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Gold: Ein Anwendungsbeispiel für die moderne Ära

08.05.2022  |  Claudio Grass
- Seite 2 -
Teil 2

Das Gesamtbild hier ist klar und es ist wichtig zu verstehen, dass es einen sehr bedeutenden Paradigmenwandel repräsentiert. Ob es nun online oder offline ist, durch eine Handyapp, eine Börse oder sogar physische Kontrakte, Eigentumstitel an Goldbeständen wechseln weiterhin den Besitzer. Somit bleibt die Tatsache bestehen, dass es sich um eine goldgedeckte Währung handelt, egal welches Vehikel verwendet wird, um diese Transaktionen durchzuführen.

Alleine das ist schon erstaunlich: Nach Äonen, in denen wir uns mit Fiatgeld begnügen mussten, wobei all unsere Entscheidungsfreiheiten effektiv und gewaltsam per Dekret entfernt wurden, erobert nun eine zunehmende Zahl an Menschen erneut ihr Recht zurück, freiwillige Transaktionen mit ihren Mitmenschen durchzuführen und dazu das zu verwenden, was sie als echtes Geld ansehen.

Noch bemerkenswerter an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass sie vollkommen und absolut eigenständig ist und sich daraus ergab, dass viele verschiedene Menschen frei zu derselben Schlussfolgerung kamen, ohne Nötigung, Anweisung oder irgendeine Art zentraler Autorität. Sie wurden nicht dazu gezwungen, diese goldgedeckte Lösung zu akzeptieren oder zu nutzen und haben auch nie jemand anderen dazu gezwungen, dies zu tun. Was diese Lösungen selbst angeht, so gibt es immer mehr von ihnen, und sie werden immer besser, weil sie versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen.

Dieser aufblühende Bereich ist tatsächlich eine perfekte, praktische Manifestation des Axioms von Bastiat, dass "Wettbewerb lediglich das Ausbleiben von Unterdrückung" ist.

Der dezentralisierte Aspekt dieses grundlegenden Wandels ist ebenfalls bemerkenswert und kann eine Reihe von Lektionen und Lösungen für andere Probleme liefern, denen wir ebenfalls als Individuen und Gesellschaften gegenüberstehen. Reale, praktische und umsetzbare Antworten stammen nie von einem einzigen "Experten", Herrscher oder speziellen "Komitee".

Akademiker und Theoretiker können sich auf ihrem hohen Ross glauben, was sie möchten, und der "unwissenden Öffentlichkeit" nach Herzenslust Führung geben, doch bisher haben sie uns keine einzige nützliche, praktische Lösung für etwas präsentiert, das uns belastet. Das ist und war schon immer die Aufgabe des Individuums, das tatsächlich und direkt von der Problematik betroffen ist und derjenigen, die sich freiwillig dazu entschließen, mit ihm oder ihr zusammenzuarbeiten.

Das ist es, was wir nun in Echtzeit beobachten können. Koordination findet offensichtlich statt, doch nur auf der niedrigsten Ebene und im geringsten Ausmaß. Es gibt keine Regierungspläne oder -subventionen hinter all diesen Bemühungen und hinter der Verwaltung dieser Initiativen steckt sicherlich keinerlei Zwang. Diese Tatsache stellt nicht nur sicher, dass menschliche Werte respektiert werden, sondern bringt auch einige äußerst praktische Vorteile mit sich.

Zum einen macht die fehlende zentrale Autorität jedes Projekt oder jede Bewegung deutlich robuster, nachhaltiger und geschützter vor äußeren Bedrohungen. Das ist das Hauptargument für alle dezentralisierten Strukturen und dies zeigte sich in allen möglichen Kontexten und historischen Zeiten ganz deutlich. Von militärischen Beispielen bis hin zur modernen Kryptorevolution ist dieses Element der Resilienz und Widerstandsfähigkeit einfach unbestreitbar. Die Möglichkeit von "Systemfehlern" und Top-Down-Dominoeffekte wird ausgeschlossen und ein Fehler in einem Teil des Netzwerks oder des Systems wirkt sich nicht auf das große Ganze aus.

Obwohl ich die Widerstandsfähigkeit als Vorteil wertschätze, ist für mich der wichtigste Aspekt dieser dezentralisierten Systeme jedoch die Art und Weise, wie sie Innovation vorantreiben und unterschiedliche Meinungen, Visionen, Werte und Prioritäten zulassen. In unserem Beispiel der goldgedeckten Währung können wir das klar beobachten. Der Wettbewerb begünstigt den Fortschritt der verschiedenen Anwendungen und Lösungen, doch diese Freiheit bringt auch verschiedene Weltansichten zum Vorschein.

Beispielsweise priorisieren einige Nutzer vielleicht die Anwenderfreundlichkeit und nahtlose Transaktionen, während andere der Technologie vollkommen aus dem Weg gehen und physische Formate bevorzugen, seien es nun physische Goldbarren und Münzen oder gold-durchzogene Papiernoten.

Doch das können wir auch in ganz anderen Strukturen beobachten. Beispielsweise in politischen System wie hier in der Schweiz. Hier ist die Dezentralisierung in unserer Lebensweise eingebettet. Ohne eine starke und im Grunde unbeschränkte Zentralregierung, wie die unserer Nachbarn, können wir uns selbst direkt regieren. Durch das Prinzip der Subsidiarität und unsere konstitutionell vorgeschriebenen und geschützten direkten Volksentscheide behalten wir nicht nur eine Menge unserer individuellen Freiheiten, sondern haben zudem auch mehr Entscheidungsmöglichkeiten.

Das ist die Magie der Dezentralisierung, zumindest wie ich sie sehe. Sie vereinfacht und erhält echten Pluralismus. Die Menschen eines Kantons oder einer Gemeinde können deutlich abweichende Ansichten, soziopolitische Prioritäten und Visionen für ihre Zukunft haben als die des nächsten Kantons oder der nächsten Gemeinde. Sie haben unterschiedliche Durchsetzungssysteme, Umverteilungspolitiken, Vorschriften und rechtliche Auflagen.

Und wem diese nicht gefallen, der kann einfach in eine Gemeinde umziehen, die besser zu ihm passt. Das ist eine sehr gute praktische Anwendung des Gedankens "leben und leben lassen", jedoch auch des freien Wettbewerbs von Ideen und dem Konzept "möge die beste Idee gewinnen".

Diese Prinzipien können wir auf viel mehr als nur den privaten Sektor, Unternehmen und neue finanzielle Anwendungsbereiche anwenden. Wir können sie auch dazu nutzen, uns gesellschaftlich zu leiten, ebenso wie politisch. Der Gedanke, dass die Mehrheit immer richtig liegt, war von Anfang an unmenschlich, unfair und einfach statistisch falsch, wie viele von uns, die sich mit der Geschichte auskennen, schon lange verstanden haben.

Doch besonders nach den letzten zwei Jahren wurde die Falschheit dieser Annahme auch dem durchschnittlichen Bürger klar vor Augen geführt. Wir haben nun die seltene und wertvolle Gelegenheit, dies zu überdenken, unsere vorgefassten Ansichten zu überdenken und all das zu hinterfragen, was uns intellektuell durch unser öffentliches Bildungssystem sowie die Mainstream-Medien aufgezwungen wurde.

Lassen Sie uns diesmal einen anderen Kurs ausprobieren. Einigen wir uns darauf, dass wir nicht mit unseren Mitbürgern einig sind, die vielleicht eine andere Sichtweise auf das Leben und die Welt haben. Respektieren wir das unverzichtbare Recht eines jeden, zu entscheiden, was das Beste für ihn selbst und die eigene Familie ist und wenn diese Entscheidungen weit genug voneinander abweichen, dann gehen wir getrennte Wege. Schlagen wir alle den Pfad ein, den wir für richtig befinden, und sehen am Ende, wem es besser erging und lernen von ihm.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch


Der erste Teil des Artikels wurde am 03.05.2022 auf claudiograss.ch und der zerite Teil am 04.05.2022 auf claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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