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Update zum "Bargeldkrieg": Bessere Aussichten

07.09.2022  |  Claudio Grass
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Oberflächlich mag die zentrale Behauptung der Behörden, es bestehe ein reales und ernsthaftes Risiko, sich mit "dem tödlichen COVID-Virus" durch bloße Berührung einer Dollarnote zu infizieren, wie ein eher schwacher Schachzug erscheinen; wie einer, der wahrscheinlicher den gegenteiligen Effekt auf rational denkende Individuen haben würde. Es gab keinerlei wissenschaftliche Beweise für diese Behauptung, als sie erstmals ausgesprochen wurde, und selbst nach Monaten wurden keine Beweise präsentiert. Sicherlich würde kein vernünftiger Bürger diese Behauptung ernst nehmen, richtig?

Das Problem war, dass diese COVID-Krise klar aufzeigte, dass Verstand und Vernunft im Westen tatsächlich bedauerlich knapp sind. Wo die Angst vor all den Bargeld liebenden Dschihadisten und Dollarscheine sammelnden Kartellbossen versagte, hatte die "unsichtbare Bedrohung" Erfolg. Die Menschen fingen an, Papierscheine zu meiden, die meisten in einer "besser auf Nummer sicher gehen"-Manier, andere weil sie tatsächlich ernsthaft Angst hatten. Es gibt zahlreiche Berichte aus dieser Zeit über Menschen, die Papiernoten in die Mikrowelle legten und sie bleichten, eine Tatsache, die sowohl amüsant wie auch außerordentlich deprimierend ist.

Natürlich waren es nicht nur die vom Staat gesponserten Angstkampagnen, die zu dieser Abkehr vom Bargeld führten. Die Lockdowns und erzwungenen Geschäftsschließungen machten es in vielen Fällen praktisch unmöglich, Bargeld zu nutzen. Es ist also offensichtlich, dass dieser "Sieg" auch auf extremen Zwang zurückzuführen ist. Nichtsdestotrotz bleibt die Tatsache bestehen, dass eine große Menge von Verbrauchern ihr Verhalten erfolgreich geändert hat. Noch wichtiger ist, dass die Bargeldnutzung selbst nach Ende der Lockdowns nicht auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehrte.

Viele nutzten weiterhin digitale Zahlungsarten und hielten an den Gewohnheiten fest, die sie während des Höhepunkts der Pandemie entwickelt hatten. So voreilig und naiv wie immer beeilten sich die Zentralbanker ihren finalen Triumph zu feiern. Die "bargeldlose Gesellschaft", die sie sich seit Jahrzehnten vorgestellt hatten, war nun praktisch eine vollendete Tatsache.


Nicht so schnell

Eine Sache, die professionelle Panikmacher hätten kommen sehen müssen, ist die Tatsache, dass das Einzige, was noch furchteinflößender ist als die Gefahr, sich mit einem Virus anzustecken, das einen vielleicht krank macht, der Gedanke ist, definitiv nicht in der Lage zu sein, Miete oder Hypotheken zu zahlen und mit Sicherheit entweder zu hungern oder obdachlos zu werden. Und genau das ist es, was seit Beginn des Jahres passiert. Alle die Errungenschaften, die die Befürworter der "bargeldlosen Gesellschaft" während der COVID-Krise machten, werden recht schnell ins Gegenteil verkehrt.

Kürzliche Berichte haben gezeigt, dass die Veränderungen bei der Bargeldnutzung zu den vielen Auswirkungen gehören, die die Inflation auf das Konsumverhalten hatte. Da sich mehr und mehr Haushalte unter finanziellen Druck befinden und nicht in der Lage sind, die grundlegenden Ausgaben zu decken und sich fürchten, was als Nächstes folgen wird, wenn der Winter beginnt und die Energiepreise auf Rekordniveaus steigen, war die Rückkehr zur Bargeldverwendung eine der "instinktiven" Handlungen vieler Verbraucher.

Verschiedene Leute entschieden sich aus verschiedenen Gründen dazu, zum Bargeld zurückzukehren. Einer der am häufigsten genannten Gründe ist die Tatsache, dass man so einen besseren Überblick über seine Ausgaben behalten kann.

Für anspruchsvollere und vorausschauendere Bürger überwiegen andere Gründe. Für viele, die die wirtschaftliche und politische Richtung, in die wir uns alle bewegen, erkannt haben, wird es immer schwieriger, den Banken und Regierungen zu vertrauen. Es bräuchte nichts so Dramatisches oder Unvorstellbares wie einen Bankensturm (auch wenn die Bürger des Libanon die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses vielleicht anders einschätzen), damit die Menschen den Zugang zu ihrem Geld verlieren oder zumindest stark eingeschränkt werden.

Insbesondere unter den gegenwärtigen geopolitischen Bedingungen, der aktuellen Inflationskatastrophe, der Abwärtsspirale der meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften und einer anhaltenden Energiekrise kann man sich vorstellen, dass im Namen der "Solidarität" und des "Gemeinwohls" staatliche Maßnahmen mit ähnlichen Auswirkungen verhängt werden.

Ein gutes Beispiel für die Flucht der Öffentlichkeit zurück zum Bargeld ist das Vereinigte Königreich, eine der am stärksten von der Inflation betroffenen fortgeschrittenen Volkswirtschaften und eines der Länder, in denen der digitale Zahlungsverkehr am weitesten verbreitet war. Die Trendwende ist bereits unübersehbar, wie jüngste Berichte der Post zeigen, die an ihren Schaltern rekordhohe Bargeldabhebungen verzeichnet.

Wie Euronews berichtete: "Im vergangenen Monat hat die Organisation einen Rekord von 801 Millionen Pfund (951 Millionen Euro) an Bargeldabhebungen für Privatpersonen abgewickelt, ein Anstieg von fast 8% im Vergleich zum Vormonat und von über 20% im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden an den Postschaltern über 3,3 Milliarden Pfund (3,9 Milliarden Euro) an Bargeld ein- und ausgezahlt. Dies ist das erste Mal in der 360-jährigen Geschichte der Post, dass die Schwelle von 3,3 Milliarden Pfund in einem einzigen Monat überschritten wurde."

Wie jeder Edelmetallanleger weiß, ist es natürlich keine besonders kluge Anlagestrategie, seine Ersparnisse in Papierstücken zu halten, die außer blindem Vertrauen keinerlei Wert haben. In einer schweren Krise oder bei einem massenhaften Zusammenbruch des Vertrauens in die Regierung wäre der einzige Nutzen, den diese Dollar- und Euroscheine für ihre Besitzer hätten, die Wärme, die sie spenden könnten, wenn man sie verbrennt. Dennoch ist es wichtig, diesen Trend als einen Schritt in die richtige Richtung anzuerkennen und die Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass Vernunft und Verstand in unseren Gesellschaften vielleicht wieder alltäglicher werden.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch


Teil 1 dieses Artikels wurde am 30.08.2022 auf www.claudiograss.ch und Teil 2 am 01.09.2022 auf www.claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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