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Eine komische Finanzwelt

17.10.2007  |  Frank Meyer
Es ist schon erstaunlich, daß die Weltindizes auf ihren Allzeithochs herumturnen, obwohl die Wirtschaftsdaten von Monat zu Monat schlechter ausfallen. Selbst die meist daueroptimistischen Volkswirte nehmen nun schlückchenweise ihre Wachstumsprognosen für den Fall der Fälle zurück.

Um so erstaunlicher ist aber, daß die amerikanische Notenbank die Geldpumpe weiterlaufen läßt, obwohl die Finanzkrise doch von vielen längst abgehakt wird. Auch wenn es im Geldmarkt noch rumpelt und die EZB weiter mit Tendern um sich werfen muß - die Notenbanken machen das schon. Sie übernehmen zudem das, was früher unter den Banken problemlos funktionierte - das Verleihgeschäft.

Und wo ist eigentlich der "Gilftmüll" namens CDO, LBO, und MBS geblieben, der Banken vor wenigen Wochen noch in Richtung Felsenklippe getrieben hat? Die Zentralbanken können diese Anleihen zwar mit frisch aus dem "Nichts" erzeugten Geld aufkaufen. Das nennt man dann "monetisieren". Jedoch explodiert wegen der großen Mengen dabei die Geldmenge im System. Das führt zu weiteren Abverkäufen und sinkenden Währungen.

Die Flucht in das Gold ist schon heute im aktuellen Preis meßbar. Welche andere Wahl haben die Notenbanker auch? Taumelnde Banken à la Northern Rock waren Abschreckung genug. Nicht auszudenken, wenn eine Großbank geplatzt wäre. Auch wenn das Otto Normalverbraucher kaum versteht, die Auswirkungen wird er spüren.


Inflation ist die Kunst einen Geldschein zu halbieren, ohne ihn zu zerstören

Die Preise steigen, wie sie immer gestiegen sind, wenn vorhandenem Geld neues dazuzugeschüttet wurde. So war es im alten Rom (um 300), im Mittelalter, während der South Sea Bubble (1720), in Frankreich (1796) in Deutschland und Österreich (1923) in Russland (1992) oder auch heute, zu beobachten in Simbabwe.


Erst steigt die Geldmenge, dann schleichen ihr die Preise hinterher.

Den Vorgeschmack sehen wir gerade, wenn wir tanken, einkaufen oder die Stromrechnung bezahlen. Man merkt es nur langsam. Mit jeder Finanzhilfe sind die Türen noch offener für noch mehr Geld und noch mehr Spekulation. Statt zu sparen, zockt man weiter. Statt Fehlentwicklungen zu bereinigen, heizt man sie weiter an. Wer ins Schlingern gerät, wird aufgefangen und freigekauft. Die Banken scheinen die Notenbanken im Griff zu haben - und nicht umgekehrt. US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte wohl keine andere Wahl - er mußte die Zinsen senken und neues Geld verteilen. Insgeheim wird er sich bei Alan Greenspan "bedankt" haben. Der zumindest hat mit seiner laxen Notenbankpolitik die Suppe ja mit eingebrockt.


Wer kauft denn da?

Sind es tatsächlich die asiatischen Staatsfonds, die mit ihren hunderten Milliarden Dollar den Aktienmarkt antreiben? Zu Verdenken wäre es ihnen nicht. Ihr Pulver wird mit dem täglich schwächeren Dollar immer feuchter. Das Geld muß schließlich irgendwo hin, bevor man künftig vielleicht noch weniger dafür bekommt.

Man könnte die Zinssenkung mit Blick auf die Aktienmärkte aber auch als neue Einladung für noch wildere Spekulationen deuten. Asien funktioniert zur Zeit wie ein Schnellkochtopf, angeheizt durch das Höllenfeuer der Liquidität. Selbst Gewinnwarnungen oder andere Absurditäten werden mit einem Schulterzucken quittiert. Wäre da nicht der drohende Finger der steigenden Renditen am weltweit wesentlich größeren Rentenmarkt und der sich auftürmende Goldpreis. Beide mahnen vielleicht, daß die Finanzwelt d o c h einen Schnupfen hat bzw. sich in Bälde eine Lungenentzündung einstellen könnte - sei es durch Inflation, ausgelaugte Verbraucher oder eine andere platzende Blase, vielleicht die spanische Hausgrippe.

Die Charttechniker haben es da etwas einfacher: Sie sagen: Was steigt wird wahrscheinlich auch weiter steigen, statt zu fallen. Zudem fehlt noch die richtige finale Welle mit dem richtigen Getöse und einem DAX jenseits der 10.000-Punkte-Marke. Doch auch was fällt, wird wahrscheinlich weiter fallen statt zu steigen, seien es Dollar, Anleihen oder amerikanische Hauspreise.

An der Börse soll man die Welle reiten, bis sie abebbt. Bleibt zu hoffen, daß die Anleger auf der richtigen Welle surfen. Doch das wissen nur die Götter.

Und wahrscheinlich klopfen sie sich bei manchen Dingen, die hier in der irdischen Finanzwelt geschehen vor Lachen auf die Schenkel.


© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv

Herr Meyer ist auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse", die am 2.+3. November 2007 in der Event Arena im Olympiapark München stattfindet.



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