In Gold We Trust-Report 2023 "Showdown"
24.05.2023 | Ronald Peter Stöferle
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Stöferle ergänzt: "Die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession in den USA verdichten sich bereits." Er führt weiter aus: "Die stark invertierte Zinskurve, ein langsam schwächelnder Arbeitsmarkt, der "Leading Economic Indicator" (LEI) – alle diese Indikatoren lassen wenig Raum für konjunkturellen Optimismus."Weitere Argumente für ein strukturell erhöhtes Inflationsumfeld mit Inflationswellen Zentralbanker fürchten eine Wiederholung der Geschichte wie unter Arthur Burns in den 1970er-Jahren. "Unsere Basisszenario deutet auf eine strukturell höhere Inflation bei höherer Volatilität der Inflationsraten hin", merkt Valek an. Einige der Entwicklungen, die für längerfristige Teuerung sprechen, sind:
De-Globalisierung und Nearshoring
Chronische Budgetdefizite und die zunehmende fiskalische Dominanz
De-Dollarization
Energiepreisabfederungsprogramme
Energiewende, Dekarbonisierung
Aufrüstung und Kriegswirtschaft
Steigende Handelsbarrieren, ökologisch wie auch (geo-)politisch begründet
Sanktionen von nicht genehmen Handelspartnern
Der Trend zur Verstaatlichung von Rohstoffproduzenten
Wie auch die Vergangenheit gezeigt hat, steigt während eines Umfeldes erhöhter Inflationsraten auch die Volatilität der Teuerungsraten. Der Vergleich der derzeitigen Teuerungswelle mit jenen aus den 1970er-Jahren ist in diesem Zusammenhang ein interessanter. Bemerkenswert ist, dass dieser Vergleich, den die Autoren bereits im vergangenen Jahr exakt in dieser Form gebracht haben, auch 12 Monate später immer noch erstaunlich passend ist, wenngleich darauf hinzuweisen ist, dass die Skalierung nicht exakt dieselbe ist.
Der geopolitische Showdown
An vorderster Front des geopolitischen Showdowns stehen der "kollektive Westen" mit den USA als unangefochtene Führungsmacht auf der einen Seite sowie China, Russland und der sich um diese beiden Schwergewichte formende Block auf der anderen Seite. Mit Letzterem assoziiert sich eine beachtliche Anzahl weiterer Schwellenländer u. a. auch formell über Organisationen, die die US-zentrische Weltordnung direkt oder indirekt herausausfordern.
"Als ein zentrales Beispiel einer solchen Vereinigung sind die BRICS-Staaten zu nennen, denen sich 19 weitere Staaten aus Asien, Afrika und Südamerika anschließen wollen", erklärt Valek. "Und gerade diese Staaten haben seit 2008 ihre Goldbestände aufgestockt und ihre US-Dollar-Reserven abgebaut", ergänzt Stöferle.
Dieser Trend hat sich als Folge der Sanktionen gegenüber Russland, wie bereits im In Gold We Trust-Report 2022 prognostiziert, noch einmal beschleunigt. Die aufstrebenden Länder haben die "Militarisierung des Geldes" aufmerksam zur Kenntnis genommen und versuchen nun, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar weiter zu reduzieren. "Eine der wenigen neutralen und liquiden Reservewährungen in diesem politischen Umfeld ist und bleibt Gold", führt Stöferle aus. Die Zentralbankkäufe waren im Jahr 2022 so hoch wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, wobei ein Großteil dieser Zukäufe in der zweiten Jahreshälfte registriert wurde, also nach dem Einfrieren der russischen Währungsreserven.