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Gold: Kommt bald eine größere Korrektur?

27.09.2007  |  Marc Nitzsche
Als "Gold-Bulle" brauchte man in diesem Jahr recht viel Geduld: In den fünf Monaten von April bis August schwankte das „gelbe Metall eher lustlos innerhalb einer vergleichsweise engen Trading-Range zwischen 635 und 690 US-Dollar. Viele dachten damals schon, dass Gold "fertig habe". Doch diese Annahme entpuppte sich als Trugschluss. Seit Anfang September glänzt das "Metall der Könige" wieder mit satten Kurszuwächsen. Und das "Ende der Fahnenstange" dürfte längst noch nicht erreicht sein.


Minen-Produktion weiter rückläufig

Schließlich kann man die Angebotssituation als durchaus angespannt bezeichnen. Die weltweite Minen-Produktion stagnierte in den vergangenen Jahren trotz der kontinuierlich steigenden Goldpreise. Bei genauer Betrachtung war sie sogar leicht rückläufig. Der Rückgang des globalen Outputs basiert in erster Linie auf einer Verringerung der Abbau-Kapazitäten in den beiden Haupterzeuger-Staaten Südafrika und den USA. Die dortigen Minen-Gesellschaften müssen nunmehr der 20jährigen Gold-Baisse zwischen 1981 und 2001 Tribut zollen. Um in dieser Zeit wenigstens halbwegs profitabel arbeiten zu können, wurden die meisten kostengünstig abbaubaren Vorkommen nahezu vollständig ausgebeutet. Die heute noch vorhandenen Reserven lagern sehr viel tiefer im Boden und können nur mit einem erheblich höheren finanziellen Aufwand gewonnen werden. Viele Vorkommen lassen sich erst ab einem Goldpreis jenseits der 1.000 US-Dollar je Feinunze rentabel abbauen. Dieses Problem ist kein vorübergehendes sondern wird den Markt dauerhaft begleiten. Die Ausweitung der Förder-Kapazitäten in anderen Ländern kann das Minus in den USA und Südafrika nicht vollständig kompensieren. Insofern muss zumindest für die kommenden Jahre mit einer bestenfalls stagnierenden Minen-Produktion gerechnet werden.


Problemfall Südafrika

Speziell im Fall Südafrikas kommt noch ein weiterer Punkt hinzu - die Stärke der inländischen Währung. Der südafrikanische Rand wertete in den letzten Jahren gegenüber dem US-Dollar relativ deutlich auf. Das bringt viele Produzenten in die wirtschaftliche Bredouille, weil ihre Kosten in Rand die Erlöse hingegen in US-Dollar anfallen. Ob die Stärke des Rands weiterhin anhält, lässt sich schwer sagen. Zur Stunde jedenfalls kann man von einer wirklichen Trendwende noch nichts erkennen. Und angesichts der eklatanten Schwäche des US-Dollars gegenüber anderen Leitwährungen sind Zweifel an einem solchen Szenario durchaus angebracht.


Weniger Zentralbank-Verkäufe

Auch die Verkäufe der Zentralbanken, die in der Vergangenheit immer wieder große Bestände auf den Markt geworfen haben, sollten nachlassen. Länder wie Russland, China, Südafrika und Argentinien haben aktuell sogar auf die Käuferseite gewechselt. Der von dieser Seite früher ausgehende Angebotsdruck auf den Markt wird sich daher weiter verringern.


Steigende Schmuck-Nachfrage speziell in Asien

Der wohl auch weiterhin nicht allzu üppigen Minen-Produktion wird eine anhaltend hohe Nachfrage gegenüberstehen. Insbesondere der Bedarf der Schmuck-Industrie, die nach wie vor über 80 Prozent des weltweiten Angebots abnimmt, ist ungebrochen. Der kontinuierlich steigende Lebensstandard gerade in Ländern wie Indien oder zahlreichen arabischen Staaten, denen das "gelbe Metall" traditionell einen außerordentlich hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat, wird den Bedarf zusätzlich "anheizen". Wie stark dieser Einfluss ist, konnte man in den letzten Wochen gut erkennen. Im Vorfeld der demnächst anstehenden Hochzeits-Saison in Asien, zog die Gold-Nachfrage urplötzlich sprunghaft an und war somit für einen Großteil der gesehenen Kurs-Zuwächse verantwortlich. Man muss wohl kein Prophet sein, um für die kommenden Jahre eine tendenzielle Fortsetzung dieses Trends vorherzusagen.


Als Anlage-Instrument wieder beliebter

Großer Beliebtheit erfreut Gold sich mittlerweile auch wieder bei institutionellen Anlegern. So verzeichnete der britische Finanzdienstleister ETF Securitues Ltd. In den letzten sieben Wochen einen Anstieg der verwalteten Gold-Vermögenswerte von sagen und schreibe 200 Prozent. Angesichts der nicht enden wollenden Abwertung des US-Dollars und der unübersehbaren Finanzkrise "flüchten" immer mehr Anleger in Gold als vermeintlich "sichern Hafen". Um den betroffenen Banken die Refinanzierung zu erleichtern und gleichzeitig der sich abzeichnen konjunkturellen Abkühlung in den Vereinigten Staaten entgegenzuwirken, wird die Notenbank mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Zinsschraube weiter nach unten drehen. Für den „Greenback“ dürften damit schwere Zeiten anstehen, für Gold jedoch umso bessere!


Korrekturgefahr trotz „bullischen“ Gesamtumfelds

Auch wenn die Finanzprobleme derzeit vielleicht etwas arg hochgespielt werden, sollte man die Sache auf keinen Fall auf die "leichte Schulter" nehmen. Das volkswirtschaftliche Umfeld wird jedenfalls genau die die Angebot-Nachfrage-Situation für Gold vorerst „bullisch“ bleiben. Kurzfristig sind kleinere Rücksetzer nach den starken Kursanstiegen zwar durchaus vorstellbar. Dann aber dürfte das "gelbe Metall" seinen Weg in Richtung 800 US-Dollar unbeirrt fortsetzen.


Technisch deutet sich Abwärtsbewegung an

Charttechnisch sieht es auf den ersten Blick so aus, als wäre alles im "grünen Bereich": Der längerfristige Aufwärtstrend ist vollständig intakt und Gold konnte sogar sein Hoch aus Mai 2006 überwinden. Ob letzteres sich aber als nachhaltig herausstellt, bleibt abzuwarten. Aktuell hat sich das "gelbe Metall" der Marke von 730 US-Dollar bereits wieder gefährlich angenähert. Insofern ist es gut möglich, dass sich der Ausbruchversuch als klassische "Bullenfalle" entpuppt.

Hierfür spricht auch die erkennbar überkaufte Situation. Zur Stunde notiert das „Metall der Könige“ im Bereich seines oberen Bollinger Bandes. Abgesehen davon könnte der MACD in Kürze ein Verkaufssignal generieren. Ähnlich sieht es beim Williams aus. Dieser befindet sich derzeit auf einem guten Weg, das Niveau von -20 zu unterschreiten, was ein klares Argument für die "Bären" wäre.


Was ist zu tun?

Alles in allem gibt es damit auch gewichtige technische Argumente, die eher für eine demnächst erfolgende Korrektur als für einen Durchmarsch in Richtung 800 US-Dollar sprechen. Kurzzeitig orientierte Trader mit einer gehörigen Portion Risikobereitschaft können somit den Aufbau von Short-Positionen bei einem erkennbaren Unterschreiten der Marke von 730 US-Dollar in Betracht ziehen. Wer es "gemütlicher" angehen möchte, macht gegenwärtig am besten gar nichts und wartet auf die sehr wahrscheinlich kommende Korrektur, um in einem Bereich zwischen 690 und 670 US-Dollar mittelfristige Long-Positionen aufzubauen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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