktien) durch die Citigroup vom Beginn der Woche. Und jedes Mal, wenn solche Hiobsbotschaften durch die Medien geistern, werden die Kurse der meisten Finanzaktien zunächst leiden, werden aber auch alle Notenbanker der Welt die Ohren spitzen und schon bei der Vorahnung des nächsten finanziellen Betriebsunfalls neue Liquidität in die Märkte pumpen. Das kommt dann, wie wir zuletzt gesehen haben, für wenige Tage ausgerechnet den vorher verschmähten Finanz- und Immobilienaktien zugute - wie im Kasino: mal rot, mal schwarz.

Fazit: Halten Sie Ihre Gold- und Silberbestände (die Aktien solider Edelmetallkonzerne und Juniors inbegriffen) in Abwandlung des alten Kostolany-Mottos (Schlaftablette nehmen und Wecker auf das Jahr 2010 stellen) einfach durch. Bauen Sie, falls noch in größerem Umfang vorhanden, rigoros Ihre Kredite ab und flankieren Sie Ihre Edelmetallanlagen mit Cash (Tages- oder kurzfristiges Festgeld und Staatsanleihen mit kurzen Restlaufzeiten). Wer diese hier einige Male gegebene Empfehlung schon realisiert hat, dem sei zum Schluss noch ein neues Buch empfohlen. Nicht unbedingt das von Alan Greenspan ("Mein Leben für die Wirtschaft"), auch wenn es ganz unterhaltsam ist. Für Anleger eher schon das von Bruno Bandulet: "Das geheime Wissen der Goldanleger". Und gleich noch zwei Tipps dazu: 1. Bandulets Informationsbrief "G & M" (Details: www.bandulet.de) enthält Monat für Monat neben wertvollen Analysen der Finanz-, Edelmetall- und sonstigen Märkte auch viele konkrete Vorschläge zum Kauf (und Verkauf) von Aktien. 2. Die eingangs zitierten Autoren sind es - neben vielen anderen - immer wieder wert, gelesen zu werden. Gewöhnen Sie sich die selektive Lektüre ihrer Aussagen an. Dafür stehen Ihnen, falls Sie nicht alles abonnieren wollen, die Bibliotheken großer Industrie- und Handelskammern kostenlos zur Verfügung.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist am 2.+3.11.2007 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"