Warten auf Halloween
31.10.2007 | Frank Meyer
Amerikanische Kürbispartys sind nett und witzig. Viele warten seit Monaten auf Halloween. Die meisten Finanzprofis jedoch warten in dieser Woche vor allem auf die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank. Sie hat am Mittwoch wieder nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Beide enden meist böse. Selbst stabile Zinsen würden die amerikanische Wirtschaft abwürgen, fallende Leitzinsen die Inflation weiter anheizen. Die FED muss sich inzwischen auch die Frage gefallen lassen, inwieweit sie von Wall Street erpressbar geworden ist, frei nach dem Motto: Senkst Du nicht die Zinsen, hör ich auf zu grinsen.
In der Tat lauern zwei Gefahren am rosaroten Finanzhimmel: Rezession und Inflation.
Beide haben so gruselige Gesichter wie manch verunstalteter Herbstkürbis. Die bislang ausgegebenen US-Bilanzen lassen schon jetzt deutliche Schleifspuren erkennen. Die Kreditkrise lässt grüßen. Außerdem sitzt dem offenbar finanziell ausgelaugten US-Bürger das geborgte Geld nicht mehr so locker wie in Greenspans Zeiten. Vor allem in der Basisindustrie knirscht es. Weniger Waren werden bewegt, weniger nachgefragt.
Der Konsum, von den sich Amerika so abhängig gemacht hat, zeigt Lähmungserscheinungen. Auch das eigene Haus als Dollar spuckender Geldautomat hat einen Kurzschluss. Woher nehmen, wenn nicht borgen? Welche Pille hilft da? Richtig! Eine Zinssenkung! Die Märkte haben diese schon längst geschluckt und galoppieren davon.
An der anderen Seite des Eingangs in die Wirtschaftswelt hat sich die gefühlte Inflation mit Brachialgewalt Einlass verschafft. Nicht umsonst wird der USD abverkauft und die Edelmetalle jagen nach oben. Was wiegt schwerer? Rezession oder Inflation?
Rezessionen merken die meisten Bürger sofort - und nicht zu vergessen: Bald wird gewählt. Inflation kommt schleichend. Steigende Preise sind jedoch nicht die Folge der Inflation - sondern die Folge einer ausufernden Geldmenge. Wie schnell diese steigt, wird seit geraumer Zeit nicht mehr veröffentlicht. Aber man kann es ahnen: Schnell - und das nicht nur in den USA. Doch wie misst man nun diese Inflation, dieses Ding, das einen Geldschein halbiert, ohne ihn zu zerstören? Kluge Leute haben sich da eine Formel ausgedacht, die Inflation zumindest verstecken kann. Man rechnet einfach alles heraus, was teurer wird und nennt das dann "hedonische Bewertungsmethode". Klingt wissenschaftlich. Soll es wahrscheinlich auch. Aber wer versteht das schon?
Einfacher ist dagegen: "Sinkende Zinsen sind gut für Dich! Gut für die Börse! Gut für die Wirtschaft und gut für die Welt!".
Wir rechnen einfach später ab. Anders ausgedrückt: Gebt dem Säufer noch mehr Schnaps. Solange die Flasche kreist, geht die Party weiter. Am Mittwoch gibt es ein Schnäpschen drauf - oder einen ganzen Schnaps. Vielleicht auch zwei. Hauptsache Schnaps, hofft die Wall Street. Die Indizes jaulen schon heute auf und schwingen sich von einem Rekord zum nächsten. Nominal, nicht real. Sicher ist aber eins: Der nächste Halloween-Kürbis wird teurer.
© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv
Herr Meyer ist auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse", die am 2.+3. November 2007 in der Event Arena im Olympiapark München stattfindet.
In der Tat lauern zwei Gefahren am rosaroten Finanzhimmel: Rezession und Inflation.
Beide haben so gruselige Gesichter wie manch verunstalteter Herbstkürbis. Die bislang ausgegebenen US-Bilanzen lassen schon jetzt deutliche Schleifspuren erkennen. Die Kreditkrise lässt grüßen. Außerdem sitzt dem offenbar finanziell ausgelaugten US-Bürger das geborgte Geld nicht mehr so locker wie in Greenspans Zeiten. Vor allem in der Basisindustrie knirscht es. Weniger Waren werden bewegt, weniger nachgefragt.
Der Konsum, von den sich Amerika so abhängig gemacht hat, zeigt Lähmungserscheinungen. Auch das eigene Haus als Dollar spuckender Geldautomat hat einen Kurzschluss. Woher nehmen, wenn nicht borgen? Welche Pille hilft da? Richtig! Eine Zinssenkung! Die Märkte haben diese schon längst geschluckt und galoppieren davon.
An der anderen Seite des Eingangs in die Wirtschaftswelt hat sich die gefühlte Inflation mit Brachialgewalt Einlass verschafft. Nicht umsonst wird der USD abverkauft und die Edelmetalle jagen nach oben. Was wiegt schwerer? Rezession oder Inflation?
Rezessionen merken die meisten Bürger sofort - und nicht zu vergessen: Bald wird gewählt. Inflation kommt schleichend. Steigende Preise sind jedoch nicht die Folge der Inflation - sondern die Folge einer ausufernden Geldmenge. Wie schnell diese steigt, wird seit geraumer Zeit nicht mehr veröffentlicht. Aber man kann es ahnen: Schnell - und das nicht nur in den USA. Doch wie misst man nun diese Inflation, dieses Ding, das einen Geldschein halbiert, ohne ihn zu zerstören? Kluge Leute haben sich da eine Formel ausgedacht, die Inflation zumindest verstecken kann. Man rechnet einfach alles heraus, was teurer wird und nennt das dann "hedonische Bewertungsmethode". Klingt wissenschaftlich. Soll es wahrscheinlich auch. Aber wer versteht das schon?
Einfacher ist dagegen: "Sinkende Zinsen sind gut für Dich! Gut für die Börse! Gut für die Wirtschaft und gut für die Welt!".
Wir rechnen einfach später ab. Anders ausgedrückt: Gebt dem Säufer noch mehr Schnaps. Solange die Flasche kreist, geht die Party weiter. Am Mittwoch gibt es ein Schnäpschen drauf - oder einen ganzen Schnaps. Vielleicht auch zwei. Hauptsache Schnaps, hofft die Wall Street. Die Indizes jaulen schon heute auf und schwingen sich von einem Rekord zum nächsten. Nominal, nicht real. Sicher ist aber eins: Der nächste Halloween-Kürbis wird teurer.
© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv
Herr Meyer ist auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse", die am 2.+3. November 2007 in der Event Arena im Olympiapark München stattfindet.