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Ist die Schweiz noch immer ein sicherer Ort für Edelmetallanleger?

01.05.2022  |  Claudio Grass
In den letzten zwei Jahren wurden wir alle Zeugen von staatlichem Machtmissbrauch und extremen Übergriffen, wie sie sich viele Durchschnittsbürger zu ihren Lebzeiten nicht hätten vorstellen können. Dies veranlasste einen großen Teil der Politiker in vielen westlichen Ländern, ihre bisherigen Vorstellungen darüber zu überdenken, was für ihre Regierungen möglich ist und was nicht, und sich zu fragen, ob es wirklich so etwas wie "zu weit gehen" gibt oder ob für alle Mitglieder der politischen Elite dieselben Regeln gelten wie für sie.

Für die Mehrheit war dies eine Lektion, die auf die harte Tour gelernt wurde, und zudem eine sehr überraschende. Aber selbst für diejenigen unter uns, die die Lehren der Geschichte kennen und sich nie Illusionen über das Wesen des Staates und den Charakter derjenigen gemacht haben, die behaupten, zu wissen, was für andere das Beste ist, war es ein ziemlich "böses Erwachen". Dies trifft vielleicht am ehesten auf konservative, langfristig orientierte Anleger zu, die ihr hart erarbeitetes Vermögen schützen und bewahren und es für die nächste Generation sichern möchten.

Für Menschen, auf die diese Beschreibung passt, ist die Antwort schon seit vielen Jahren recht einfach. Physische Edelmetalle, die außerhalb des Bankensystems in einem sicheren und berechenbaren Rechtssystem gelagert werden, waren immer der beste Weg, um sicherzustellen, dass ihr Vermögen in sicherer Entfernung von der Gier und den Launen derjenigen aufbewahrt wird, die in ihrer eigenen Nation gerade an der Macht sind.

Von allen möglichen Kandidaten für einen solchen sicheren Aufbewahrungsort für Metalle war die Schweiz die klare, eindeutige Wahl, insbesondere als im Laufe der Zeit alle anderen Kandidaten deutliche Anzeichen dafür zeigten, sich in Richtung zentralisierter und autoritärer Regierungssysteme zu bewegen.

Dank der starken und langen Tradition der Schweiz in Bezug auf die Wahrung der Eigentumsrechte, ihrer Verfassung, ihrer wirtschaftlichen und politischen Stabilität und vor allem ihres herrschenden Subsidiaritätsprinzips konnten die Anleger ruhig schlafen, denn sie wussten, dass ihr Gold sicher war, ganz gleich, wie schlimm die Situation in ihren eigenen Ländern war. Kriege, Rezessionen, Regimewechsel, alle Arten von Krisen und Notlagen kamen und gingen, Nationen erlebten unglaubliche Umbrüche und unsere Lebensweise änderte sich im Laufe der Jahrzehnte dramatisch, aber die Schweiz blieb sicher, stabil und relativ unversehrt.

Nun aber fragen sich einige Anleger zu Recht, ob es dieses Mal anders sein könnte. Könnte es sein, dass die COVID-Krise und die enorme wirtschaftliche Zerstörung, die die Reaktion der Regierungen darauf ausgelöst hat, auch unser Denken über die Schweiz verändert haben? Wäre es möglich, dass dieser historische Wandel, all der Machtmissbrauch und all die beispiellosen Maßnahmen, die wir miterlebt haben und weiterhin erleben, auch die kleine Alpennation "korrumpiert" haben? Ist sie immer noch ein sicherer Ort für Edelmetallanleger oder könnte es sein, dass auch diese "letzte Bastion" der individuellen Freiheit und finanziellen Souveränität gefallen ist?

Nun, die einfache Antwort lautet nein. Allerdings ist an all diesen Fragen und Bedenken wirklich nichts einfach. Als stolzen Schweizer könnte man mich natürlich für voreingenommen halten, aber wer meine Überzeugungen, meine Reden und meine Artikel kennt, weiß, dass ich staatliche Missstände sehr lautstark kritisiere, egal wo sie stattfinden, und ich tue dies sogar noch entschiedener, wenn sie in meinem eigenen Land geschehen.

Und auch hier hat es in den letzten Jahren und vor allem seit Beginn der Pandemie einige Ansätze gegeben. Der Rest des Westens ist zweifellos politisch aus den Fugen geraten, aber es stimmt, dass wir auch in der Schweiz eine Reihe von Machtergreifungen erlebt haben. Das Virus diente den politischen Minderheiten und all den größenwahnsinnigen Fanatikern (von denen es auch hierzulande einige gibt) als Vorwand, Angstkampagnen zu starten und ihr Bestes zu tun, um die Menschen zu spalten und sie dazu zu bringen, gegen ihre eigenen Interessen zu stimmen.

Aber genau das ist es, was die Schweiz von anderen Ländern unterscheidet; das war schon immer so und wird auch immer so bleiben: Sie ist eine Nation, die sich durch ihren eigenen Willen definiert und sich auf eine Geschichte der Unabhängigkeit und bewaffneten Neutralität gründet.

Aufgrund ihrer dezentralisierten Struktur (z. B. sieben Präsidenten und nicht nur einer), verschiedener Sprachen, verschiedener Kulturen, verschiedener Religionen, die alle auf einem sehr kleinen Territorium koexistieren, war sie immer als ein Ort der Toleranz bekannt, und mehr als das, als ein Ort, der verschiedene Ansichten willkommen heißt und unterhält. Deshalb findet man hier noch immer freie Meinungsäußerung, das Nichtangriffsprinzip, das Recht, mit den Füßen abzustimmen, Wettbewerb auf Gemeindeebene, sogar in Zeiten kollektiven Wahnsinns. Darum lebten sogar die Begründer der intellektuellen Idiotie wie Marx und Lenin frei in unserem Land.

Es gab nie eine Zentralregierung oder einen König, die über das Volk herrschten. Stattdessen haben wir uns in Gemeinden und Kantonen immer selbst regiert. Nur in diesem kleinen Rahmen kann Demokratie wirklich funktionieren, wo jede Stimme jeden einzelnen Wähler direkt betrifft. Auf diese Weise konnte sich die Schweiz trotz aller Einflüsse und des Drucks, eine Bewegung in Richtung Zentralisierung zu akzeptieren, bis heute ein viel höheres Maß an Vertrauen und sozialem Zusammenhalt in der Bevölkerung bewahren als ihre Nachbarländer.

Und gerade aufgrund dieser langen Geschichte und der dezentralen kulturellen und politischen Strukturen waren viele Menschen in der Schweiz schockiert, als sie sahen, wie die Bundespolitiker während der COVID-Krise unsere Verfassung verletzten. Und nun probieren sie es erneut, indem sie versuchen, Verhandlungen zu führen, die nicht im Einklang mit der Souveränität und der unbedingten bewaffneten Neutralität stehen. Jedoch haben Handlungen Konsequenzen, und eine davon ist, dass die Zahl der Menschen, die nun erkennen, dass diese Aktionen der Zentralregierung nicht in ihrem Interesse sind, wächst.

Infolgedessen bilden sich bereits lokale Gruppen, die sich am Wettbewerb der Ideen beteiligen und nach Wegen suchen, um sich auf die kommende Weltwirtschaftskrise vorzubereiten. Die Zahl dieser Menschen in der Schweiz ist beeindruckend hoch. Dies und das im Vergleich zu den umliegenden westlichen Ländern immer noch hohe Vertrauen innerhalb der Bevölkerung ermöglicht die friedliche Abkehr von den einseitigen Vorstellungen der Bundesregierung. Sie haben nicht nur den Willen dazu, sondern auch die Mittel: Sie können mit den Händen abstimmen, und wenn das nicht geht, können sie mit den Füssen abstimmen.

Deshalb bin ich überzeugt, dass die Schweiz Privateigentum weiterhin respektieren wird. Der Staat ist hierzulande nicht so mächtig wie im Ausland, und er weiß das.

Das bedeutet allerdings nicht, dass wir selbstgefällig, oder nicht über den Wandel alarmiert sein sollten, den wir auch in dieser Nation beobachten. Schließlich ist das Wesen des Staates überall dasselbe, und selbst wenn er klein und begrenzt ist wie bei uns, besteht die Gefahr einer übermäßigen Einflussnahme. Es ist jedoch wichtig, zu bedenken, dass es keinen Ort auf der Welt gibt, der vollkommen sicher ist. Es ist nur so, dass die Schweiz als Rechtssystem bei weitem die beste aller schlechten Optionen ist.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch


Dieser Artikel wurde am 21.04.2022 auf claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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