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Das Aufholpotential des Silberpreises ist groß

17.03.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Vor diesem Hintergrund entspräche einem Goldpreis von etwa 1.900 USD/oz ein Silberpreis im Bereich von 28 USD/oz (Abb. 3 a). Tatsächlich liegt der Preis für Silber aktuell bei 21,70 USD/oz – und das signalisiert ein Aufwärtspotential des Silberpreises von 29 Prozent. – Um allerdings nicht überzogene Erwartungen zu befeuern, sei ein Blick auf Abb. 3 b geworfen. Sie zeigt ebenfalls den Silber- und Goldpreis, hier jedoch mit indexierten Werten. So lässt sich besser erkennen, dass der Silberpreis im Durchschnitt der Betrachtungsperiode weniger stark gestiegen ist als der Goldpreis: Die gestrichelte Regressionslinie zwischen Gold- und Silberpreis verläuft unter der 45-Gradlinie.

Genauer gesagt: In der Zeit von Januar 2000 bis März 2023 ist der Goldpreis (in USD/oz) um durchschnittlich 8,5 Prozent pro Jahr gestiegen, der Silberpreis um 6,2 Prozent. US-Dollarguthaben (verzinst mit der 3-Monatszinsrate) haben im gleichen Zeitraum übrigens nur durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr erzielt (ohne Berücksichtigung der Besteuerung). Mit dem Halten von Gold und Silber konnten also langfristorientierte Anleger eine auch im Vergleich mit anderen Vermögensklassen attraktive Wertsteigerung erzielen. Die Aussichten, dass sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzt, sind gut.

Wie jedoch bei jeder Investition ist auch hier zu beachten, dass der Einstiegspreis nicht zu hoch gewählt wird. Abb. 1 zeigt, dass es immer wieder Phasen gab, in denen der Silberpreis (wie natürlich auch der Goldpreis) sehr stark in die Höhe gestiegen ist und nachfolgend über einige Jahre hinweg korrigierte. Kauft man zu extremen Preisspitzen, läuft man Gefahr, dass die erzielbare Rendite stark geschmälert wird, vor allem dann, wenn der Edelmetallpreis lange Zeit braucht, um die Übertreibung wieder abzubauen. Beispiel: Am 21. Januar 1980 erreichte der Silberpreis 49,45 USD/oz im Londoner Fixing. Dieser Preis wurde bislang nicht wieder erreicht. Am 28. April 2011 stieg er kurzzeitig auf 48,45 USD/oz.

Als langfristig orientierter Anleger ist man daher gut beraten, Silber (und auch Gold) vorausschauend zu erwerben. Das heißt, die Edelmetalle nicht in Phasen kaufen, wenn (nahezu) alle kaufen; und auch nicht in Phasen verkaufen, wenn viele ihre Positionen verkaufen. Vielmehr bietet es sich an, in Phasen, in denen das allgemeine Interesse an den Edelmetallen nicht besonders ausgeprägt ist, Positionen auf- und auszubauen. Beispielsweise indem man monatlich oder quartalsweise seine Käufe staffelt und sich dabei nicht vom kurzfristigen Auf und Ab der Marktpreise irritieren lässt.

Der aktuelle Silberpreis ist aus unserer Perspektive attraktiv, um diese Strategie umzusetzen. Vor allem auch deshalb, weil die Probleme im internationalen Kredit- und Geldsystem nach wie vor ungelöst sind und sich weiter aufbauen – wie die Turbulenzen um Untergang der Silicon Valley Bank und die Rettungspolitik der US-Regierung deutlich in Erinnerung gerufen haben sollten. Silber ist wie Gold "Geld in Wartestellung": Langfristig gesehen sind sie das bessere Wertaufbewahrungsmittel, und es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass ihre Geldfunktion in nicht allzu ferner Zukunft wieder abgerufen wird – und das wäre sicher mit einer deutlichen Höherbewertung gerade auch des Silberpreises verbunden.


Über den Zusammenhang zwischen Silber- und Goldpreis von 2000 bis 2023

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa. Periode: Januar 2000 bis März 2023, Wochendaten.


Silber versus Silber-Minenaktien. Ein paar Anmerkungen

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa.


Die obige Abbildung zeigt den Silberpreis (USD/oz) und (beispielhaft für ein Silberminenunternehmen) den Aktienkurs von Pan American Silver von Januar 2001 bis März 2023. Anleger sollten stets vor Augen haben: Silber und Aktien von Silberminenunternehmen sind nicht das gleiche! Wer physisches Silber kauft, der besitzt einen Rohstoff, je nach Sichtweise auch eine "Geldart".

Wer ein Unternehmen besitzt, der geht hingegen unternehmerische Risiken ein. Unternehmen können bekanntlich untergehen, solch ein Risiko ist mit physischem Silber nicht verbunden. Die Preise von Silber und Silberminenaktien können, müssen aber nicht notwendigerweise gleichgerichtet verlaufen. Wenn das Management einer Silbermine schlechte Entscheidungen trifft, kann der Gewinn ausbleiben. Und obwohl der Silberpreis steigt, zieht der Aktienkurs der Firma nicht mit.

Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Marktphasen, in denen die Aktienkurse stark steigen, stärker als der Silberpreis zulegt – wie beispielsweise die Zeit von Anfang 2000 bis 2008. Entsprechend scharf können allerdings auch die Korrekturen der Aktienkurse ausfallen. Im Falle von Pan American Silver bekam der Anleger langfristig gesehen mehr Preisvolatilität, aber nicht viel mehr Wertzuwachs als der Halter von Silber. Kurzum: Wer in Silberminenaktien investieren will, der ist gut beraten, die Firmen sehr sorgfältig zu analysieren und dann auszuwählen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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