Der Dollar vor der Entscheidung
23.10.2007 | Jochen Steffens
Gestern schon haben sich die US-Börsen deutlich erholt. Dies ist nach einem 2,6% Einbruch zunächst einmal eine normale Reaktion. Über das Wochenende sehen die Anleger viele Dinge gelassener. Die für uns wichtige und auch entscheidende Frage ist: "War es das nun schon, oder handelt es sich nur um eine kleine Erholung in einer wesentlich größeren Abwärtsbewegung.
Die bearishen Gründe habe ich in den letzten Wochen ausführlich dargestellt. Daher stelle ich Ihnen heute einige bullishe Argumente vor. Kurzfristig bullish ist, dass nächste Woche die Fed-Zinssitzung stattfindet. Der Markt rechnet noch in diesem Jahr mit weiteren Zinssenkungen, zumal die Kernraten in den USA immer noch nicht deutlich über 2% angestiegen sind.
Hoffnung ist der Motor der Märkte
Die Börse braucht etwas, worauf Spekulanten traden können, nur dann werden Kurse steigen. Eine mögliche Zinssenkung passt gut ins bullishes Konzept. Nur was passiert, wenn die Fed die Zinsen tatsächlich am Mittwoch nächster Woche senkt? Die Gefahr, dass der Markt anschließend einbricht ist vergleichsweise groß. Denn dann ist eine Hoffnung weniger im Markt, da in diesem Fall wohl kaum weitere Zinssenkungen bei der nächsten Sitzung zu erwarten sind.
Wie heißt es so schön: Buy the rumors sell the facts! (siehe heute auch Volkswagen).
Keine Zinssenkung ist auch nicht gut
Sollte die Fed die Zinsen hingegen nicht senken, würde der Markt wahrscheinlich auch einbrechen. Eine Hoffnung würde enttäuscht und Enttäuschung führt an den Börsen immer zu fallenden Kursen. Im Anschluss könnten sich die Kurse jedoch schnell wieder fangen, da in diesem Fall die Hoffnung auf eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung noch im Markt wäre (je nach Statement der Fed).
Fallender Ölpreis tendenziell bullish
Ebenfalls bullish wäre, wenn der Ölpreis weiter fällt. Wie ich geschrieben habe, geraten wir nun in die für den Ölpreis saisonal schwächere Phase. Was mich stört ist folgendes: Wenn die Märkte doch weiter anziehen nimmt der Markt eine wirtschaftliche Erholung vorweg. Starkes Wirtschaftswachstum = höhere Nachfrage = steigende Ölpreise.
Der Dollar an einer entscheidenden Marke
Hinzu kommt: Wenn eine Zinssenkung erwartet wird, sollte der Dollar weiter verlieren. Ein schwächerer Dollar wirkt sich jedoch preistreibend auf den in Dollar gehandelten Ölpreis aus. Dabei geht es im Moment zumindest aus charttechnischer Sicht beim Dollar um wirklich viel. Im Euro/Dollar Verhältnis steht er an einer extrem wichtigen Widerstandslinie:
(Quelle www.prorealtime.de)
Dargestellt ist der Euro zurückgerechnet bis 1980. Sie sehen, der Euro stand bereits 1980, aber auch im August 1992 an dieser 1,45 Dollar Marke. Die alles entscheidende Frage ist: Kommt es zu einem Ausbruch aus dieser Seitwärtsbewegung nach oben, oder setzt sich die Seitwärtsbewegung durch, so dass der Euro wieder zur unteren Linie läuft? Überlegen Sie einmal, was können Sie sich am wenigsten vorstellen? Ich denke, Ihnen geht es wie mir: Ein Dollar, der massiv an Stärke gewinnt und den Euro auf 0,84 Dollar fallen lässt, scheint unmöglich. Das geht wahrscheinlich 99% der Börsenwelt nicht anders.
Aus antizyklischer Sicht scheint es so, als müsse man dieses Szenario aufgrund des einhelligen Marktkonsens trotzdem favorisieren. Es gibt ein kleines Problem dabei: Währungen sind anders als Aktien nur sehr untergeordnet stimmungsabhängig. Hier bewegen oft andere Faktoren die Kurse! (z.B. Carry-Trades, Leitzinsveränderung, wirtschaftliche und politische Faktoren.)
Fundamentale Situation
Trotz diesen Tatsachen ist die aktuelle charttechnische Situation wieder einmal ein perfekter Spiegel der fundamentalen Gegebenheiten. An dieser wichtigen Marke entscheidet sich unter anderem, ob die Fed den Dollar inflationieren wird, sprich die Leitzinsen trotz deutlich inflationärer Warnzeichen weiter senkt oder ob die Fed sich für eine weitere Bekämpfung der Inflation entscheidet und so den Dollar durch erneute Zinserhöhungen stärkt (natürlich spielt auch die Zinspolitik der EZB eine Rolle).
Es steht also zu erwarten, dass auch hier die nächste Zinsentscheidung einen Entscheidung bringen wird.
Ölpreis und Dollar
Wenn diese rote Linie in dem Chart nach oben aufgelöst wird und im Anschluss auch noch die 1,50 Dollar Marke bricht, liegt das nächste Kursziel bei 1,65 Dollar. Ob der Ölpreis dann nicht doch noch, trotz saisonaler Schwäche im vierten Quartal, auf 100 Dollar steigt, wer weiß. In diesem Fall würde sich die typisch saisonale Schwäche nur in einem Ölpreis in Euro zeigen.
Es hängt wieder einmal sehr viel von der nächsten Zinssitzung ab. Ich bin sehr gespannt, kann Ihnen aber nicht sagen, wie sich Ben Bernanke verhalten wird. Alan Greenspan hätte sich für weiter sinkende Zinsen entschieden. Ob aber der "selbsternannte Inflationswächter" Ben Bernanke seine Ideale verraten wird? Fast sieht es so aus.
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Investor´s Daily"
Die bearishen Gründe habe ich in den letzten Wochen ausführlich dargestellt. Daher stelle ich Ihnen heute einige bullishe Argumente vor. Kurzfristig bullish ist, dass nächste Woche die Fed-Zinssitzung stattfindet. Der Markt rechnet noch in diesem Jahr mit weiteren Zinssenkungen, zumal die Kernraten in den USA immer noch nicht deutlich über 2% angestiegen sind.
Hoffnung ist der Motor der Märkte
Die Börse braucht etwas, worauf Spekulanten traden können, nur dann werden Kurse steigen. Eine mögliche Zinssenkung passt gut ins bullishes Konzept. Nur was passiert, wenn die Fed die Zinsen tatsächlich am Mittwoch nächster Woche senkt? Die Gefahr, dass der Markt anschließend einbricht ist vergleichsweise groß. Denn dann ist eine Hoffnung weniger im Markt, da in diesem Fall wohl kaum weitere Zinssenkungen bei der nächsten Sitzung zu erwarten sind.
Wie heißt es so schön: Buy the rumors sell the facts! (siehe heute auch Volkswagen).
Keine Zinssenkung ist auch nicht gut
Sollte die Fed die Zinsen hingegen nicht senken, würde der Markt wahrscheinlich auch einbrechen. Eine Hoffnung würde enttäuscht und Enttäuschung führt an den Börsen immer zu fallenden Kursen. Im Anschluss könnten sich die Kurse jedoch schnell wieder fangen, da in diesem Fall die Hoffnung auf eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung noch im Markt wäre (je nach Statement der Fed).
Fallender Ölpreis tendenziell bullish
Ebenfalls bullish wäre, wenn der Ölpreis weiter fällt. Wie ich geschrieben habe, geraten wir nun in die für den Ölpreis saisonal schwächere Phase. Was mich stört ist folgendes: Wenn die Märkte doch weiter anziehen nimmt der Markt eine wirtschaftliche Erholung vorweg. Starkes Wirtschaftswachstum = höhere Nachfrage = steigende Ölpreise.
Der Dollar an einer entscheidenden Marke
Hinzu kommt: Wenn eine Zinssenkung erwartet wird, sollte der Dollar weiter verlieren. Ein schwächerer Dollar wirkt sich jedoch preistreibend auf den in Dollar gehandelten Ölpreis aus. Dabei geht es im Moment zumindest aus charttechnischer Sicht beim Dollar um wirklich viel. Im Euro/Dollar Verhältnis steht er an einer extrem wichtigen Widerstandslinie:
(Quelle www.prorealtime.de)
Dargestellt ist der Euro zurückgerechnet bis 1980. Sie sehen, der Euro stand bereits 1980, aber auch im August 1992 an dieser 1,45 Dollar Marke. Die alles entscheidende Frage ist: Kommt es zu einem Ausbruch aus dieser Seitwärtsbewegung nach oben, oder setzt sich die Seitwärtsbewegung durch, so dass der Euro wieder zur unteren Linie läuft? Überlegen Sie einmal, was können Sie sich am wenigsten vorstellen? Ich denke, Ihnen geht es wie mir: Ein Dollar, der massiv an Stärke gewinnt und den Euro auf 0,84 Dollar fallen lässt, scheint unmöglich. Das geht wahrscheinlich 99% der Börsenwelt nicht anders.
Aus antizyklischer Sicht scheint es so, als müsse man dieses Szenario aufgrund des einhelligen Marktkonsens trotzdem favorisieren. Es gibt ein kleines Problem dabei: Währungen sind anders als Aktien nur sehr untergeordnet stimmungsabhängig. Hier bewegen oft andere Faktoren die Kurse! (z.B. Carry-Trades, Leitzinsveränderung, wirtschaftliche und politische Faktoren.)
Fundamentale Situation
Trotz diesen Tatsachen ist die aktuelle charttechnische Situation wieder einmal ein perfekter Spiegel der fundamentalen Gegebenheiten. An dieser wichtigen Marke entscheidet sich unter anderem, ob die Fed den Dollar inflationieren wird, sprich die Leitzinsen trotz deutlich inflationärer Warnzeichen weiter senkt oder ob die Fed sich für eine weitere Bekämpfung der Inflation entscheidet und so den Dollar durch erneute Zinserhöhungen stärkt (natürlich spielt auch die Zinspolitik der EZB eine Rolle).
Es steht also zu erwarten, dass auch hier die nächste Zinsentscheidung einen Entscheidung bringen wird.
Ölpreis und Dollar
Wenn diese rote Linie in dem Chart nach oben aufgelöst wird und im Anschluss auch noch die 1,50 Dollar Marke bricht, liegt das nächste Kursziel bei 1,65 Dollar. Ob der Ölpreis dann nicht doch noch, trotz saisonaler Schwäche im vierten Quartal, auf 100 Dollar steigt, wer weiß. In diesem Fall würde sich die typisch saisonale Schwäche nur in einem Ölpreis in Euro zeigen.
Es hängt wieder einmal sehr viel von der nächsten Zinssitzung ab. Ich bin sehr gespannt, kann Ihnen aber nicht sagen, wie sich Ben Bernanke verhalten wird. Alan Greenspan hätte sich für weiter sinkende Zinsen entschieden. Ob aber der "selbsternannte Inflationswächter" Ben Bernanke seine Ideale verraten wird? Fast sieht es so aus.
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Investor´s Daily"