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Gibt es noch weitere Kräfte, die auf den Gold- & Silbermarkt einwirken?

28.09.2007  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Das Ganze erinnert sehr an die Analyse eines Heizöltanks, wenn der Ölfluss trotz vorhandenen Restbestands aufhört, weil der Bodensatz nur noch eingeschränkt verwen-det werden kann. Es ist zwar noch Öl im Tank, aber man müsste es von den Füll- und Sinkstoffen befreien, um es nutzen zu können. Im Gegenteil zum Öltank kann man den Goldbestand jedoch nicht messen, weil keine große Notenbank seit mehr als 30 Jahren eine reale Inventur vorgenommen hat.

Jetzt wird sich - vorausgesetzt, die Unsicherheit der Finanzmärkte bleibt bestehen (ich zweifele nicht daran), die Inflation feiert einen fröhlichen Einstand (wer zweifelt nach der jüngsten FED-Entscheidung und der "Produktion von Milliarden Euros und US-Dollars zur Rettung der insolventen Finanzinstitute noch daran) und die Investitionen in Edelmetalle zur Absicherung gegen alle diese Gefahren werden nicht untersagt - zeigen, ob die Notenbanken noch genug (Gold-)Munition haben, um die gestiegene Nachfrage der Investoren, nicht der Schmuckindustrie, denn diese ist preissensitiv und hält sich derzeit noch zurück, bedienen zu können.

Für mich zeigt der Staudamm der Notenbank-Interventionen schon bedenkliche Risse.

Zum Schluss noch zwei Kommentare zum Goldmarkt und zur Globalisierung, die erwähnenswert sind. Nur schade, dass sie nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Einer kommt von dem bekannten kanadischen Edelmetall-Beratungsunternehmen SPROTT (und John Embry). Sprott versandte kürzlich eine Mail mit folgendem Inhalt "Wichtige Analyse." mit nur zwei Worten "Buy Gold = kaufe Gold!"

Mein langjähriger Geschäftsfreund Michael Ott (ich beziehe seinen Börsenkommentar AKTIENTREND schon mehr als 25 Jahre) kreierte eine neue Definition für seine Ansicht zur Globalisierung wie folgt: "Globalisierung ist SOS (Schiff ohne Schotten)". Gratulation, Herr Ott. Wir alle werden wissen, was dieses Bonmot und seine zynische Erläuterung bedeuten wird, wenn es soweit ist.

Erwarten Sie in spätestens sechs Monaten das Schreckgespenst Inflation oder Stagflation, die hässliche Schwester der Inflation oder - um den Bürgern weiterhin den klaren Blick auf die Fakten vorzuenthalten - neue Regeln zur Ermittlung des Lebenshaltungskosten-Index in den USA und bei uns. Schon heute wird der Core-Index (also der Kernindex in den USA) ohne Lebensmittel und ohne Energie ermittelt. Hat schon einmal jemand darüber nachgedacht, dass ich auf ein neues Auto, eine neue Hose oder einen neuen Kühlschrank, nie aber auf Lebensmittel, Wasser und Energie verzichten kann? Spöttische persönliche Anmerkung: Vielleicht wird der CPI (US-Lebenshaltungskosten-Index) künftig auf der Basis der Preisentwicklung für Hundefutter ermittelt, das bietet sich für die Inflationsstatistik nahezu an, denn Hundefutter ist schon seit Jahren recht preisstabil…

Die "neue" Liquidität, die die Notenbanken für die Rettung der Finanzinstitutionen ohne Leistung geschaffen haben und die Überzeugung, dass die Notenbanken dies auch künftig zur Rettung der Finanzspekulationen tun wird, gibt uns die Garantie, dass es richtig sein wird, auf das Erscheinen zweistelliger Inflationsraten zu setzen (oder wie bei der Geldmengenstatistik M3 in den USA, mit einer vernünftig anmutenden Erklärung dann auf die Veröffentlichung solcher Zahlen künftig einfach zu verzichten, um die Bürger durch harte Fakten und zahlen nicht noch weiter zu verunsichern).

Bitte seien Sie wachsam und denken Sie an den Ratschlag des Beratungsunternehmens Sprott…


© Dr. Dietmar Siebholz



Nachtrag I: Über eine Anregung eines meiner Leser, eines Commodity-Spezialisten bei einem großen deutschen Bankinstitut möchte ich abschließend berichten. Dieser Kollege sprach mich auf die US-Flow-of-Funds-Statistik an, die ich monatlich verfolge, um die kurz- und mittelfristigen Kapitalflüsse in die und aus den USA zu verfolgen. Denn ich meine, hier kann man sehr frühzeitig Spannungen nämlich bei einer eventuellen Unterversorgung der dringend in den USA benötigten Liquidität erkennen.

Der Kollege weist darauf hin, dass ein Tausch von US-Dollars in Gold - also im Prinzip ein der Dollarstabilität schädlicher Asset-Tausch -sich positiv in den Flow-of-Funds-Daten niederschlagen könnte; wenn z.B. große Privatanleger oder Regierungsinstitutionen ihre Dollarbestände in Gold- (oder Silber-) ETF´s tauschen würden.

In der monatlichen Flow-of-Funds-Statistik würden diese Tauschaktionen sogar positive Spuren hinterlassen, obwohl der Tausch von US-Papier-Dollars in Gold sicherlich kein so positives Licht auf den Dollar werfen würde. Die Anschaffungen von ETF´s fließen in dieser Statistik nämlich als Aktienkäufe von Ausländern ein (Positionen 08 und 13 der Statistik). Gekauft werden jedoch keine Aktien, sondern Gold in Form von Aktien. Nach diesem so wertvollen Hinweis prüfte ich die monatlichen Statistiken noch detaillierter und siehe da: In den letzten Monaten haben sich die offiziellen Salden von Aktienkäufen und -Verkäufen von ausländischen Institutionen von MINUS 0,7 Mrd. US$ im April 2007 auf PLUS 1,7 Mrd. $ im Juni 2007 erhöht. Könnte das nur ein Zufall sein?


Nachtrag II: Die Turbulenzen im Euro-Raum sind noch lange nicht vorbei. Meine GATA-Kollegen senden mir gerade einen Bericht, nach dem die EZB gestern anders als erwartet, nicht nur 157 € Mrd. an zusätzlicher Liquidität bereitstellen mussten, sondern das Angebot an kurzfristigen Mitteln auf über 350 € Mrd. erhöhen mussten. Nachdem uns die Amis ihren "Finanzschrott" begleitet von unrealistischen Bewertungen durch die US-Institutionen Moody´s und Standard & Poor verkauft haben, dürfen wir jetzt ihre Probleme voll auskosten. God bless America…



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