Zurückschauen, um nach vorne zu blicken
05.10.2007 | Theodore Butler
Wie zu erwarten war, kam es zu heftigen Verschlechterungen in der Goldmarktstruktur an der COMEX. Der Preis trieb kräftig nach oben und schob die Netto-Short-Position der Commercials in die Nähe eines Rekords. Der jüngste Commitment of Traders Report (COT), nach Stand vom 25.09., zeigte, dass die Händler fast 33.000 Futures-Kontrakte zusätzlich leerverkauften. Sie erhöhten damit ihre gesamte Netto-Short-Position und erreichten so einen rekordverdächtigen Stand von 208.000 Kontrakten (20,8 Millionen oz).
Silber folgte den Verschlechterungen beim Gold. Die Techfonds verkauften und die Händler kauften 13.000 Kontrakte - mehr als ich erwartete. Auch wenn die Struktur des Silbermarktes eher neutral als bärisch ist, so bleiben - zusammen mit den extrem negativen COT-Angaben beim Gold - meine persönlichen Bedenken bezüglich eines von den Händlern heraufbeschworenen (manipulierten) Sell-Offs beim Gold bestehen - ein Sell-Off, der auch Silber mit sich ziehen wird.
Ich würde mich gerne für einen Augenblick der COT-Analyse zuwenden. Wie Stammleser wissen werden, habe ich die COTs nun seit Jahrzehnten verfolgt. Ich benutze sie immer zusammen mit den Fundamentaldaten für Angebot und Nachfrage. Die COTs dienen der kurzfristigen Analyse (Wochen bis Monate), während die Fundamentaldaten für Angebot und Nachfrage der langfristigen Analyse (Jahre) dienen. In diesem Sinne sollten sich die reinen Langzeitinvestoren beim Silber nicht zu viele Gedanken über den COT machen, nur dahingehend, wie und wann sie vernünftig ihre Anlagen ausbauen können. Die besten Erfolgschancen für den durchschnittlichen Investor liegen in der langfristigen Herangehensweise und nicht im kurzfristigen Handel.
Ich muss ganz offen sagen, ich glaube nicht, dass die COTs der letzten Jahre viel mit der Verdreifachung der Preise beim Silber (und Gold) zu tun hatten. Ich denke, dass der Preisanstieg durch längerfristige Faktoren angetrieben wurde, es dreht sich hierbei immer wieder um eine anhaltende Korrektur der heftigen, preislichen Unterbewertung (die wiederum in der langfristigen Silbermanipulation begründet liegt). Warum lege ich dann so viel Wert auf den kurzfristigen Indikator, wenn ich eigentlich eine langfristige Herangehensweise favorisiere? Hauptsächlich sehe ich darin eine Quelle für Erklärungsansätze und Weiterbildung. Für mich sind die COTs die logischste Erklärung für die kurzfristigen Preisbewegungen. Da sie einiges erklären, bilden sie auch weiter, sie helfen uns auch, auf die zukünftigen Ereignisse vorbereitet zu sein.
Es ist nun einmal so, dass man zuerst wissen muss, von wo man kommt, um zu erfahren, wohin es geht. Die Zukunft abzuschätzen ist immer eine schwierige Aufgabe, diese Aufgabe wird jedoch unmöglich lösbar, wenn man keine klare Perspektive der Vergangenheit und der Gegenwart hat. Man kann es auch so sagen: Wenn man die Vergangenheit und die Gegenwart nicht korrekt erklären kann, auf welcher Basis könnte man dann die Zukunft vorhersagen? Das erklärt auch meine Faszination für die COTs. Sie erklären fast jede 50 $-Bewegung beim Gold und fast jede 1 $-Bewegung beim Silber - auch wenn erklären hier nicht zwangsläufig vorhersagen heißt. Mit diesen Erklärungsansätzen, sind die COTs hilfreich beim besseren Verstehen und beim besseren Umgang mit der langfristigen Perspektive.
Gehen wir zurück zum großen Tiefstand des 16. Augusts, so zeigt sich, dass die COT-Marktstruktur jedem, der es hören wollte, gesagt hat, dass bestimmte Märkte wie Gold, Silber und der Euro strukturell höher steigen würden. Das heißt, die Commercials hielten eine relative kleine Netto-Short-Position und die Techfonds hielten eine relativ kleine Netto-Long-Position. Es ist kein Zufall, dass die Preise für Gold und Silber sich von diesem Punkt an stark erholten. Es ist auch richtig, dass die COTs kein präzises Timing-Werkzeug darstellen, jene Signale konnte man schon einige Wochen vor Erreichen des eigentlichen Preistiefs beobachten. Das liegt jedoch in der Natur der COTs begründet, sie zwingen einen, non-konformistisch zu sein und das schon recht früh.
Seit dem Preistiefständen vom 16.August, haben wir eine nachfolgende Erholung von 100 $ beim Gold und von 2,50 $ beim Silber erleben können. Es ist nur legitim, dass die Marktbeobachter und Investoren versuchen, die wesentlichen Gründe, die hinter den Markterholungen stecken zu entziffern. Es hat endlose Pressemitteilungen und Kommentare zur Erklärung der 100 $-Erholung beim Gold gegeben - einhergehend mit Erklärungen zur Dollarschwäche, zur Inflation und zu Schieflagen in Hinblick auf das Finanzsystem. Ich glaube nicht, dass dies die Gründe sind, warum Gold wieder derart angestiegen ist. Wenn es so wäre, dass sich viele Leute gerade aufgrund dieser Faktoren zum Kauf von Gold entscheiden hätten, dann könnte ich auch diesen Erklärungen zustimmen. Ich sehe jedoch keinen triftigen Grund dafür.
Wenn ich mir diese objektiven Datenquellen anschaue, die die umfassenden und weitverbreiteten Goldkäufe eigentlich wiederspiegeln würden und müssten, so kann ich dort nur wenig Handfestes für solche Käufe finden. Die US-Mint führt genau Buch über die Verkaufszahlen ihrer US-Eagle-Gold- und Silbermünzen: http://www.usmint.gov/mint_programs/american_eagles/index.cfm?flash=yes&action=sales&year=2007. Wenn viele Menschen, die sich ausreichend Sorgen um gewichtige Dinge machen, Gold kaufen, dann wäre es nur einleuchtet, dass sich diese Käufe auch in den Verkaufszahlen widerspiegeln würden. Bis Ende September waren die Verkäufe für Goldmünzen, seit Jahresbeginn an gerechnet, relativ lustlos und wenn der Trend der letzten neun Monate weiter anhält, werden die Verkaufszahlen für Goldmünzen zu den niedrigsten seit Beginn des 22 Jahre-Programms zählen. Die Verkaufszahlen für Silbermünzen, die im Allgemeinen auch nicht gerade als aufregend gelten, sind im Vergleich zum Goldmünzenverkauf noch nie so gut verkauft worden.
Ich meine damit nur, dass es mir nicht möglich gewesen ist, irgendwelche Angaben zu finden, die auf eine weitverbreitete, übergreifende Ankaufswelle beim Gold hindeuten würden. Diese wäre jedoch notwendig, um die angeführten Gründe für die Markterholung beim Gold zu untermauern. Anstatt dessen kommen die einzigen eindeutigen Hinweise, die ich finden konnte, aus den COTs, den Gold-ETFs und den Rückkäufen der Bergbaugesellschaften, die ihre Hedge-Books schließen. Die Angaben zeigen, dass die COMEX-Käufe, die technisch oder durch das Momentum motiviert waren, den größten Einfluss insgesamt gehabt haben. Hierbei waren die gesamten technischen Käufe bei den COMEX-Gold-Futures um ein sechsfaches größer als die ETF-Käufe, zusammen mit jenen Käufen, die der Schließung der Hedge-Books dienten.
Mehr noch, als es zu den höchsten Commercial-Netto-Verkäufen bei den COMEX-Gold-Futures kam, wurden genau zur selben Zeit beachtliche Rückkäufe seitens der Bergbaugesellschaften zur Schließung der Hedge-Books getätigt. Die Vorstellung, dass die Commercials sich legitim absichern würden ist absurd. Sagen wir, wie es ist: Die Händler haben leerverkauft, um den Techfonds einen Markt zu bieten - mit der Absicht, den Markt nach unten zu ziehen und somit die Techfonds zum Verkauf und zur Liquidation zu zwingen. Es waren durch und durch spekulative Verkäufe seitens der Händler, so wie es sich auch auf der Seite der Techfonds um durch und durch spekulative Verkäufe gehandelt hat.
Klammern wir jetzt für einen Moment die Bedenken bezüglich der Manipulation aus, dann hatten die Käufe und Verkäufe bei den COMEX-Kontrakten für Gold und Silber nichts mit den langfristigen Leistungen beider Metalle zu tun. Daher wäre es falsch, die entstandenen Preisbewegungen bei Gold und Silber in irgendeinem legitimen Zusammenhang mit den Fundamentaldaten zu sehen. Die Erholung des Goldpreises um 100 $ hatte fast ausschließlich mit den großen Händlern zu tun, die einen schnellen Dollar mit Hilfe eines rein technischen Schachzugs machen wollten. Was nun daraus wird, wird sich erst zeigen. Sie würden sich jedoch täuschen, wenn sie glaubten, dass irgendetwas anderes hinter dieser Bewegung steckte als die COTs.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 02.10.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.
Silber folgte den Verschlechterungen beim Gold. Die Techfonds verkauften und die Händler kauften 13.000 Kontrakte - mehr als ich erwartete. Auch wenn die Struktur des Silbermarktes eher neutral als bärisch ist, so bleiben - zusammen mit den extrem negativen COT-Angaben beim Gold - meine persönlichen Bedenken bezüglich eines von den Händlern heraufbeschworenen (manipulierten) Sell-Offs beim Gold bestehen - ein Sell-Off, der auch Silber mit sich ziehen wird.
Ich würde mich gerne für einen Augenblick der COT-Analyse zuwenden. Wie Stammleser wissen werden, habe ich die COTs nun seit Jahrzehnten verfolgt. Ich benutze sie immer zusammen mit den Fundamentaldaten für Angebot und Nachfrage. Die COTs dienen der kurzfristigen Analyse (Wochen bis Monate), während die Fundamentaldaten für Angebot und Nachfrage der langfristigen Analyse (Jahre) dienen. In diesem Sinne sollten sich die reinen Langzeitinvestoren beim Silber nicht zu viele Gedanken über den COT machen, nur dahingehend, wie und wann sie vernünftig ihre Anlagen ausbauen können. Die besten Erfolgschancen für den durchschnittlichen Investor liegen in der langfristigen Herangehensweise und nicht im kurzfristigen Handel.
Ich muss ganz offen sagen, ich glaube nicht, dass die COTs der letzten Jahre viel mit der Verdreifachung der Preise beim Silber (und Gold) zu tun hatten. Ich denke, dass der Preisanstieg durch längerfristige Faktoren angetrieben wurde, es dreht sich hierbei immer wieder um eine anhaltende Korrektur der heftigen, preislichen Unterbewertung (die wiederum in der langfristigen Silbermanipulation begründet liegt). Warum lege ich dann so viel Wert auf den kurzfristigen Indikator, wenn ich eigentlich eine langfristige Herangehensweise favorisiere? Hauptsächlich sehe ich darin eine Quelle für Erklärungsansätze und Weiterbildung. Für mich sind die COTs die logischste Erklärung für die kurzfristigen Preisbewegungen. Da sie einiges erklären, bilden sie auch weiter, sie helfen uns auch, auf die zukünftigen Ereignisse vorbereitet zu sein.
Es ist nun einmal so, dass man zuerst wissen muss, von wo man kommt, um zu erfahren, wohin es geht. Die Zukunft abzuschätzen ist immer eine schwierige Aufgabe, diese Aufgabe wird jedoch unmöglich lösbar, wenn man keine klare Perspektive der Vergangenheit und der Gegenwart hat. Man kann es auch so sagen: Wenn man die Vergangenheit und die Gegenwart nicht korrekt erklären kann, auf welcher Basis könnte man dann die Zukunft vorhersagen? Das erklärt auch meine Faszination für die COTs. Sie erklären fast jede 50 $-Bewegung beim Gold und fast jede 1 $-Bewegung beim Silber - auch wenn erklären hier nicht zwangsläufig vorhersagen heißt. Mit diesen Erklärungsansätzen, sind die COTs hilfreich beim besseren Verstehen und beim besseren Umgang mit der langfristigen Perspektive.
Gehen wir zurück zum großen Tiefstand des 16. Augusts, so zeigt sich, dass die COT-Marktstruktur jedem, der es hören wollte, gesagt hat, dass bestimmte Märkte wie Gold, Silber und der Euro strukturell höher steigen würden. Das heißt, die Commercials hielten eine relative kleine Netto-Short-Position und die Techfonds hielten eine relativ kleine Netto-Long-Position. Es ist kein Zufall, dass die Preise für Gold und Silber sich von diesem Punkt an stark erholten. Es ist auch richtig, dass die COTs kein präzises Timing-Werkzeug darstellen, jene Signale konnte man schon einige Wochen vor Erreichen des eigentlichen Preistiefs beobachten. Das liegt jedoch in der Natur der COTs begründet, sie zwingen einen, non-konformistisch zu sein und das schon recht früh.
Seit dem Preistiefständen vom 16.August, haben wir eine nachfolgende Erholung von 100 $ beim Gold und von 2,50 $ beim Silber erleben können. Es ist nur legitim, dass die Marktbeobachter und Investoren versuchen, die wesentlichen Gründe, die hinter den Markterholungen stecken zu entziffern. Es hat endlose Pressemitteilungen und Kommentare zur Erklärung der 100 $-Erholung beim Gold gegeben - einhergehend mit Erklärungen zur Dollarschwäche, zur Inflation und zu Schieflagen in Hinblick auf das Finanzsystem. Ich glaube nicht, dass dies die Gründe sind, warum Gold wieder derart angestiegen ist. Wenn es so wäre, dass sich viele Leute gerade aufgrund dieser Faktoren zum Kauf von Gold entscheiden hätten, dann könnte ich auch diesen Erklärungen zustimmen. Ich sehe jedoch keinen triftigen Grund dafür.
Wenn ich mir diese objektiven Datenquellen anschaue, die die umfassenden und weitverbreiteten Goldkäufe eigentlich wiederspiegeln würden und müssten, so kann ich dort nur wenig Handfestes für solche Käufe finden. Die US-Mint führt genau Buch über die Verkaufszahlen ihrer US-Eagle-Gold- und Silbermünzen: http://www.usmint.gov/mint_programs/american_eagles/index.cfm?flash=yes&action=sales&year=2007. Wenn viele Menschen, die sich ausreichend Sorgen um gewichtige Dinge machen, Gold kaufen, dann wäre es nur einleuchtet, dass sich diese Käufe auch in den Verkaufszahlen widerspiegeln würden. Bis Ende September waren die Verkäufe für Goldmünzen, seit Jahresbeginn an gerechnet, relativ lustlos und wenn der Trend der letzten neun Monate weiter anhält, werden die Verkaufszahlen für Goldmünzen zu den niedrigsten seit Beginn des 22 Jahre-Programms zählen. Die Verkaufszahlen für Silbermünzen, die im Allgemeinen auch nicht gerade als aufregend gelten, sind im Vergleich zum Goldmünzenverkauf noch nie so gut verkauft worden.
Ich meine damit nur, dass es mir nicht möglich gewesen ist, irgendwelche Angaben zu finden, die auf eine weitverbreitete, übergreifende Ankaufswelle beim Gold hindeuten würden. Diese wäre jedoch notwendig, um die angeführten Gründe für die Markterholung beim Gold zu untermauern. Anstatt dessen kommen die einzigen eindeutigen Hinweise, die ich finden konnte, aus den COTs, den Gold-ETFs und den Rückkäufen der Bergbaugesellschaften, die ihre Hedge-Books schließen. Die Angaben zeigen, dass die COMEX-Käufe, die technisch oder durch das Momentum motiviert waren, den größten Einfluss insgesamt gehabt haben. Hierbei waren die gesamten technischen Käufe bei den COMEX-Gold-Futures um ein sechsfaches größer als die ETF-Käufe, zusammen mit jenen Käufen, die der Schließung der Hedge-Books dienten.
Mehr noch, als es zu den höchsten Commercial-Netto-Verkäufen bei den COMEX-Gold-Futures kam, wurden genau zur selben Zeit beachtliche Rückkäufe seitens der Bergbaugesellschaften zur Schließung der Hedge-Books getätigt. Die Vorstellung, dass die Commercials sich legitim absichern würden ist absurd. Sagen wir, wie es ist: Die Händler haben leerverkauft, um den Techfonds einen Markt zu bieten - mit der Absicht, den Markt nach unten zu ziehen und somit die Techfonds zum Verkauf und zur Liquidation zu zwingen. Es waren durch und durch spekulative Verkäufe seitens der Händler, so wie es sich auch auf der Seite der Techfonds um durch und durch spekulative Verkäufe gehandelt hat.
Klammern wir jetzt für einen Moment die Bedenken bezüglich der Manipulation aus, dann hatten die Käufe und Verkäufe bei den COMEX-Kontrakten für Gold und Silber nichts mit den langfristigen Leistungen beider Metalle zu tun. Daher wäre es falsch, die entstandenen Preisbewegungen bei Gold und Silber in irgendeinem legitimen Zusammenhang mit den Fundamentaldaten zu sehen. Die Erholung des Goldpreises um 100 $ hatte fast ausschließlich mit den großen Händlern zu tun, die einen schnellen Dollar mit Hilfe eines rein technischen Schachzugs machen wollten. Was nun daraus wird, wird sich erst zeigen. Sie würden sich jedoch täuschen, wenn sie glaubten, dass irgendetwas anderes hinter dieser Bewegung steckte als die COTs.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 02.10.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.