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Der Crack-Up Boom

24.09.2007  |  Redaktion
Zuletzt sagte ein ansässiger Bauunternehmer in Vancouver - einem der heißesten noch verbleibenden Märkte in Nordamerika - zu mir: "Ed, wir werden in unserem Leben keinen solchen Boom mehr erleben."

Diese Feststellung hat eine Erinnerung wachgerüttelt, die ich schon längst vergessen hatte. Sie stammt aus dem Jahr 1989 - zwei Jahre nach dem Einbruch am Aktienmarkt im Jahr 1987. Es war mein erster Arbeitstag als fertig ausgebildeter Aktienbroker. Während einer Flaute im Laufe des Trading-Tages, fing einer der alten Hasen an, in Erinnerungen an die guten alten Tage vor der Krise zu schwelgen. "Damals war es leicht, Geld zu verdienen", seufzte er, "aber wir werden während unseres ganzen Lebens keinen solchen Boom mehr zu Gesicht bekommen."

Dieser alte Trader hat damit selbstverständlich absolut daneben gelegen. Wenige Monate später ist der Dow noch über die Höchstwerte von 1987 hinausgeschossen, und einige Jahre danach hat die Internet/dot.com Manie eine Aktienmarktblase von epischem Ausmaß hervorgerufen.

Wie steht es also mit der aktuellen Immobilienkrise? Wird sie sich zu einem kaum wahrnehmbaren Phänomen in den geschichtlichen Berichten entwickeln, über das es sich kaum zu sprechen lohnt ... so wie die Aktienkrise des Jahres 1987? Wird der Veteran unter den Bauunternehmern in Vancouver genauso falsch liegen, wie der alte Hase unter den Aktienbrokern in seinem Industriezweig?

Natürlich kann niemand in die Zukunft blicken, aber wir können alle in die Vergangenheit blicken. Und die jüngste Geschichte der Finanzkrisen legt nahe, dass die Aktienpreise in den nächsten Jahren noch deutlich höher klettern könnten, aber nur weil der Wert der Dollarnoten in unseren Taschen so viel weniger wert sein wird. Mit anderen Worten: Wenn der Dollar an Wert verliert, dann werden die Preise der greifbaren Anlagewerte wie Immobilien in die Höhe gehen. Man bezeichnet dieses Phänomen mit dem Begriff "Inflation" und die macht niemanden reicher.

Die amerikanische Notenbank hat die Absicht erklärt, so viele Dollar in das amerikanische Geldsystem zu pumpen, wie notwendig sind, um die "Liquidität aufrecht zu halten". Niemand weiß so genau, was Liquidität ist, aber wie der Potter Steward, Richter am obersten Gerichtshof, einst über Pornographie sagte: "Ich weiß was es ist, wenn ich es sehe", so werden wir es auch erkennen. (Die Liquidität meine ich...)

Wir werden diese Liquidität in der Form einer Inflation sehen, vielleicht in Form einer Hyperinflation. Die meisten Amerikaner halten Inflation für eine milde - und harmlose - Steigerung der Preise für Güter und Dienstleistungen im Laufe der Zeit. Eine Cola für fünf Cent kostet heute z.B. 1,50 Dollar... und es scheint niemandem etwas auszumachen. Doch es sollte den Leuten etwas ausmachen.

Im Grunde genommen ist die Inflation ein Wertverlust des Geldes auf allen Ebenen. Ludwig von Mises, ein einstiger Ökonom mit einigem Ansehen, bezeichnete die Kulmination von Hyperinflation als "Crack-Up-Boom" - etwas das dann auftritt, wenn die Massen aufwachen... (und) wenn es ihnen plötzlich bewusst wird, dass es sich bei der Inflation um eine beabsichtigte Politik handelt und dass sie ewig weitergehen wird. Es kommt zu einem Zusammenbruch. Der Crack-Up-Boom tritt auf. Wenn etwas als Tauschmittel verwendet werden soll, dann darf die öffentliche Meinung nicht zu dem Glauben kommen, dass die Quantität dieser Sache über alle Grenzen hinaus erhöht werden wird.

Wenn wir von etwas sprechen, das so ernst ist wie ein "Crack-Up-Boom" der hier in den Vereinigten Staaten auftritt, oder zumindest so ernst wie eine Hyperinflation im Stile der 1970er Inflation, dann sprechen wir immer über einen jähen Verlust des Vertrauens in den Dollar.

Und ich will ganz deutlich sein, wenn ein ernster Crack-Up-Boom in den USA auftreten würde, dann wird eine Eiswaffel an einem heißen Tag ihren Wert länger halten, als der Dollar. Bei einem solchen Szenarium kann der Dow auf 30.000 oder sogar 300.000 Zähler hinaufklettern - das aber nur, weil der Dollar im Vergleich zu den Aktien so sehr an Wert verliert, aber nicht aufgrund all der Gründe, über die die Bullen sprechen - wie z.B. aufgrund von Produktivität und echten Zuwächsen bei den Gewinnen.

Anlagewerte wie Gold neigen dazu, am meisten zu gewinnen, wenn der Markt einem Crack-Up-Boom auf die Schliche kommt (Seltsamerweise ist Gold in der vergangenen Woche auf einen neuen Jahreshöchstwert von 714 Dollar hinaufgeklettert - nur 15 Dollar unterhalb eines neuen Höchstwerts innerhalb von 27 Jahren. Vielleicht hat der "gelbe Hund" schon etwas aufgespürt.)

Es ist sehr lehrreich festzuhalten, dass die Kursanstiege bei den Aktien und am Immobilienmarkt während des 20. Jahrhunderts insgesamt fast vollständig über einen Wertverlust des Dollars erklärt werden können.

Betrachtet man Tabellen, die den mittleren Hauspreis in den Vereinigten Staaten nominal mit dem mittleren Hauspreis "nach Berücksichtigung der Inflation" - auch als reeller Wert bezeichnet - vergleichen, dann kann man sich fragen, warum die Hauspreise so sehr gestiegen sind. Mit einem Wort: Inflation. Mindestens 80% der Preisanstiege seit 1975 für ein mittelgroßes, neues, freistehendes Einfamilienhaus, können auf die Geldentwertung zurückgeführt werden.

Betrachtet man es anders, dann kostet ein mittleres Haus nominell heute ungefähr sechs mal so viel wie vor 30 Jahren, aber effektiv nicht einmal doppelt so viel. Ich bin kein großer Freund des Verbraucherpreisindex, weil ich denke, dass er die wirkliche Inflationsrate unterschätzt. Aber selbst ein "unterschätzender" Verbraucherpreisindex zeigt das überraschende Ausmaß, mit dem die steigenden Preise der Anlagewerte im Laufe der Zeit auf den Missbrauch von Geld zurückgeführt werden können. (Zufällig würde gemessen an Gold ein mittleres, freistehendes Haus in den Vereinigten Staaten ungefähr das gleiche kosten, wie 1973 - ungefähr 350 Unzen.)

Rechnen Sie damit, dass die Inflation auch weiterhin andauert... wenn sie sich nicht sogar beschleunigt.

Die Notenbank wird in den USA der Kreditkrise mit jeder denkbaren Art des "monetären Anreizes" begegnen - und das ist nur eine eleganter Ausdruck für "Gelddrucken". Bernanke sitzt auf einer Zusage zu inflationärer Politik fest. Daher wird jeder Anlagewert der zuverlässiger ist als der Dollar ein besserer Anlagewert sein, als der Dollar selbst... sogar ein Haus.

Der gegenwärtige Abwärtstrend im Immobilienzweig braucht vermutlich noch einige Jahre, um sich selbst zu verausgaben. Aber machen Sie keinen Fehler; diese Krise könnte letzten Endes zu einem noch größeren Boom führen... in gewissem Sinne. Die Preise werden vielleicht steigen, aber nur, weil der Dollar immer weniger wert ist. Wenn der Dollar immer schneller billiger wird, dann werden die Preise von den Anlagewerten, die in Dollar ausgestellt sind, in die Höhe schießen... ganz besonders die Preise von harten Anlagewerten wie Gold.

Der nächste Boom könnte ein Crack-Up-Boom sein, aber nur Goldanlager werden dann etwas zu lachen haben.


© Ed Bugos

Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily", das Original stammt vom 17.09.2007





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