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Aktuelles aus den letzten vier Wochen

13.11.2007  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Thema II: Die sprunghaften Gold- und Silbermärkte

Für viele (uninformierte) Marktbeobachter stiegen die Preise für die Edelmetalle unerwartet an; Sie wissen warum, wenn nicht, lesen Sie bitte die vorhergehenden Absätze nochmals sorgfältig durch. In solchen Zeiten kann es durchaus Sinn machen, auf Zinsen zu verzichten, um die Substanz zu erhalten. Edelmetalle sind prädestiniert für die Substanzerhaltung, aber kaum Renditeanlagen. So sehen es immer mehr Menschen weltweit und die oben geschilderten Zustände werden ein Weiteres tun, um Kapitalströme umzulenken. Die Hinweise auf die völlig überzogenen COT-(also die Futures-Kontrakte)Daten gehen offenbar fehl.

Das Fehlen der üblichen Korrektur lässt ahnen, dass entweder die Nervosität größer ist, als es auf den ersten Blick erscheint, dass "tiefe Taschen" (das sind große und kapitalstarke Käufer) auftreten oder schlicht große Verschiebengen zwischen den Asset-Klassen und/oder Währungen geschehen. Da helfen auch keine Interpretationen von COT-Daten mehr. Wenn noch in absehbarer Zeit neue Daten kommen, z.B. die Level I-II-III-Daten aus anderen Volkswirtschaften z.B. aus Japan, Deutschland und Resteuropa, dann werden wir sehen, ob die optischen und charttechnischen aktuellen Höchstwerte bei Gold von 850 US$ und Silber bei 15,75 bis 16,25 US$ noch eine unüberwindliche Hürde darstellen. Diese an Zahlen orientierten Werte sind ohnehin nur eine Entscheidungshilfe, denn an der Kaufkraft gemessen müsste der Höchststand des Goldes von 1980 (ca. 850 US$) ohnehin auf 2.200 US$ hochgerechnet werden.

Meine kürzlich von GATA mitgeteilten und an Sie weitergereichten Hinweise, dass die US-Regierungsstellen das US-Gold schon wieder bilanztechnisch umbenannt haben, dürfte eine Warnung sein; die Umbu-chungsanregungen der IWF-Fachleute (IWF-Accounting of Gold Reserves - Committee Recommendation“) sind auch erst vor einem halben Jahr geändert worden. Bald werden wir wissen, wie viele Tonnen Gold die Notenbanken noch unterhalten, wenn ihre Verleihungen oder die Gold-Swaps als das verbucht werden, was sie wirklich sind: Veräußerungen über Dritte und keine Goldforderungen, die JEDERZEIT wieder in die Tresore der Notenbanken repatriiert werden können.


Thema III: Spezial-Banken im Feuer der Kritik

Haben Sie das auch gelesen? Morgan Stanley, dieses bewundernswerte Bankinstitut hat sich mit einer großen Anzahl von Kunden über Schadensersatzzahlungen wegen der von der Bank geführten Silber-Metall-Konten geeinigt. Was war geschehen? Kunden, die physisches Silber bei der genannten Bank auf einem Metallkonto gekauft hatten, haben geklagt, als sie feststellten, dass die Bank sie für die Käufe von physischem Silber auf den Konten belastet, ihnen jahrelang die relativ teuren Depotgebühren für die Aufbewahrung von physischem Silber abgebucht hatten, aber nicht über die physischen Bestände an Silber verfügte. Es ist im Sinne der Seriosität der Bank anzunehmen, dass Morgan Stanley zumindest Calls auf Silber gegen die Leerpositionen der Bank (denn die schuldete ihren Kunden ja immerhin das für deren Konten gekaufte und abgerechnete Silber) aufgenommen hatte. Wenn nicht, umso schlimmer, Monte Carlo lässt grüßen….

Machen wir einmal die Rechnung auf und unterstellen, Sie hätten im Jahre 2002 - als ich das erste Mal empfahl, physisches Silber zu kaufen - 1.000 Unzen für Ihr Metallkonto bei der XYZ-Bank gekauft (so wähnten Sie). Die Bank buchte so an die 5.500 US$ als Kosten ab und belastete Sie jährlich mit ansehnlichen Depotgebühren. Nehmen wir an, Ihre Bank sei "konservativ" und habe für Ihre Silberunzen eine Derivatsabsicherung durchgeführt, nach den Regeln der Nobelpreisträger, die den LTCM-Fonds managten, im Form eines Delta-Hedges nach den empirischen Daten, also eine Teilabsicherung vornahmen, für diese Teilmaßnahme 2-4% Ihrer Kaufsumme verwendet. Somit hat die Bank mit Ihrem Geld, das eben nicht - wie Sie es orderten - in physischem Silber angelegt wurde, eine interessante Marge in den letzten Jahren erzielt, denn Ihr Geld hat sie ja für den vermeintlichen Kauf des Silbers zinsfrei eingenommen.

Vorausgesetzt natürlich, Sie forderten nicht Ihr physisches Silber zurück. Wenn die Unzen nicht abgesichert waren, ja was dann? Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken hierzu. Ich meine, physisch erworbenes Silber ist nur dann etwas wert, wenn die Bank die Barrennummern zuteilt oder man die Silber-Eagles oder andere Münzen selbst gesehen hat und verwaltet. Ich bin der festen Überzeugung, dass Morgan Stanley, wenn ich den Vergleich richtig interpretiere, Vorkehrungen getroffen hatte, um das Kursrisiko auszuschließen und dass dies ein einmaliger Vorrang war, der natürlich auf Ihre Bank nicht zutrifft. Aber immerhin hat die Bank jahrelang mit dem Geld der Kunden nahezu zinslos gearbeitet. Ich würde das zynisch den negativen Silber-Carry-Trade von Morgan Stanley nennen. Ganz sicher bin ich mir, dass ich von einem derartigen Institut keinen Silber-ETF kaufen würde.


Thema IV: Benjamin S. (=Shalom) Bernanke: "Inflation is contained oder Die Inflation ist im Griff..."

Als Kind - in Berlin-Tempelhof in einem damals teils ausgebombten Haus wohnend, musste ich für meine Mutter täglich aus dem Keller entweder Holzreste oder Braunkohlen-Briketts für den Ersatzofen - aus alten Kanonenrohren produziert und höchst wirksam - holen. Es waren 79 Stufen vom dritten OG in den für mich so unangenehmen Keller. Ab dem EG begann ich zu singen und zu pfeifen, also ein mustergültiges Stück "Das Pfeifen im Walde".

Heute tut Benjamin S. das gleiche; er weiß, welches Erbe er von Greenspan angetreten hat. Ja, die offiziell mitgeteilte Inflation in den USA ist im Griff, aber leider nur die statistisch geschönte, die Wirklichkeit draußen ist ungleich brutaler. Statistiker, mit denen ich in den USA korrespondiere, schätzen den realen Preisanstieg und den realen Kaufkraftverlust zwischen 8 und 10%. Das ist der Unterschied zwischen der statistisch gewünschten und der (im Geldbeutel) gespürten wirklichen Inflation. Und solange die Vernichtung der überschüssigen Liquidität nicht größer ist als die von den Notenbanken zur Verfügung gestellte neue Liquidität (zum Ausbieten der total überschuldeten Finanzindustrie) wird diese Inflation auch anhalten, denn zuviel Geld "jagt" zu wenig Leistungen. Das nennt man Inflation.

Übrigens: Wegen der "überflüssigen Kosten" (so die US-Regierungskommentare als Argument für das Einstellen der Veröffentlichung der M-3-Werte) der Ermittlung der monatlichen M-3-Zahlen (man nannte mir Kosten von p.a. 300.000 US$) wurde diese wichtige Statistik eingestellt. Ist doch klar, die US-Regierung wollte ihren Bürgern nicht das Thermometer liefern, von dem dann jeder Bürger hätte monatlich leicht ablesen können, wieviel inflationsfördernde Liquidität die FED monatlich zur Rettung der Finanzindustrie geschaffen hat. Die Kosten dieser wichtigen Statistik entsprechen nach meinen Kenntnissen dem Preis eines halben Cruise-Missile-Projektils, das die USA so nachhaltig im Irak eingesetzt und damit den Krieg innerhalb eines Monat erfolgreich abgeschlossen hatten.

Mr. Bernanke darf die realen Werte nicht nennen, sonst müsste er so wie Paul Volcker ab dem Jahre 1980 in gleicher Lage die Zinsen drastisch erhöhen. Was das bei der aufgeblähten US-Schuldenwirtschaft bedeutet, muss ich nicht erklären. Die Kartenhäuser der US-Finanzindustrie (und auch bei uns) würden nach dem Dominostein-Prinzip kollabieren. Also wird solange es geht, die reale Inflation schöngeredet, wird eine Unmenge an neuem Geld in die Märkte gepumpt, um die maroden Finanzinstitute am Tropf zu halten und die überflüssige Liquidität fließt in die vielen Assetklassen, solange bis das süße unmündige Kind vor dem Publikum ausruft, "aber der Kaiser hat ja gar nichts an".

Mein Rat: Stellen Sie sich auf diesen Moment ein.

Ich hoffe, dass ich nicht recht mit meinen Prognosen habe, aber bislang habe ich mich lediglich in der Zeitachse geirrt, Gott sei Dank, muss ich schon sagen: Das brachte uns allen einige zusätzliche friedliche Monate. Wie sagt einer meiner US-Info-Partner immer zum Ende seiner Analysen "Protect yourself = Schütze Dich selbst".

Dem ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz@compuserve.de



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