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Warum der Goldpreis zukünftig steigen wird

18.11.2004  |  Matthias Lorch
1.) Gold und Zinsen

Allgemein wird angenommen, dass wenn in den USA die Zinsen steigen, die Nachfrage nach Dollarpapieren ebenfalls steigt und dieses eine direkte Konkurrenz zum Goldinvestment sein würde. Folglich würde Gold da es keine Zinsen bringt, an Wert verlieren. Zieht man die Vergangenheit zum Vergleich heran, dann war in der Zinserhöhungsphase von 1968 - 1982 von einem Zinssatz von 5% auf 15% Gold das beste Investment: Es stieg nämlich von 35 Dollar pro Feinunze auf 850 Dollar.
Die Goldkritiker dachten folglich, als 1972 der Dollar seine Golddeckung verlor, dass Gold entmonetarisiert und deshalb an Wert verlieren würde, aber es war umgekehrt, der Dollar verlor massiv gegenüber dem Gold. Erst in der Zinssenkungsphase von 1982 bis 2000 war der Goldpreis rückläufig und ging auf 255 US Dollar zurück.

Die Entwicklung der Zinsen ist eine der Inflation nachlaufende Tatsache und die FED würde, nur wenn sie gezwungen wäre, zu drastischen Zinserhöhungen greifen (wie der damalige Chef der FED Arthur Burns, der 1982 die Zinsen auf 15 % anhob). Dieses ist bei den gigantischen Schulden der Konsumenten, Firmen und des Staates in absehbarer Zeit aber undenkbar. Deshalb werden die Realzinsen dort langfristig negativ sein. Steigende Zinsen sind also nicht nachteilig für den Goldpreis, dieses scheint auch der Markt nunmehr vorwegzunehmen, da der obligatorische Preisverfall beim Gold durch die letzte Zinserhöhung der FED am 11.11.04 ausblieb.


2.) Dollar-Entwicklung

Jedem ist klar, dass der Goldpreis und der Dollarpreis gegenläufig sind. Um das Handelbilanz-Defizit abzubauen, muss früher oder später der Dollar sehr tief sinken. Jim Rogers, George Soros und Warren Buffet haben schon letztes Jahr davor gewarnt. Warren Buffet hat das erste Mal Milliarden in anderen Währungen angelegt.

Und wenn dann selbst der Präsident der FED von Dallas, McTeer, folgendes von sich gab (nachdem allerdings sein Rücktritt schon feststand):
A stark message came on Oct. 7, when Dallas Fed President Robert McTeer said: "Over time, there's only one direction for the dollar to go - lower. (CNN, October 21, 2004)

Der Ex EZB-Präsident Wim Duisenberg sagte schon am 7. Oktober 2003:
"Wir hoffen und beten, dass die Anpassung, die unvermeidbar ist, langsam und schrittweise vonstatten geht."

Sogar die Federal Reserve Bank von New York ist dieser Meinung:
"Financing the deficit may push the dollar lower and interest rates higher as the U.S. attempts to attract the $1.8 billion a day needed to maintain the value of the U.S. currency, according to a study by the Federal Reserve Bank of New York." (Bloomberg, Nov. 10 2004)

Das Defizit zu finanzieren, könnte den Dollar schwächen und den Zinssatz erhöhen, da sie US versucht, die 1,8 Milliarden Dollar anzuziehen, die pro Tag benötigt werden, um den Wert der US-Währung aufrecht zu erhalten - gemäß einer Studie der Bundes-Reserve-Bank von New York.

Im Moment weist also alles darauf hin, dass in den USA niemand so richtig um den Außenhandelwert des Dollars besorgt ist, und selbst wenn, wie oben schon genannt, die FED ohnehin die Zinsen nur sehr moderat erhöhen könnte und um keine Rezession zu riskieren. Dadurch eher höhere Inflation in Kauf nimmt, was gleichbedeutend ist mit der Abwertung des Dollars.

Da die privaten Mittelzuflüsse in die USA schon seit 6 Monaten in Folge rückläufig sind, wird ein Dollar-Verfall im Moment nur von den asiatischen Zentralbanken verhindert. Diese können das Spiel vielleicht länger aushalten als die meisten im Moment glauben, aber bestimmt nicht für immer. Denn langfristig (dieses Jahr wird China einen Handelsbilanz-Überschuss mit den USA in Höhe von 150 Milliarden Dollar erwirtschaften) wird es immer schwerer für die Asiaten, die gigantischen Dollarreserven irgendwo unterzubringen, wo sie werterhaltend bleiben.

Früher oder später also wird der US-Dollar fallen, dadurch werden die Einfuhrpreise um so stärker steigen und somit auch die Inflation. Folglich werden dadurch die Zinsen steigen müssen, um die dann ohnehin rückläufige Nachfrage nach Dollar–Schuldpapieren zu erhöhen. Wenn dadurch die Wirtschaft in die Knie geht, wird es nicht mehr viele Orte für sichere Investments geben.


3.) Die Wahl des US-Präsidenten

Wie man kürzlich, nach dem Bekannt geben der besser als erwartenden Arbeitsmarktdaten aus den USA, beobachten konnte, stieg der Dollar kurzfristig, um dann um so härter zu fallen. Möglicherweise ist jedem bewusst geworden, was die Wiederwahl von Bush und den Neokonservativen bedeutet. Entlose Doppeldefizite, Steuererleichterungen auf Schulden, höherer Militärausgaben, Finanzierung des Irak-Krieges (oder womöglich noch mehr) und was vielleicht das wichtigste ist, einseitiges Vorgehen auf der Weltbühne, mit dem man sich keine Freunde macht. Und Freunde hat auch eine Weltmacht, die so vom Zufluss von Finanzmitteln und Energie-Ressourcen aus aller Welt abhängig ist, nötig.

Das alles sieht für die nächsten vier Jahre schlecht für den US-Dollar aus und im Umkehrschluss gut für ein Investment in Gold und Goldminen-Aktien.


4.) Kurzfristige Betrachtung

Der Markt macht gewöhnlich genau das Gegenteil dessen, was alle denken. Im Januar dieses Jahres war durch die Berichterstattung in fast allen Medien ziemlich allen klar, dass der Dollar fallen sollte, aber genau in diesem Moment trat er zu einer Rallye an, die bis zur Mitte des Jahres anhielt. Durch den schnellen Verlust des Dollars in den letzten Wochen war die Aufmerksamkeit wiederum auf die Strategie: Dollar short and gold long - gelenkt.

Aber so wie Warren Buffet einst sagte, sollte man Furcht haben, wenn alle mutig sind und mutig sein, wenn alle Furcht haben.

Was in diesem Fall wohl heißen sollte, erst auf eine vorübergehende Beruhigung (Rückgang des Euro / Erholung des Dollars) zu warten. Andererseits ist im Moment trotz des sehr schnellen Anstiegs des Euros, der RSI Index noch nicht im überkauften Bereich und auch der MACD steht noch moderat. (http://stockcharts.com) Symbol $XEU (3 Years)
Beim Dollar Chart Symbol ($USD) ist zu sehen, dass der Dollar noch, wenn auch nicht mehr weit, von seiner Unterstützungslinie (untere Linie des Trading channels) entfernt ist. Diese liegt bei 80 Cent und wenn man die letzten Jahre als Maßstab nimmt, ist erst beim Abprallen an dieser Unterstützung mit einer mehreren Monaten dauernden Rallye des Dollars zu rechnen.


© Matthias Lorch



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