Kriegszyklen verlaufen ausnahmslos inflationär - Je extremer der Krieg, desto extremer die Verschuldung und somit die Rohstoff- & Konsumentenpreisanstiege!
01.06.2022 | Dr. Uwe Bergold
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Wir wiesen in den vergangenen sechs Jahren wiederholt auf die langfristige Bodenbildung im Rohstoffsektor von 2016 (Zyklisches Tief der Metalle) bis 2020 (Zyklisches Tief von Öl und Gas) hin (siehe hierzu: 2016 beginnt mit einem zyklischen Trendwendesignal im Rohstoffsektor). Zu Beginn dieses Jahres kam es dann (Ukraine-Krieg als Auslöser), im Rahmen der relativen Betrachtung gegenüber dem Weltaktienindex, zum prozyklischen Ausbruch der Rohstoffpreise nach oben (siehe hierzu grünes Rechteck im unteren Teil von Abbildung 2). Auch wenn der Reuters Rohstoff-Index, so wie Gold, nominal (in USD) ein neues Allzeithoch generierten (siehe hierzu oberen Teil von Abbildung 2), so sieht man bei der relativen Betrachtung gegenüber dem Weltaktien-Index unten, dass die strategische Rohstoff-Hausse (und somit die "Konsumentenpreisexplosion") doch erst begonnen hat! Sollte sich das Rohstoff-Weltaktien-Ratio so entwickeln wie bei der letzten säkularen Rohstoff-Hausse in den 1970er Jahren, so ergäbe sich aktuell daraus potenziell ein relativer Kaufkrafthebel der Rohstoffpreise gegenüber dem Weltaktien-Index vom Faktor 10 (!), und dies noch in diesem Jahrzehnt.
Bei Gold, welches ebenfalls einen Bestandteil des Rohstoff-Index darstellt, kommen wir auf den gleichen Kaufkraftzuwachsfaktor. Dies bedeutet de facto, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit der Weltaktien-Index sowohl gegenüber den allgemeinen Rohstoffpreisen als auch gegenüber Gold nochmals "real" 90 (!) Prozent an Kaufkraft in diesem Jahrzehnt einbüßen wird.
Big Smart Money fließt seit 2020 eindeutig von Standard- hin zu Rohstoffaktien
Abb. 3: Nasdaq Composite (oben) versus Nasdaq Composite - MSCI Rohstoffaktien - Ratio (unten) von 02/1999 bis 05/2022
Quelle: GR Asset Management, Dr. Uwe Bergold
Quelle: GR Asset Management, Dr. Uwe Bergold
Betrachtet man das Technologie (Nasdaq Composite) - Rohstoffaktien (MSCI Commodity Producers) - Ratio im unteren Teil der Abbildung 3, so visualisiert sich eindeutig eine Kapitalflussänderung im Jahr 2020 (ähnlich wie im Jahr 2000). Seit nunmehr zwei Jahren fließt eindeutig "Big Smart Money" vom Tech-(Standard-) in den Rohstoffaktiensektor. In dieser ersten "Stealth-Phase" eines neuen Bullenmarktes fließt professionelles "Big Money" erstmals in den Öl- und Gassektor (größte Börsenkapitalisierung und somit am liquidesten im Rohstoffaktiensegment) und in die jeweiligen großen Marktführer der restlichen Sektoren (Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Lithium, Seltene Erden und Uran).
Es sollte nicht mehr allzu lange dauern, bis das Kapital beginnt, ebenfalls in den Mid-Cap-Rohstoffaktienbereich zu fließen ("Public-Phase"). Ein sicheres Indiz hierfür wäre die Outperformance der Junior- (höheres Risiko und somit höhere Volatilität) gegenüber den Senior-Rohstoffproduzenten, was bis dato noch nicht der Fall ist.
Betrachtet man zum Beispiel das Junior-Senior-Goldproduzenten-Ratio in Abbildung 4, so erkennt man relativ schnell, die noch weiter anhaltende relative Schwäche, besonders aktuell in diesem Jahr (siehe hierzu blaue Linie in Abbildung 4). Die Junior-Goldminen liefen seit der zyklischen Bodenbildung in 2015 nur kurzfristig zweimal besser als die Senior-Goldaktien, im Jahr 2016 und 2020.
Abb. 4: Nasdaq Composite (oben) versus Nasdaq Composite - MSCI Rohstoffaktien - Ratio (unten) von 02/1999 bis 05/2022
Quelle: GR Asset Management, Dr. Uwe Bergold
Quelle: GR Asset Management, Dr. Uwe Bergold