Fünf Tipps zum Gold- und Silber-Timing
11.11.2007 | Manfred Gburek
Die Edelmetallhausse ist jetzt an einem entscheidenden Punkt angekommen: Charttechniker werden ihn in den nächsten Wochen je nach der kommenden Preisentwicklung von Gold, Silber & Co. entweder als Momentum, Fahnenstange, Exhaustion Gap (Erschöpfungslücke) oder Bullenfalle bezeichnen. Das alles bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass wir uns im Zuge des mehrjährigen Aufwärtstrends in der Nähe eines weiteren Zwischenhochs befinden. Es kann in den nächsten Tagen, Wochen, aber auch erst Monaten erreicht werden, je nachdem, wie viele Unterbrechungen es bis dahin geben wird. Je mehr Unterbrechungen (wie in der abgelaufenen Woche), desto länger wird das Zwischenhoch auf sich warten lassen.
Daraus ergibt sich Tipp Nummer eins: Verfolgen Sie vor allem die Preise von Gold und Silber sowie die Kurse von Aktien der großen und mittleren Goldkonzerne (z.B. Barrick, Newmont, Gold Fields, Harmony, Goldcorp, Kinross, Iamgold usw.), die Aktien der führenden diversifizierten Bergbaukonzerne (wie BHP Billiton, Rio Tinto und Anglo American) möglichst von morgens bis abends. Das geht am einfachsten und ausführlichsten über das Internet (z.B. bei goldseiten.de, kitco.com und comdirect.de).
Worauf ist dabei zu achten? Gehen wir davon aus, dass die üblichen Haussefaktoren durch den bisherigen Anstieg der Edelmetallpreise weitgehend vorweggenommen worden sind. Also: schwacher Dollar, hoher Ölpreis, allgemeine Rohstoffhausse, Leistungsbilanz- und Budgetdefizit der USA, internationale Liquiditätsschwemme, de facto negativer Realzins, Käufe durch ETF (Exchange Traded Funds, d.h. börsengehandelte Fonds), Begrenzung der Goldverkäufe durch Notenbanken, indische Hochzeitssaison u.a. Dann muss es wohl noch andere Faktoren geben, die dafür sorgen, dass die Edelmetallpreise und Minenaktienkurse nicht einbrechen, sondern nach jeder Korrektur wieder steigen. Welche Faktoren könnten das sein? Gehen wir zunächst davon aus, dass es Edelmetallkäufer gibt, die mehr wissen als andere Anleger. Etwa dass der Krieg im Nahen und Mittleren Osten schon in Kürze eskaliert, dass ein Attentat im Westen bevorsteht, dass die US-Notenbank Fed wegen der zu erwartenden Rezession zu einer drastischen Zinssenkung gezwungen sein wird, dass ein Abwertungswettlauf der Währungen (wie zu Beginn der 30er Jahre) bevorsteht oder dass die Bankenkrise viel schlimmere Folgen haben wird als bisher vermutet.
Daraus ergibt sich Tipp Nummer zwei: Rechnen Sie mit einem Ereignis, das die Märkte überraschen und wahrscheinlich zu einer neuen Preisspitze bei den Edelmetallen führen wird. Danach sollten Sie zumindest Ihre Kursgewinne bei Minenaktien mitnehmen. Dagegen empfiehlt es sich, Barren und Münzen weiter durchzuhalten.
Wer die Edelmetall- & Rohstoffmesse am 2./3. November in München besucht hat, dürfte einige Male ein triftiges Argument gehört haben, das vor allem für Gold spricht: Die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) sind - je nach Währung und Zinsniveau - entweder schon im Minus oder drohen dahin zu kippen. Legt man die echten statt der offiziell nach unten manipulierten Inflationsraten zugrunde, dürfte dieser Zustand ohnehin fast überall erreicht sein. Ein weiteres, möglicherweise noch stärkeres Argument kam vor allem von Markus Bachmann, Manager beim erfolgreichen Edelmetallfonds von Craton Capital: Institutionelle Anleger, die Pensionsgelder verwalten, mussten drei Jahre ETF-Erfolgsgeschichte abwarten, bevor sie in ETF investieren durften. Da die Drei-Jahre-Frist in Bezug auf die großen ETF inzwischen abgelaufen ist, kommt es auf dem Umweg über diese zu zusätzlich zu erheblicher Goldnachfrage.
Daraus folgt Tipp Nummer drei: Grämen Sie sich nicht, wenn Sie den Absprung bei den - im Vergleich zu den Edelmetallen selbst - viel stärker schwankenden Minenaktien verpassen; denn der Nachfrageschub wird später auch den Minenaktien zugute kommen und ihre Kurse nach der nächsten Korrektur wieder hochtreiben.
Dazu wird es auch einen weiteren Anlass geben, der sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet hat: Nach mehr als einem Jahr Pause fließt den auf Edelmetallaktien spezialisierten Fonds viel Geld zu, das sie investieren bzw. investieren müssen, um sich bei der Endabrechnung für 2007 nicht vorwerfen zu lassen, sie hätten trotz Edelmetallhausse wegen zu hoher Bargeldbestände nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Daraus kann sich sogar ein ähnlicher Effekt ergeben wie um die Jahrtausendwende am Neuen Markt oder zuletzt bei Solaraktien. Auf eine kurze Formel gebracht: Die Hausse nährt die Hausse. Als Indizien für verstärkte Fondskäufe sind mir die gerade zuletzt relativ - im Vergleich zum Jahr 2006 - hohen Kursgewinne von marktbreiten Aktien aufgefallen, wie Barrick und Ende Oktober/Anfang November vor allem auch Newmont.
Nun also zu Tipp Nummer vier: Vergleichen Sie möglichst täglich die Kursentwicklung der in den Indizes XAU und HUI enthaltenen Edelmetallaktien, um ein Gefühl für deren relative Stärke zu bekommen. Schneiden die Aktien der führenden Konzerne dabei gut ab, können Sie sicher sein, dass Fonds auf der Käuferseite sind. Die einfachste Methode: Klicken Sie am Abend (möglichst zum Börsenschluss in den USA) in der rechten Spalte bei kitco.com XAU und HUI an. Sie erhalten dann die Kursbewegungen in tabellarischer Form und können sie bei Bedarf in Ihre eigenen Charts eintragen.
Jetzt noch zu einer viel diskutierten Frage: Bildet der Goldpreis um 850 Dollar je Unze eine Barriere auf dem Weg nach oben? Nein! Denn allein die Tatsache, dass die Goldhausse der 70er Jahre im Januar 1980 bei Preisen um 850 Dollar und die Silberhausse bei Preisen um 50 Dollar abrupt zu Ende ging, hat nichts zu bedeuten, zumal es sich hier nicht um reale, sondern nur um nominale Werte handelt. Woran aber, abgesehen von Schlagzeilen in der Bild-Zeitung, wird man das Ende der Edelmetallhausse erkennen? Kehren wir einfach zum Ausgangspunkt unserer heutigen Überlegungen zurück: Am Momentum, oder noch konkreter, an der - grafisch betrachtet - Fahnenstange, d.h. an einer fast senkrecht nach oben gerichteten Kursentwicklung.
Fazit und Tipp Nummer fünf: Achten Sie darauf, ob diese Entwicklung mit einem One Day Reversal einher geht, also mit der Preis- bzw. Kursumkehr innerhalb eines Börsentags. Und beobachten Sie, wie sich dabei der Silberpreis im Vergleich zum Goldpreis bewegt. Erst wenn eine solche Preisumkehr mit einem Silberpreisanstieg zusammentrifft, der den Goldpreis in den Schatten stellt, ist die Hausse beider Edelmetalle - zumindest vorübergehend - zu Ende.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)
Daraus ergibt sich Tipp Nummer eins: Verfolgen Sie vor allem die Preise von Gold und Silber sowie die Kurse von Aktien der großen und mittleren Goldkonzerne (z.B. Barrick, Newmont, Gold Fields, Harmony, Goldcorp, Kinross, Iamgold usw.), die Aktien der führenden diversifizierten Bergbaukonzerne (wie BHP Billiton, Rio Tinto und Anglo American) möglichst von morgens bis abends. Das geht am einfachsten und ausführlichsten über das Internet (z.B. bei goldseiten.de, kitco.com und comdirect.de).
Worauf ist dabei zu achten? Gehen wir davon aus, dass die üblichen Haussefaktoren durch den bisherigen Anstieg der Edelmetallpreise weitgehend vorweggenommen worden sind. Also: schwacher Dollar, hoher Ölpreis, allgemeine Rohstoffhausse, Leistungsbilanz- und Budgetdefizit der USA, internationale Liquiditätsschwemme, de facto negativer Realzins, Käufe durch ETF (Exchange Traded Funds, d.h. börsengehandelte Fonds), Begrenzung der Goldverkäufe durch Notenbanken, indische Hochzeitssaison u.a. Dann muss es wohl noch andere Faktoren geben, die dafür sorgen, dass die Edelmetallpreise und Minenaktienkurse nicht einbrechen, sondern nach jeder Korrektur wieder steigen. Welche Faktoren könnten das sein? Gehen wir zunächst davon aus, dass es Edelmetallkäufer gibt, die mehr wissen als andere Anleger. Etwa dass der Krieg im Nahen und Mittleren Osten schon in Kürze eskaliert, dass ein Attentat im Westen bevorsteht, dass die US-Notenbank Fed wegen der zu erwartenden Rezession zu einer drastischen Zinssenkung gezwungen sein wird, dass ein Abwertungswettlauf der Währungen (wie zu Beginn der 30er Jahre) bevorsteht oder dass die Bankenkrise viel schlimmere Folgen haben wird als bisher vermutet.
Daraus ergibt sich Tipp Nummer zwei: Rechnen Sie mit einem Ereignis, das die Märkte überraschen und wahrscheinlich zu einer neuen Preisspitze bei den Edelmetallen führen wird. Danach sollten Sie zumindest Ihre Kursgewinne bei Minenaktien mitnehmen. Dagegen empfiehlt es sich, Barren und Münzen weiter durchzuhalten.
Wer die Edelmetall- & Rohstoffmesse am 2./3. November in München besucht hat, dürfte einige Male ein triftiges Argument gehört haben, das vor allem für Gold spricht: Die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) sind - je nach Währung und Zinsniveau - entweder schon im Minus oder drohen dahin zu kippen. Legt man die echten statt der offiziell nach unten manipulierten Inflationsraten zugrunde, dürfte dieser Zustand ohnehin fast überall erreicht sein. Ein weiteres, möglicherweise noch stärkeres Argument kam vor allem von Markus Bachmann, Manager beim erfolgreichen Edelmetallfonds von Craton Capital: Institutionelle Anleger, die Pensionsgelder verwalten, mussten drei Jahre ETF-Erfolgsgeschichte abwarten, bevor sie in ETF investieren durften. Da die Drei-Jahre-Frist in Bezug auf die großen ETF inzwischen abgelaufen ist, kommt es auf dem Umweg über diese zu zusätzlich zu erheblicher Goldnachfrage.
Daraus folgt Tipp Nummer drei: Grämen Sie sich nicht, wenn Sie den Absprung bei den - im Vergleich zu den Edelmetallen selbst - viel stärker schwankenden Minenaktien verpassen; denn der Nachfrageschub wird später auch den Minenaktien zugute kommen und ihre Kurse nach der nächsten Korrektur wieder hochtreiben.
Dazu wird es auch einen weiteren Anlass geben, der sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet hat: Nach mehr als einem Jahr Pause fließt den auf Edelmetallaktien spezialisierten Fonds viel Geld zu, das sie investieren bzw. investieren müssen, um sich bei der Endabrechnung für 2007 nicht vorwerfen zu lassen, sie hätten trotz Edelmetallhausse wegen zu hoher Bargeldbestände nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Daraus kann sich sogar ein ähnlicher Effekt ergeben wie um die Jahrtausendwende am Neuen Markt oder zuletzt bei Solaraktien. Auf eine kurze Formel gebracht: Die Hausse nährt die Hausse. Als Indizien für verstärkte Fondskäufe sind mir die gerade zuletzt relativ - im Vergleich zum Jahr 2006 - hohen Kursgewinne von marktbreiten Aktien aufgefallen, wie Barrick und Ende Oktober/Anfang November vor allem auch Newmont.
Nun also zu Tipp Nummer vier: Vergleichen Sie möglichst täglich die Kursentwicklung der in den Indizes XAU und HUI enthaltenen Edelmetallaktien, um ein Gefühl für deren relative Stärke zu bekommen. Schneiden die Aktien der führenden Konzerne dabei gut ab, können Sie sicher sein, dass Fonds auf der Käuferseite sind. Die einfachste Methode: Klicken Sie am Abend (möglichst zum Börsenschluss in den USA) in der rechten Spalte bei kitco.com XAU und HUI an. Sie erhalten dann die Kursbewegungen in tabellarischer Form und können sie bei Bedarf in Ihre eigenen Charts eintragen.
Jetzt noch zu einer viel diskutierten Frage: Bildet der Goldpreis um 850 Dollar je Unze eine Barriere auf dem Weg nach oben? Nein! Denn allein die Tatsache, dass die Goldhausse der 70er Jahre im Januar 1980 bei Preisen um 850 Dollar und die Silberhausse bei Preisen um 50 Dollar abrupt zu Ende ging, hat nichts zu bedeuten, zumal es sich hier nicht um reale, sondern nur um nominale Werte handelt. Woran aber, abgesehen von Schlagzeilen in der Bild-Zeitung, wird man das Ende der Edelmetallhausse erkennen? Kehren wir einfach zum Ausgangspunkt unserer heutigen Überlegungen zurück: Am Momentum, oder noch konkreter, an der - grafisch betrachtet - Fahnenstange, d.h. an einer fast senkrecht nach oben gerichteten Kursentwicklung.
Fazit und Tipp Nummer fünf: Achten Sie darauf, ob diese Entwicklung mit einem One Day Reversal einher geht, also mit der Preis- bzw. Kursumkehr innerhalb eines Börsentags. Und beobachten Sie, wie sich dabei der Silberpreis im Vergleich zum Goldpreis bewegt. Erst wenn eine solche Preisumkehr mit einem Silberpreisanstieg zusammentrifft, der den Goldpreis in den Schatten stellt, ist die Hausse beider Edelmetalle - zumindest vorübergehend - zu Ende.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)