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Optimierung der Anlagestrategie in einer Goldhausse

15.12.2002  |  Martin Siegel
Die wichtigsten Marktfaktoren

Um eine Strategie für die Hausse entwickeln zu können, müssen zunächst die wichtigsten Marktfaktoren analysiert werden. Die Grundvoraussetzung für eine Hausse ist, daß die Nachfrage das Angebot übertrifft. Vor allem übersteigt die Nachfrage der Schmuckindustrie das Angebot der Minenproduktion und des Recyclinggoldes seit etwa 1988. Damals stand der Goldpreis bei etwa 500 $/oz. Ein steigender Goldpreis wäre von diesem Niveau aus demnach zu erwarten gewesen. Daß dies nicht eingetreten ist, liegt vor allem an der Marktteilnahme der Zentralbanken.

Die Angebotslücke wurde seit 1988 in zunehmendem Umfang durch Verkäufe der Zentralbanken, aber vor allem auch durch Verleihungen der Zentralbanken geschlossen. Die Schätzungen über die akkumulierte Höhe der Verleihungen liegen zwischen 5.000 und 10.000 t. Eine genauere Angabe ist nicht möglich, da die Zentralbanken die Veröffentlichung der Höhe der Verleihungen verweigern. So gibt es beispielsweise in der Bilanz der EZB nur eine Position Gold + Goldforderungen. Theoretisch könnte der Goldbestand der EZB bei Null liegen und die gesamte Position könnte verliehen - oder erst gar nicht eingebracht worden sein.

Wegen der Goldverleihungen ist auch die oft dargestellte Höhe der Goldbestände der Zentralbanken falsch. Falls tatsächlich 10.000 t verliehen wurden, beträgt die aktuelle Höhe der Zentralbankbestände nicht mehr etwa 32.000 t sondern nur noch etwa 22.000 t. Bei einem steigenden Goldpreis wurden seit dem Washington Agreement on Gold (WAG), das im September 1999 vereinbart wurde, jährlich etwa 500 t verkauft, so daß die Bestände weiter schrumpfen. Zu beobachten ist, daß die goldverkaufenden Zentralbanken in immer größere Schwierigkeiten geraten, die Gold-verkäufe bei einem steigenden Goldpreis und den anhaltenden Finanzkrisen zu rechtfertigen. Dies dürfte in den nächsten Jahren zu einem Rückgang der Goldverkäufe der Zentralbanken führen.

Bei einer Verkaufsrate von jährlich 500 t und einem aktuellen Goldbestand von 22.000 t könnten die Zentralbanken die Angebotslücke theoretisch noch 44 Jahre schließen. Viele Zentralbanken, vor allem die private Fed, haben mehrfach definitiv erklärt, daß sie kein Gold verkaufen wollen, was diesen Zeitraum bereits deutlich verkürzt. Bei einer zunehmenden Erschöpfung der Gesamtbestände ist zu erwarten, daß weitere Zentralbanken beschließen werden, kein Gold mehr zu verkaufen. Außerdem ist zu erwarten, daß sich die Goldnachfrage der Investoren bei einer zunehmenden Erschöpfung der Zentralbankbestände dramatisch beschleunigen wird, da jeder Anleger erkennen muß, daß bei einem vollständigen Abbau der Zentralbankbestände der Zeitpunkt näher rückt, da der Goldpreis unausweichlich steigen muß!

In der Perspektive einer Anlage für die Altersvorsorge in 10-20 Jahren ist ein Investment in Gold daher geradezu perfekt.

Weitere Krisen können die lange Wartezeit von 10-20 Jahren jederzeit abkürzen da sie zu einer erhöhten Goldnachfrage und damit einem beschleunigten Abbau der Zentralbankbestände führen:

- Abwicklung der bankrotten japanischen Banken und Versicherungen
- Dollarkrise, wenn das Haushaltsdefizit nicht mehr vom Ausland finanziert wird
- Pleiten von Staaten, Investmentbanken und Weltkonzernen

Kriege wirken sich dagegen negativ auf die Goldnachfrage und damit auch negativ auf die Goldpreisentwicklung aus.

Kriege, vor allem im Mittleren Osten, Indien/Pakistan, Taiwan/China würden die Goldnachfrage der betroffenen Bevölkerung deutlich wegbrechen lassen und die Angebotslücke schließen. Ressourcen, die für die Wirtschaftsentwicklung in den westlichen Industrienationen, zur Wohlstandsvermehrung und damit zu einer erhöhten Goldnachfrage führen würden, würden für unproduktive Investitionen in Bomben verwendet. Die Verarmung der Bevölkerung durch Kriege und Wirtschaftskrise führt zu erhöhten Goldabgaben, die nicht durch erhöhte Käufe der Anleger in den Industrienationen ausgeglichen wird (vgl. Südkorea 1998).


Anlegererfahrungen der letzten Jahre

Vor allem in Deutschland wurde die Aktienanlage als langfristig erfolgreichste Anlageform zur Altersvorsorge propagiert. Viele völlig unerfahrene Anleger investierten in den letzten Jahren erstmals in Aktien und büßten seit Anfang 2000 innerhalb von wenigen Monaten ihr in vielen Jahren erspartes Vermögen ein.

Die Standardaktie Deutsche Telekom verlor vom höchsten Stand über 90 %. Der DAX verlor vom höchsten Stand über 60 %. Weltkonzerne gingen pleite oder kämpfen ums Überleben. Die Folge ist eine zunehmende Orientierung der Anleger in Richtung absolute Sicherheit. Da selbst etablierte Dividendenwerte vor massiven Kursverlusten nicht mehr sicher sind, wurde viel Geld zu niedrigen und weiter fallenden Zinsen auf Terminkonten umgeschichtet.

Neben der Anlage in physischem Gold als dem ultimativ sichersten Investment, dürften daher zunächst die Topwerte bei den Goldaktien mit soliden Dividenden die 1. Wahl bei der Aktienanlage im Goldbereich bleiben.

Unschlagbar in dieser Kategorie sind die südafrikanischen Gold Fields, Harmony und Anglogold. Gold Fields überzeugt derzeit mit der besten Gewinnentwicklung. Gegenüber Gold Fields weist Harmony ein stärkeres Wachstum und einen höheren Hebel auf den Goldpreis aus. Anglogold verfügt gegenüber Gold Fields über die größeren Goldressourcen. Durban Roodepoort Deep bleibt vor allem wegen der sprunghaft gestiegenen Kosten ein problematisches Investment, weist aber einen gewaltigen Hebel auf den Goldpreis aus.

Die nordamerikanischen Standardwerte bieten wegen ihrer hohen Bewertung nur ein unterdurchschnittliches Potential und Dividendenrenditen im Bereich von 1 %. In Nordamerika muß daher bereits jetzt in der 2 Reihe investiert werden. Interessante Investments sind Iamgold/Repadre, Gabriel, Wheaton River, Cambior, River Gold, Thistle, Bema, Richmont und High River Gold. Da die Risiken in Einzelwerten in diesem Bereich bereits relativ hoch sind, ist eine breite Streuung der Anlagegelder auf mehrere Werte notwendig.

Australien bleibt von vielen Investoren vernachlässigt. Nach den Übernahmen in der 1. Reihe verbleiben als Investments noch Lihir, Newcrest und Sons of Gwalia. Sons of Gwalia wird durch hohe Kredite sowie die problematische Tantalproduktion und Newcrest durch hohe Vorwärtsverkäufe und Währungsabsicherungen belastet. Lihir enttäuscht mit hohen Produktionskosten. Keine dieser Gesellschaften bietet sich daher zum Kauf an.

Wegen den fehlenden Anlagemöglichkeiten in der 1. Reihe wird die 2. Reihe in Australien praktisch überhaupt nicht mehr beachtet. Weltweit finden sich daher in diesem Segment die Goldaktien mit den besten Bewertungen.

Kingsgate konnte bereits 6 Monate nach dem Produktionsbeginn in Thailand eine Dividende mit einer Rendite von 5 % ankündigen. Das KGV liegt bei etwa 6. Croesus, Nr. 4 in Australien, steigerte die Produktion auf eine Jahresrate von fast 300.000 oz bei einem KGV von etwa 8. Die Produktion erreicht damit die Höhe der TVX, die keine Gewinne erzielt und mit dem 4-fachen bewertet wird. Weitere australische Werte, die einen hohen Hebel auf den Goldpreis aufweisen sind St. Barbara, Emperor, Abelle, Aurora, Gindalbie und Herald, die den meisten Anlegern noch völlig unbekannt sein dürften.


Ausblick

Sollte der Goldpreis auf über 330 $/oz steigen, womit wir zum Jahreswechsel 2002/03 rechnen, wird sich das Anlegerinteresse in die Richtung der spekulativeren Werte verlagern.

Bei den südafrikanischen Werten dürften Anglogold wegen den ausstehenden Vorwärtsverkäufe und Gold Fields wegen der im Verhältnis zur Produktion bereits hohen Bewertung in der Aktienkursentwicklung hinter Harmony zurückbleiben. Durban Roodepoort Deep und ARM Gold dürften spätestens ab einem Goldpreis von etwa 360 $/oz in der Aktienkursentwicklung deutlich an Harmony vorbeiziehen, da die Anleger die Problematik der hohen Produktionskosten dann zunehmend vernachlässigen werden. Insgesamt dürften sich die südafrikanischen Werte wegen der geringen Anzahl von Anlagealternativen im Vergleich zu den kleineren nordamerikanischen Werten eher unterdurchschnittlich entwickeln.

Bei den nordamerikanischen Werten dürften sich Anlagen in Newmont, Barrick und Placer Dome weiterhin nur weit unterdurchschnittlich entwickeln. Wheaton River, Bema, Cambior, River Gold, Thistle und High River erwarten wir in diesem Umfeld in der Spitzengruppe der Aktienkursgewinner.

Bei den australischen Werten dürften sich die Standardwerte Lihir, Newcrest und Sons of Gwalia ebenfalls nur weit unterdurchschnittlich entwickeln. Kingsgate und Croesus Mining haben hier zunächst die besten Aussichten. Sollte sich das Anlagevolumen in Australien nur leicht erhöhen, würden wegen der Marktenge Werte wie St. Barbara, Emperor, Abelle, Aurora, Gindalbie und Herald explosionsartig zulegen. Wir erwarten die Hausse bei den kleineren australischen Unternehmen ab einem Goldpreis von etwa 340 $/oz.



© Martin Siegel

Quelle: Auszug aus "Der Goldmarkt", Ausgabe 23/2002






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